Prinz Rajin - Der Verdammte
Oberhaupt der Verschwörung des Usurpators angeschlossen.
Das Haus Sun war dafür von Katagi reich belohnt worden: Es hatte zahlreiche hohe Ämter erhalten, außerdem Ländereien nördlich der an den Ufern des Alten Flusses gelegenen Stadt Menda. Der Alte Fluss bildete die Grenze zwischen dem drachenischen Altland mit der Kaiserstadt Drakor und dem Neuland, der größten Provinz des Reichs, die sich bis zur Küste des mittleren Meeres erstreckte. Da die Familie Sun durch Katagis Gnade an den Brückenzöllen des Alten Flusses beteiligt war und außerdem noch einen Anteil der auf alle Drachentransporte erhobenen Steuer erhielt, waren ihre Mitglieder zu schier unermesslichem Reichtum gelangt.
Sun Ko Sun war ein feister Mann von Anfang zwanzig. Er hatte weder eine Ausbildung zum Drachenreiter-Samurai absolviert, wie es eigentlich seinem Stand angemessen gewesen wäre, noch hatte er sonst irgendetwas gelernt. Vor achtzehn Jahren, als Katagi das Kaiserpaar ermordet hatte, war Sun noch ein Kind gewesen. Jetzt erntete er die Früchte dessen, was sein Vater und dessen Brüder durch ihre Beteiligung am Umsturz gesät hatten, und zwar in Form von Reichtum und Privilegien.
Im Grunde wurde das Bankett zu Suns Ehren gegeben, denn auch wenn dem Fürsten vom Südfluss in die Einzelheiten seiner Regierungsgeschäfte normalerweise niemand hereinredete, so war der Gesandte Sun letztlich im Namen des Herrschers von Drakor weisungsbefugt. Daran änderte auch seine Unerfahrenheit und sein mangelndes Wissen in der Regierungskunst nichts, denn Suns Familie galt nun einmal das Wohlwollen Katagis, der ihr verpflichtet war.
Auch die Kirche des Unsichtbaren Gottes hatte einen Legaten aus der Heiligen Stadt Ezkor entsandt. Dass dies weniger deshalb geschehen war, um den Fürst vom Südfluss zu ehren als vielmehr den Gesandten Sun, war Payu durchaus bewusst.
Der Weise Liisho und Prinz Rajin befanden sich ebenfalls unter den Gästen. Liisho trug die Kutte eines einfachen Priesters des Unsichtbaren Gottes und Rajin die Festtagsgewandung eines Land-Samurai aus dem Grenzland, was an verschiedenen an den Schultern aufgestickten Zeichen zu erkennen war. Da die Samurai-Familien des Grenzlandes eher ungesellig waren, kannten sie sich untereinander kaum, und so fiel es nicht weiter auf, wenn eines der unbedeutendsten Häuser einen bisher unbekannten Jüngling zum Festbankett nach Burg Sukara schickte.
Da sie selbst wenig Sinn für derartige Gesellschaften hatten und im Grunde froh waren, wenn sowohl der Fürst als auch der Kaiser sie nicht mit irgendwelchen Dekreten belästigten, kam es häufig vor, dass die grenzländischen Samurai ihren Nachwuchs kurz nach Abschluss der Ausbildung als offizielle Vertreter ihrer Familien nach Sukara entsandten. Dies beinhaltete auch die Hoffnung, dass sie auf der fürstlichen Burg eine standesgemäße Partnerin zur Heirat fanden, was in der Ödnis ihrer abgelegenen Heimat kaum möglich war.
Rajin lauschte den Gesprächen ringsum und hielt sich selbst nach Möglichkeit zurück. Besonders, was die Begleiter des Gesandten Sun untereinander redeten, interessierte ihn.
Katagis Überfall auf Winterland hatte zwischen Drachenia und dem Seereich einen Krieg ausgelöst. Noch gab es offenbar nur wenige direkte Kampfhandlungen, dafür machte es sich bereits bemerkbar, dass die Seemannen kein Drachenfutter mehr lieferten, und angeblich wurde Stockseemammut in den Hafenstädten des Neulandes bereits rationiert.
„Die Drachen in den Pferchen brüllen schon aus Protest gegen die kleinen Rationen“, berichtete einer der Männer, die den Gesandten begleiteten, ein einfacher Drachenreiter, der in den Diensten des Hauses Sun stand und sich übertrieben weltläufig gab, da er den Gesandten bereits in alle Teile des Reiches begleitet hatte. Er habe gehört, dass die Seemannen die Flotte der Tausend Schiffe in der Bucht von Seeborg sammelten, aber Kaiser Katagi und sein Lord Drachenmeister seien zuversichtlich, mit den Barbaren schnell fertig zu werden. „Die Mägen der Drachen werden nicht lange knurren.“
„Uns hier im Süden macht vor allem Sorge, wie sich die Tajimäer in diesem Konflikt verhalten“, äußerte daraufhin ein Samurai aus dem Oberen Südflussland. „Schließlich leben wir hier in direkter Nachbarschaft des Luftreichs, und die Kampfkraft der schwebenden Schiffe ist jener unserer Kriegsdrachenarmada gewiss ebenbürtig.“
„Die Tajimäer sehen natürlich alles, was wir tun, mit großem Misstrauen. Aber um
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