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Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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sich an Lordoberst Ken. „Wir haben noch ein anderes Problem, das bisher ungelöst ist“, sagte der Kaiser und deutete mit dem Finger auf die Provinz am Südfluss.
    Lordoberst Ken senkte das Haupt. „Ja, Herr, ich weiß, was Ihr meint.“
    „Man muss das Feuer austreten, bevor es sich zum Flächenbrand ausweitet“, sagte Katagi.
    „Wie recht Ihr habt.“
    „Mein Lord Drachenmeister war leider in der Vergangenheit nicht einmal in der Lage, den Brandherd zu finden. Vielleicht erweist Ihr Euch als fähiger.“
    „Mein Kaiser weiß, dass ich stets mein Bestes gebe.“
    Katagi verzog das Gesicht zu einer höhnischen Grimasse. „Das solltet Ihr auch. In Eurem eigenen Interesse. Unser eben erwähnter Lord Drachenmeister zum Beispiel widmet sich für meinen Geschmack viel zu wenig der Bekämpfung dieses Rebellionsgespenstes, das seit einiger Zeit im Reich umgeht, und dafür umso mehr seinen allseits bekannten düsteren Leidenschaften. Ich kann Euch nur den Rat geben, Eure Prioritäten sorgfältiger zu wählen, Ken Ko Sajiro!“
    „Sehr wohl.“
    „Wir stammen aus demselben Haus und vom selben Blut. Darum setze ich ganz besondere Hoffnungen in Euch, wenn Ihr versteht, was ich meine … Cousin!“
    Ken verneigte sich tief. „Ich verstehe durchaus.“
     
     
    Lord Drachenmeister Tarejo hatte eine eigenhändig verschlüsselte Nachricht mit sympathetischer Tinte auf ein Pergament geschrieben. Erst wenn man das Pergament leicht erhitzte, konnte man die Zeichen erkennen. Aber ihre Botschaft enthüllten sie nur dem, der das Verschlüsselungssystem kannte. Am Hof von Drachenia gab es eine lange Tradition in der Kodierung von Nachrichten. Bevor sich der Glaube an den Unsichtbaren Gott überall im Drachenland durchgesetzt hatte, war vor allem im Altland und in Tambanien die Lehre des Weisen Yshii sehr verbreitet gewesen, die davon ausging, dass es eine alles durchdringende, auf Gesetzmäßigkeiten basierende Ordnung gab, und die die Mathematik als eine heilige Wissenschaft ansah. Inzwischen hätte es zwar kein drachenischer Samurai des Altlandes mehr gewagt, die Existenz des Unsichtbaren Gottes in Frage zu stellen und eine kalte mathematische Ordnung an dessen Stelle zu setzen, doch trotzdem hatte sich in vielen Adelshäusern die Liebe zur Mathematik und die Freude an der Erfindung ausgeklügelter Verschlüsselungssysteme erhalten. Allerdings war die Beschäftigung damit vielfach auf den Status eines Gesellschaftsspiels herabgesunken, mit dem sich altländische Adelige die langen Winterabende auf ihren Landsitzen vertrieben.
    Tarejo hatte die Nachricht einer ausgeruhten Zweikopfkrähe am den Körper gebunden, die sie sicher nach Seeborg zum Haus des drachenischen Gesandten bringen würde. Danach begab er sich in die Kellergewölbe. Manche sagte, dass das Gelände unterhalb des Kaiserpalastes bis zu zehn Stockwerke tief mit einem Labyrinth aus Gängen und Verliesen unterhöhlt war. Genau hätten das vielleicht diejenigen gewusst, die noch zu Zeiten des alten Kaisers Kojan ihren Dienst im Palast getan hatten. Aber Katagi hatte gleich nach seiner Machtübernahme den Befehl gegeben, alle Getreuen seines Vorgängers umzubringen. Die freiwerdenden Posten waren mit denen besetzt worden, die Katagi bei seinem Umsturz geholfen hatten.
    Aber nicht in jedem Fall hatte sich das als sonderlich klug erwiesen. So hatte man auch den kaiserlichen Gewölbemeister hinrichten lassen, der für die Verwaltung der unterirdischen Bereiche des Palastes von Drakor verantwortlich war. Zu spät hatte man bemerkt, dass eine der Hauptaufgaben des Gewölbemeisters darin bestanden hatte, dafür zu sorgen, dass sich nicht Teile dieser Gewölbe mit Meerwasser füllten, das immer wieder – vor allem bei den periodischen FünfMonde-Fluten – in die Anlagen drängte. Ein kompliziertes System von Abflüssen hatte bei diesem Problem für Abhilfe gesorgt.
    Aber in den ersten Jahren nach der Thronbesteigung Katagis hatte es niemanden im Palast gegeben, der sich damit auskannte. Die Wasseransammlungen waren zudem vielfach zu spät bemerkt worden, sodass es zu ernsthaften Schäden an den Fundamenten des Palastes gekommen war.
    Ein Teil des Kellers stand nun permanent unter Wasser, und die Feuchtigkeit zog sich die Wände empor. Jene Gewölbe, die davon noch nicht betroffen waren, dienten einem düsteren Zweck – der Verbreitung von purem Grauen.
    Die Herrschaft des Schreckens durch den Schrecken – so lautete die Maxime, nach der Katagi seine Regentschaft

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