Prinz der Düsternis
ein. Er parierte die wuchtig geführten Schläge, fintierte und tauchte zwischen drei Kriegern hinweg, die sich von hinten auf ihn stürzen wollten. Plötzlich war Hrobon neben ihm und drosch auf die Verfolger ein.
»Lauf!« schrie er Mythor zu. »Ich halte sie auf!«
Mythor zögerte, hatte für einen Moment den Verdacht, dass der Heymal im Kampf den Tod suchte, nachdem er die bitterste Enttäuschung seines Lebens erfahren hatte, doch Hrobon stieß ihn von sich.
Mythor lief zur Mauer, sah Sadagars Kopf ebenfalls erscheinen und warf ihm kurzerhand das Seil darüber. Hrobon kämpfte wie von Dämonen besessen, fällte einen Gegner nach dem anderen und wich nur langsam zurück. Mythor stürmte an seine Seite und sorgte dafür, dass die Krieger nicht in seinen Rücken kamen. Der Wein lähmte ihre Bewegungen. Ihre Schläge, so kraftvoll sie auch geführt waren, verfehlten meist ihr Ziel. Mythor schlug mit der flachen Klinge, während Hrobons Schwert tötete. Zorn erfasste den Sohn des Kometen. Er stieß nun seinerseits den Heymal gegen die Mauer, ließ das Schwert auf die Helme seiner Bedränger schmettern und nutzte die so gewonnene Bewegungsfreiheit, um sich mit einem Satz auf den Mauersims zu bringen. Hrobon ergriff seine Hand und ließ sich hochziehen. Unter seinen Füßen schmetterte Stein gegen Stein.
Sadagar, No-Ango und die beiden Vogelreiter halfen ihnen auf der anderen Seite herab. Wütende Schreie folgten ihnen, als sie zugleich in die Tiefe sprangen. Steinspeere flogen heran und verfehlten ihr Ziel. Der Yarl stampfte weiter. Die Fackeln in den Händen der Krieger, die nun wütend auf die Mauer kletterten, reichten nicht mehr aus, um die Nacht dort zu erhellen, wo die Gefährten in die Dunkelheit flohen. Sie rannten, bis sie sicher sein konnten, nicht verfolgt zu werden.
Vor ihnen türmte sich der von vielen Lichtern erhellte Palast des Prinzen Odam auf, der von seinem Yarl davongetragen wurde. Weitere Riesen rückten von hinten heran und drohten die sechs niederzustampfen, die sich nun zwischen ihnen vorkamen wie Zwerge. Doch sie waren schneller.
Es kostete Mythor einige Überwindung, der finsteren Wand im Süden entgegenzulaufen, die nun zum Greifen nahe erschien. Immer knapper wurde der Abstand zum Palast, auf dessen Mauern sich zu aller Überraschung noch keine Krieger zeigten, obwohl das Wutgeschrei vom anderen Yarl weithin zu hören war. Zum erstenmal fragte sich Mythor, ob Odam sich allein im Palast aufhielt – mit der Prinzessin.
Im Laufen nahm er dem Steinmann das Seil ab und knotete eine Schlinge hinein. Das Tuch, das er sich schon im Kerker vom Gesicht gerissen hatte, hing lose um seinen Hals. Die Zone des Goldenen Staubes schien hier zu Ende zu sein. Dennoch spürte Mythor, wie sich die Schlacke weiter in seine Gesichtshaut fraß.
Riesig wuchs der Palast in die Höhe, ein lichterner Glanz von finsterer Schönheit. Mythor hörte Sadagar neben sich schnaufen und hoffte, dass die Gefährten so lange durchhielten, bis sie den Yarl erklettert hatten. Hrobon wirkte frisch. Seine Augen blitzten in der Dunkelheit.
Endlich waren die sechs heran. Mythor blieb für einen Augenblick stehen, um sich zu vergewissern, dass keine Verfolger von den anderen Yarls abgesprungen waren und sie hetzten. Dann suchte er nach einem Vorsprung an den Palastmauern, um den er das Seil werfen konnte. Er fand ihn in einem aus einer niedrigen Mauer ragenden Zacken, der aufrecht in den Himmel wies.
Wieder rannte er los, gefolgt von Sadagar, No-Ango und den Vogelreitern. Darauf achtend, nicht zu nahe an die hinteren Beine des stampfenden Riesen zu kommen, schwang er das Seil über den Kopf und warf es im Laufen. Zweimal musste er den Versuch wiederholen, bevor die Schlinge sich um den Vorsprung legte.
Mythor half No-Ango als letztem auf den Rückenpanzer. Auf engstem Raum standen die Gefährten beieinander, zwischen scharfen Zacken, die wie Stacheln aus dem Panzer wuchsen, und niedrigen Mauervorsprüngen. Eine unheimliche Stille umfing sie. Vor ihnen ragten die Mauern des Palasts in die Höhe, und jenseits des Abgrunds zwischen den einzelnen Yarls standen Krieger mit Fackeln auf den wandernden Riesen, vor Entsetzen stumm geworden und gelähmt.
»Weiter!« drängte Mythor.
Er lief voran, übersprang gefährliche Vorsprünge und fand zu seiner Überraschung das Tor zu einem kleinen Innenhof weit offen. Es war aus Eisen, nicht wie erwartet auch aus Stein.
Hrobon drängte an ihm vorbei in den Hof, das Schwert zum Schlag
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