Prinz für die Köchin
Knoblaucharoma auf den Tisch, das er für ihr gemeinsames Festessen zubereitet hatte. Sie setzte sich und sah zu, wie er mit der Suppenkelle bourride erst in ihre und dann in seine Schale füllte.
»Nein«, verkündete Bastien und nahm ihr gegenüber Platz. »Ich werd’s nicht tun.«
»Oh! Wieso denn nicht?«
Sie sahen einander an. Es war interessant, dachte Imogen bei sich, dass Bastiens friedfertiges gutes Aussehen so sehr auf ein sonniges, sorgloses Gemüt schließen ließ. Nichts war ferner von der Wahrheit. Er nahm sich alles sehr zu Herzen, und wie sich herausgestellt hatte, war er alles andere als sorglos.
»Weil ich dich wirklich gernhabe. Das weißt du doch, Imogen.«
Beschämt schlug Imogen die Augen nieder. Würde man sie zwingen, ihre Gefühle ganz ehrlich zu erforschen, so müsste sie sagen, dass sie Bastien gern mochte, mehr aber wahrscheinlich nicht. Um irgendetwas zu tun, kostete sie von seinem Fischeintopf. Er war göttlich.
»Wenn ich dich noch mal küsse, dann weil du es willst«, fuhr er ernst fort. »Nicht als Experiment.«
Imogen seufzte reumütig. Er hatte ja recht. Sie sollte nicht so leichtfertig mit ihm umspringen. Und doch, trotz allem …
Wie sollte sie sonst herausfinden, ob er derjenige war, nachdem er sich weigerte, es ihr freiwillig zu sagen?
»Hast du die Karte bekommen, die ich dir zum Valentinstag geschickt habe?«, erkundigte sich Bastien.
»Die, auf der von Passionsfrüchten die Rede war?«, fragte Imogen betreten. »Ich dachte mir schon, dass die bestimmt von dir war.«
»Ja. Dann weißt du ja, was ich fühle, nicht wahr? Also, falls du beschließt, dass du etwas für mich empfindest«, fuhr er fort, »und nur dann – dann küsse ich dich mit Vergnügen, so viel du willst.«
Bastien verstand wirklich etwas von Romantik, dachte Imogen. Seine Beredsamkeit rührte sie. Sie war schwer versucht aufzuspringen und ihn hier und jetzt zu küssen, ob er nun wollte oder nicht. Dann besann sie sich eines Besseren. Wie lautete noch mal Faustinas korsische Redensart? Ein erzwungener Kuss war keinen Pfifferling wert? Jedenfalls irgendetwas in der Art. Es stimmte. Wenn sie sich diesen Kuss von ihm stahl, war es unwahrscheinlich, dass dabei irgendetwas ans Licht kam, das sie wissen wollte. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. Sie musste warten.
Ein ähnliches Gespräch hatte im La Sirène mit Dimitri stattgefunden, wo Imogen ihm zu seinem üblichen Stehplatz gefolgt war – am Flipperautomaten – und dann unentschlossen neben ihm gestanden und auf eine Eingebung gewartet hatte. Er hatte einen Blick über die Schulter geworfen und gefragt: »Willst du auch mal?«
»Oh nein, ich weiß gar nicht, wie das geht.«
Ohne sie richtig anzusehen, hatte er sie in seine Arme gezogen, so dass sie vor ihm stand, das Gesicht dem Automaten zugewandt.
»Leg die Finger da drauf, so«, wies er sie an, positionierte ihre Hände und legte seine darüber. Dann blies er sich ihr Haar aus dem Gesicht. »Und überlass das Spielen mir.«
Das Spiel begann, und ihre Körper fingen an, wie einer vor- und zurückzuschwanken. Also, das habe ich mir jetzt selbst eingebrockt, dachte Imogen mit heißem Gesicht. Sie warf einen raschen Blick zu dem Tisch hinüber, wo die anderen aus dem Boustifaille saßen. Larissa musterte sie wie immer mit finsterer Miene, Bastien jedoch kehrte ihr den Rücken zu. Ein Glück. Monty sauste zwischen den Beinen des Flipperautomaten herum, völlig fasziniert von dem Piepen und Klingeln.
Dimitri erreichte wie üblich eine hohe Punktzahl, und Imogen schaffte es, sich ihm zu entwinden, als er einen Arm von ihr löste, um triumphierend in die Luft zu boxen. Sie drehte sich zu ihm um und trug stammelnd und errötend ihr Anliegen vor. Dimitri nahm ihre Vorstellung mit allen Anzeichen des Genusses zur Kenntnis und lachte dann schallend los. »Das ist ja super. Du hast also doch beschlossen zu betteln.«
»Ich bettele doch überhaupt nicht«, widersprach Imogen gereizt. Rasch pflückte sie seine andere Hand von ihrem Hintern und trat zur Seite. »Ich frage dich, ob du mir einen kleinen Gefallen tun kannst.«
»Sag ›bitte‹.«
»Bitte«, quetschte Imogen zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und fügte im Geiste hinzu »Du Drecksack!« Ja, sie stand ein bisschen auf ihn, gestand sie sich ein. Und es war ja möglich, dass er sie lieber mochte, als er es sich anmerken ließ. Aber er war auf jeden Fall der nervtötendste Kerl der Welt.
»Hey, Alter! Hey, kleine
Weitere Kostenlose Bücher