Prinzen der Nacht (Volume II) (Die Traumdämonen-Saga) (German Edition)
ganze Welt gegen ihn? Ein Schmerz breitete sich in seiner Brust aus und erschwerte ihm das Atmen bei dem Gedanken, diese wundervolle Frau nicht mehr sehen zu können. Aber es war ein ungeschriebenes Gesetz, das dem Schwächeren, in diesem Fall Yven, den Vorrang einräumte.
14.
Morris schlief bis in den Mittag hinein. Die nächtlichen Ereignisse kamen ihm jetzt vor wie ein schlechter Film. Leia, die er halb bewusstlos am Strand aufgelesen und der Streit mit Payton, der ihm den Rest gegeben hatte. Auch nach einer ausgiebigen, eiskalten Dusche fühlte er sich immer noch nicht klar. Seine Sinne und seine Gefühle waren getrübt, als hafte ein schlieriger und schleimiger Film auf ihnen. Er schlüpfte in eine Sporthose und ein altes T-Shirt und joggte zwei Stunden durch den Park. Aber auch das brachte ihm nicht die erhoffte Erleichterung.
Morris hatte sich gerade einen Kaffee bei Starbucks geholt, als sein Handy klingelte. Eine unbekannte Nummer erschien auf dem Display. Erst wollte er den Anruf ablehnen, dann ging er doch ran.
»Hi Mo, Jenna hier.«
»Hallo, Jenna. Schön von dir zu hören.«
Payton hatte also ein Mal das getan, was er ihm gesagt hatte. Das verdiente ein rotes Kreuz im Kalender.
»Ich hatte heute Morgen die Polizei bei mir. Warum hat Christine eine Vermisstenanzeige aufgegeben? Ich verstehe das alles nicht. Ich hatte ihr doch gesagt, dass ich für ein paar Tage wegfahre. Weißt du, wo ich sie erreichen kann?«
»Christine ist in der Klinik. Sie hatte einen schlimmen Rückfall.«
Er hörte, wie Jenna laut ausatmete. »Ach du liebe Zeit. Nun, das erklärt dann so einiges. Ich dachte, sie hätte alles im Griff.«
»Ich auch«, log Morris.
»Es tut mir leid für euch, Mo.«
»Danke Jenna, wird schon werden.« Seine Worte klangen hohl und leer, genauso leer, wie er sich selbst fühlte.
Als das Gespräch beendet war, ging er zurück in sein Apartment und schrieb die Kündigung an das Krankenhaus. Damit schlug er vielleicht zwei Fliegen mit einer Klappe. Er ging einer Vorladung aus dem Weg, die ihm vom Komitee noch bevorstand und er konnte sich wieder ganz und gar der Nacht zuwenden.
Um Mitternacht machte Morris sich auf den Weg. Einen Weg, den er heute ein letztes Mal zurücklegen würde.
Dort lag sie. Seine hübsche kleine Liebe, die nicht weiter wachsen konnte. Er setzte sich auf die Bettkante und wartete, bis sie sich rekelte und die Augen öffnete. »Mo?!« Leia sah sich verschlafen um.
»Ich werde für längere Zeit nicht mehr kommen können.« Wie schamlos er lügen konnte. Warum sagte er ihr nicht die Wahrheit? Er würde gar nicht mehr kommen, sie vergessen. Und sie sollte sich den Gefallen tun, ihn ebenfalls aus ihrem Kopf zu verbannen.
Entsetzen stand in ihren Augen, als sehe sie gerade dem Tod ins Auge, aber auch Fassungslosigkeit. Es brach ihm das Herz und er verstummte.
»Was? Was heißt das?« Ihre Stimme versagte und die Worte erstickten in ihrer Kehle. Sie rückte näher an ihn heran, schmiegte sich an seinen Rücken und legte ihr Gesicht an seinen Nacken. Er hörte ihren aufgeregten Atem an seinem Ohr und ihren Herzschlag, der gegen seine Rippen pochte.
»Warum?«
»Ich kann es dir nicht erklären. Du musst mir vertrauen, Leia.« Wie hohl sich das anhörte. Vertrauen . Sie hatte ihm vertraut, hatte sich auf ihn eingelassen, ihm ihr Herz geschenkt und er ließ sie mittendrin fallen.
»Das kannst du doch nicht ernst meinen?« Die Verzweiflung ließ ihre Stimme erzittern. »Bitte nicht! Mo!« Leia kniete sich vor ihn und blickte zu ihm hoch. Wie schön sie war.
Mit seinen Fingerspitzen berührte er ihre Wange und fuhr die Linie ihres Kinns nach.
»Sag mir wenigstens einen Grund. Nur einen!« Heiße Tränen liefen ihr über die Wangen und glitzerten wie kleine Mondsteine, bis sie in ihren Schoß fielen und zu dunklen Flecken auf ihrem Nachthemd wurden.
Er nahm ihr schmales Gesicht in seine Hände und küsste sie auf die Stirn. Leias Blick verlor sich und ihre Augenlider wurden schwer, als Morris sie zurück auf ihre Kissen bettete. Leia schlief wieder tief und fest. Sie würde denken, dass alles nur ein böser Traum gewesen war. Es hieß Abschied nehmen. Er wollte gerade aufbrechen, als er eine Verdunkelung über sich wahrnahm und kurz darauf vernahm er ein ängstliches Frauengewimmer. Er lauschte in die Nacht hinein. Zu dem Wimmern gesellte sich ein Fauchen und animalisches Knurren, das ihm nur allzu vertraut war. Nur warum kam es hier aus dem
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