Prinz für die Köchin
Sie, was ich mache, sind Statements in 3-D«, erklärte Bunny Doucet mit munterem Lächeln. Sie saß mit Imogen auf dem roten Samtsofa im Paperback Wonderland. »Richtig politisch.« Nachdem sie eine große Auswahl von Imogens Kanapees gekostet hatte, hatte die junge Amerikanerin die Sichtung des vorgeschlagenen Menüs für ihre Valentinstags-Party abgeschlossen, indem sie ihre vollste Zufriedenheit bekundete. Jetzt drehte sich die Unterhaltung um Bunnys Hauptzeitvertreib – ihre Kunst, die sie in einer Galerie am Ort auszustellen hoffte.
Obgleich ihre Kundin weiterhin nicht damit herausrückte, was für Kunstobjekte sie genau kreierte, bekam Imogen allmählich einen ersten Eindruck – Bunnys Kunstwerke klangen weniger »reizend« als vielmehr reichlich seltsam. Sie hatte eine wehmütige Bewunderung für »das Shoreditch-Viertel von London« geäußert; es sei immer ihr Traum gewesen, dort zu wohnen, ganz in der Nähe der Chapman-Brothers und Tracey Emin. Imogen nickte, doch es fiel ihr schwer, jemanden, der nach außen hin so züchtig und korrekt war, mit etwas so Unordentlichem wie zum Beispiel Tracey Emins »Unmade Bed« in Verbindung zu bringen.
»Im Augenblick arbeite ich gerade an einer neuen Serie«, fuhr Bunny fort. »Aber ich bin noch in der Vorbereitungsphase, meistens fuhrwerke ich noch mit Chemikalien herum.«
»Was denn für Chemikalien?«, fragte Imogen neugierig.
»Also, wissen Sie, das ist mein kleines Geheimnis«, kicherte Bunny. »Aber wenn Sie möchten, zeige ich Ihnen die Stücke, wenn sie fertig sind.«
»Das wäre toll«, antwortete Imogen und drehte sich um, als sie Mitchs Schritte aus dem Lager zurückkehren hörte, wo er gesteckt hatte, als Bunny gekommen war. Als sie die beiden miteinander bekannt machte, merkte Imogen sofort, dass Mitch mal wieder nicht gut drauf war. Prompt nahm die Bekanntschaft zwischen ihm und Bunny keinen besonders guten Anfang.
»Entschuldigen Sie, Sir«, sagte Bunny höflich. »Sie haben wohl nicht zufällig irgendwelche Kunstbücher in Ihrer wundervollen Buchhandlung?«
»Was meinen Sie denn mit Ku-nnn-stbücher?«, ahmte Mitch die gedehnte Sprechweise seiner Kundin nach und achtete nicht auf Imogens flehende Blicke. Herrgott noch mal! Wenn er es darauf anlegte, dass sie ihren ersten Catering-Job gleich wieder los war, dann war er auf dem richtigen Weg. »Wo kommen Sie her, Kindchen?«, fragte er streng.
»Aus Charleston, South Carolina«, antwortete Bunny strahlend. »Und ich meine wohl zeitgenössische Kunst, etwas mit einem winzigen bisschen Schockwirkung, wissen Sie?«
Mitch schaute himmelwärts und brummelte: » Un sinn, Miss Scarlett«, ehe er auf den Raum mit den schwarzrückigen Büchern zustrebte, wo die meisten Kunstbücher untergebracht waren.
»Er ist wirklich nett«, sagte Imogen rasch, »wenn man ihn erst kennt.«
»Oh, keine Sorge. Mit dem werde ich fertig«, antwortete Bunny mit unerschütterlicher Ruhe. »Ich hatte schon öfter mit Yankees zu tun.«
Als Mitch zurückkam, klatschte er ein großes buntes Buch auf den Ladentisch und sagte: »Okay, Leute! Gilbert und George – die machen ein paar richtig tolle Sachen mit ihren Körpersekreten. Möchten Sie so was? Oder vielleicht wollen Sie lieber Ihre Mommy anrufen und sich Rat holen?«
Offensichtlich nahm er Bunnys professionelle Angespanntheit nicht ernst.
Die junge Amerikanerin blätterte gelassen die Illustrationen des Buches durch, dann blickte sie zu Mitch auf. »Ich möchte Ihre Freundlichkeit ja wirklich nur sehr ungern ausnutzen, Sir, aber haben Sie vielleicht irgendwelche Fotografien von Robert Mapplethorpe? Diese wundervollen Nahaufnahmen von Genitalien – kennen Sie die?«
Imogen lächelte ein wenig.
»Ja – ich glaube schon«, brummte Mitch und strich sich unbehaglich den schmalen Schnurrbart. »Darf’s sonst noch was sein?«
»Nun ja, ja«, sagte Bunny munter. »Wissen Sie, was wirklich das Größte für mich wäre? Etwas über Jeff Koons und diese pornografischen Kunstwerke, die ihn mit seiner Frau zeigen.« Mitch sah sie mit schmalen Augen an, dann machte er auf dem Absatz kehrt, um das Verlangte herbeizuschaffen.
»Also«, meinte Bunny und sah Imogen an, die zurückgrinste. »Irgendjemand hat mir einen Flyer für eine Party morgen Abend in die Hand gedrückt, in dieser Tiki-Bar – die mit dem komischen Namen.«
»Das Koud’Soleil«, half Imogen ihr aus. »Das heißt auf Französisch Sonnenbrand.«
»Oh, das hört sich unheimlich lustig an. Ich möchte
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