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Prinz der Düsternis

Prinz der Düsternis

Titel: Prinz der Düsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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voran, als ob wir zu Odams Leuten gehörten. Sadagar und No-Ango, ihr haltet euch dicht hinter uns.«
    »Sie werden den Schwindel durchschauen«, protestierte der Steinmann. »Mythor, das ist verrückt!«
    »Sie sind berauscht, sieh doch hin. Oder hast du einen besseren Einfall?«
    »Nein«, gab Sadagar kleinlaut zu.
    »Hrobon?«
    »Wir versuchen es.«
    »Beeilen wir uns. Wir werden so tun, als habe etwas an der Mauer unsere Aufmerksamkeit erweckt. Dann…« Mythor stockte. Er kniff die Augen zusammen und starrte angestrengt zu den im Kreis Sitzenden hinüber.
    »Was ist denn noch?« fragte Sadagar.
    »Dort liegt genau das, was wir brauchen werden«, flüsterte Mythor.
    »Ich sehe nichts. Wovon redest du?«
    »Später. Zuerst zur Mauer.«
    Hrobon nickte und gab seinen Kriegern ein Zeichen. Einer nach dem anderen traten sie ins Freie, Mythor voran, dann die Vogelreiter. Sadagar huschte aus dem Schatten und direkt hinter Mythors Rücken, während No-Ango hinter Hrobon glitt und mit ihm zu verwachsen schien.
    »Bewegt euch normal, bei Quyl!« flüsterte Mythor. »Wir sind hier zu Hause!«
    Zwei der Krieger blickten auf und winkten ihnen zu, dass sie sich zu ihnen setzen sollten. Einer schwenkte einen großen Krug.
    Mythor und Hrobon verhielten sich so, als hätten sie ihr Vorgehen ein dutzendmal einstudiert. Sie taten so, als wollten sie sich in den Kreis setzen, gingen gerade so nahe heran, wie sie glaubten, es verantworten zu können, ohne dass der Feuerschein sie verriet. Dann blieben sie abrupt stehen und wandten sich der Mauer zu.
    »Was ist mit euch?« fragte der mit dem Krug. »Kommt, bevor der Wein zur Neige geht! Trinkt mit auf die Braut des Prinzen!«
    Mythor fragte sich, woher die Bewohner der Düsterzone an Wein kamen. Allenfalls von Beutezügen in fruchtbaren Gegenden. Er winkte ab und rief, indem er versuchte, die dunklen Stimmen der Krieger nachzuahmen: »Gleich! Mir war, als hätte ich etwas gehört. Wir sehen nach! Bleibt sitzen und hebt uns etwas auf!«
    Einen Augenblick drohte ihm der Herzschlag auszusetzen. Dann aber nickte der Krieger und wandte sich wieder dem Feuer zu. Seine Bewegungen waren schwerfällig, und seine Zunge war die eines Mannes, der nicht nur einen Krug zu viel getrunken hatte.
    »Was für ein Leichtsinn!« schimpfte Sadagar leise, als er sich schnell vor Mythor schob, während dieser sich umdrehte.
    »Halt endlich den Mund!« zischte Hrobon.
    Sie erreichten die Mauer. Mythor blickte sich nicht um. Seine Finger fuhren über den gewachsenen Stein. Er beugte sich vor und sah den dunklen Erdboden langsam vorbeiziehen. Die Yarls – es mochten insgesamt an die zwanzig von ihnen sein, bewegten sich langsam genug, um abspringen zu können. Es war ein erhabenes Bild. Die mächtigen Tiere mit ihren gewachsenen Aufbauten schoben sich wie Berge durch die Nacht.
    »Klettert über die Mauer, schnell«, flüsterte Mythor. Die schaurigen Gesänge der Berauschten machten ein gegenseitiges Verstehen fast unmöglich. Doch solange die Krieger sangen, sprangen sie nicht zu ihren Waffen.
    »Und du?« fragte der Steinmann. »Du hast etwas vor, ich kenne diesen Blick!«
    »Klettert!« Er packte Sadagar unter den Achseln und schob ihn über den Stein. Hrobons Männer waren schon halb über die Mauer. Ihre Köpfe verschwanden im Dunkel dahinter. Mit der Geschmeidigkeit einer Katze folgte ihnen der Heymal.
    »Wartet mit dem Absprung, bis ich bei euch bin!« flüsterte Mythor. Dann wandte er sich um, ohne eine Antwort abzuwarten.
    »He!« brüllte einer der Krieger am Feuer. »Wo sind die anderen?«
    »Etwas hängt am Panzer des Yarls!« rief Mythor mit verstellter Stimme. »Sie sehen nach, was es ist!«
    Der Berauschte schien sich damit zufriedenzugeben. Mythor packte den Griff des Steinschwerts fester, als er sich dem Kreis näherte. Diesmal würden sie ihn erkennen. Diesmal ging es um Augenblicke…
    Zwei Krieger rutschten ein Stück auseinander, um ihm Platz zu machen. Mythor ging zum Schein darauf ein, bis der Feuerschein sein helmloses Gesicht erhellte.
    Er sah, dass drei Krieger in maßlosem Erstaunen den Mund weit aufrissen. Bevor sie auf den Beinen waren, brachten ihn zwei gewaltige Sätze zu den Seilen, die aufgerollt hinter ihnen lagen. Er bückte sich blitzschnell, packte mit der Linken ein Seil, während die Rechte das Schwert schwang. Die ersten Angreifer waren heran. Mythor warf sich das Seil über die Schulter und schlug zwei Berauschten die Schwerter aus den Händen. Andere drangen auf ihn

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