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Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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angetreten hatte. Noch immer wurden in unregelmäßigen Abständen willkürliche Verhaftungen vorgenommen. Es konnte den adeligen Samurai ebenso treffen wie den einfachen Tagelöhner, der sich ein paar Münzen damit verdiente, den Drachenkot aus den Pferchen zu entfernen. Die Schuld der Betroffenen musste nicht eigens festgestellt werden. Manche mochten sich ketzerischer Bewegungen angeschlossen haben, die sich gegen die Dogmen der Kirche von Ezkor wandten, mit deren Priesterschaft Katagi ein auf wackeligen Füßen stehendes Bündnis eingegangen war, um seine Herrschaft zu sichern. Andere waren vielleicht die Verwandten von Personen, die im Verdacht standen, gegen den Herrscher eine Verschwörung zu planen. Ganz wenige schmachteten unten in den kargen, feuchtkalten Zellen, weil sie tatsächlich an Attentaten oder Sabotageakten gegen Katagis Regierungsapparat beteiligt gewesne waren. Diese wenigen hielt man am Leben, wenn man glaubte, aus ihnen noch brauchbare Informationen über Mitverschwörer herauspressen zu können.
    Von den anderen Gefangenen, die einfach nur willkürlichen Verhaftungen zum Opfer gefallen waren, ließ Katagi regelmäßig einige frei. Dies wiederum erfolgte ebenso willkürlich wie zuvor die Festnahmen, und es diente wie diese dem Zweck der Verbreitung des puren Entsetzens. Denn die Davongekommenen sollten berichten, was sie gesehen und am eigenen Leib erfahren hatten. Auf diese Weise wollte Katagi jene von ihren Vorhaben abschrecken, die sich vielleicht gegen den Kaiser stellen wollten.
    Schauerliche Schreie hallten in den Gewölben wieder und bildeten einen vielstimmigen grausigen Chor, wie er ansonsten nur in den Gefilden der Verdammten erklingen mochte, wo der Lehre der Priesterschaft von Ezkor zufolge die Sünder nach ihrem Tod zu büßen hatten. Für Lord Drachenmeister Tarejo waren diese Schreie jedoch ein Wohlklang. So oft es seine Verpflichtungen als Lord Drachenmeister und damit Oberster Kommandant der drachenischen Kriegsdrachen-Armada zuließen, begab er sich in die Verliese und frönte seiner düsteren Leidenschaft. Manchmal sah er nur zu, was die Folterknechte taten. Bisweilen reichte ihm auch der Klang der gequälten Stimmen schon, um eine finstere Erregung zu erzeugen und ihm schließlich Befriedigung zu verschaffen. Aber allzu oft konnte er einfach nicht anders, als den Folterern die Werkzeuge ihrer grausigen Kunst aus den Händen zu nehmen und sich selbst an den bedauernswerten Opfern abzureagieren.
    Für das Opfer bedeutete dies einen sicheren, allerdings nicht allzu langsamen Tod, denn es fiel Tarejo oft genug sehr schwer, seine düstere Neigung zumindest so weit zu bezähmen, dass der Gefolterte nicht starb, bevor er jene Fragen beantworten konnten, deretwegen man ihm der grausigen Prozedur unterzog.
    Das Licht von einem halben Dutzend Fackeln flackerte an den feuchten Steinmauern der Gewölbe. Ein unbeschreiblicher Gestank mischte sich mit dem durchdringenden Modergeruch, der an diesem Ort inzwischen allgegenwärtig war, seit man der Wasserplage durch die Fünf-Monden-Fluten nicht mehr Herr wurde.
    Ein blutüberströmter menschlicher Körper war an den Fußgelenken aufgehängt worden und schwang wie ein Pendel von links nach rechts und wieder zurück. Ein stöhnender Laut klang dumpf durch den Raum und erzeugte ein schwaches Echo. Der Folterknecht zur Linken stocherte mit einer armlangen Eisenzange in glühenden Kohlen herum.
    Tarejos Nasenflügel bebten. Schweiß perlte dem Lord Drachenmeister auf der Stirn, und in seinen unruhig blickenden Augen leuchtete der Wahnsinn.
    „Gebt mir das Eisen!“, befahl Tarejo. Er streckte die Hand aus.
    „Wie Ihr befehlt, Lord Drachenmeister!“
    „Macht schneller!“
    „Gewiss.“
    Die Schreie, die bald darauf durch das Gewölbe schallten, erleichterten den quälenden, finsteren Drang, der Tarejos Seele beherrschte, zumindest für ein paar Augenblicke.
     
     
    Zur gleichen Zeit widmete sich auch Katagi seiner Leidenschaft.
    In seinem Gemach erwartete ihn eine junge Frau in der traditionellen Tracht des niederen Adels. Regelmäßig wurden ihm junge Frauen zugeführt, die dann für eine Weile Katagis Mätresse waren, bis er das Interesse an ihnen verlor.
    Sich offiziell zu vermählen kam für ihn derzeit nicht in Frage. Das hatte mehrere Gründe. Einerseits schürte er unter den Häusern des hohen Adels durchaus die Hoffnung, dass dereinst eine ihrer Töchter von Katagi zur Kaiserin gemacht werden könnte. Natürlich dachte er nicht im

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