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Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Leibwächter, rissen ihn zurück, hoben ihn eine Mannhöhe empor und schleuderten ihn mit voller Wucht gegen die Wand des Festsaals. Als der Körper des Wächters am Steingemäuer reglos hinabrutschte, blieb seine Kleidung an einem mehrarmigen gusseisernen Leuchter hängen, der mit brennenden Kerzen bestückt war. Die Flammen griffen kurz auf die Kleidung über und erstickten dann. Ein verbrannter Geruch verbreitete sich. Der Magier schleuderte den letzten Wurfdolch auf ihn, der dem Mann in den aufgerissenen Mund fuhr.
    Abrynos straffte seine Gestalt, schaute in die Runde und verzog dabei höhnisch das Gesicht. „Ihr wollt mir Euer Gesetz aufzwingen?“, fragte er, und die pfeilförmige Magierfalte auf seiner Stirn trat dabei besonders deutlich hervor.
    Da er die Begleiter des Gesandten allesamt dahingemetzelt hatte, wandte sich dieser an Fürst Payu. Einen Magier zu töten forderte vielleicht einen hohen Blutzoll, aber andererseits war es auch für einen sehr mächtigen Magier unmöglich, allein eine größere Zahl von gleichzeitig angreifenden Kriegern abzuwehren, selbst wenn die weder Abschirmungsritualen unterzogen worden waren noch über eine starke innere Kraft verfügten, wie sie den Nachfahren Barajans und in unterschiedlich starkem Maß den Drachenreiter-Samurai eigen war. Es war einfach nicht möglich, die Seelen zu vieler Gegner zu beherrschen oder alle ihre Angriffshandlungen vorauszuahnen, sodass man sie rechtzeitig abwehren konnte.
    „Unternehmt etwas, Fürst Payu!“, kreischte der Gesandte Sun. „Oder wollt Ihr zulassen, dass dieser Magier-Dämon die Hausehre des Fürsten vom Südfluss schändet! Ihr müsst …“
    Seine nächsten Worte gingen in einem Röcheln unter. Er griff sich an den Hals, lief dabei dunkelrot an und rutschte von seinem kunstvoll gefertigten und mit Drachenköpfen verzierten Sitz. Auch die aus dem dunklen Holz geschnitzten Drachenköpfe erwachten für einen Moment zum Leben und stießen fauchende Laute aus, während der kaiserliche Gesandte Sun Ko Sun tot und mit starrem Blick zu Boden sank.
    „Was fällt Euch ein, hier einzudringen und mich zu beleidigen, indem Ihr meine Gäste tötet?“, rief das der Fürst vom Südfluss erbost. „Und wer gibt Euch das Recht, die Gesetze des Kaisers zu missachten? Wenn Ihr gekommen seid, den Krieg zwischen Drachenia und dem Reich Magus zu verkünden, so sollt Ihr dafür einen hohen Preis zahlen!“
    Die Drachenreiter des Fürsten hatten die Hände bereits an den Schwertgriffen, doch noch wagte es keiner, die Waffe hervorzuziehen.
    Der Weise Liisho trat vor. Der Gesandte und seine Bewacher waren tot und konnten in keinem Fall mehr berichten, was sie im Festsaal von Sukara gesehen hatten. Daher wohl sah Liisho keine Notwendigkeit mehr, sich zu Rajins Schutz zurückzuhalten. „Ein paar schwache Seelen zu meucheln ist keine Kunst, der Ihr Euch rühmen könntet!“, rief er. „Wie wäre es, wenn Ihr Euch einen Gegner sucht, der Euch an Kräften zumindest ebenbürtig ist?“
    Der Magier wandte den Blick mit fast schon provozierender Gelassenheit in Liishos Richtung. „Ich habe viel über Euch gehört, Weiser Liisho“, sagte er; offenbar hatte er den weißbärtigen ehemaligen Berater der Kaiser von Drakor durch eine geistige Berührung erkannt. „Und seid versichert, ich empfinde große Hochachtung für jemanden, der sich durch mühevolle Studien und Arbeit Fähigkeiten erworben hat wie die, die dem Volk der Magier von Geburt an gegeben sind.“
    Liisho trat vor, doch Rajin hielt sich weiterhin im Hintergrund. Er begriff, dass der Weise durch seinen Auftritt auch versuchte, die Aufmerksamkeit des Magiers vom eigentlichen Ziel seiner Suche abzulenken. Und das konnte nur er, der Prinz von Drakor und eigentliche Thronerbe sein.
    Ja, Rajin war sich sicher, dass Abrynos seinetwegen gekommen war, auch wenn er den eigentlichen Grund dafür nicht kannte. Aber der Großmeister von Magus hatte schon immer seine ganz eigenen Pläne im Ränkespiel der fünf Reiche verfolgt. Einem Ränkespiel, das auch in Zeiten tiefsten Friedens noch immer von allen Seiten betrieben wurde.
    „Was führt Euch her?“, rief Liisho und trat noch einen Schritt vor. Der Weise hatte weder Schwert noch Drachenstab bei sich und trug lediglich die Kutte eines einfachen Mönchs im Dienst der Kirche des Unsichtbaren Gottes. Aber die schärfste Waffe war ohnehin nicht das Schwert, wie Liisho in seinem überlangen Leben immer wieder erfahren hatte, sondern der Geist. Auf Werkzeuge

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