Prinzen der Nacht (Volume II) (Die Traumdämonen-Saga) (German Edition)
Apartment?
Er ging die Treppen hinunter und auf die geschlossene Tür am Ende des Lofts zu. Als er sie einen Spaltbreit öffnete, sah er Payton in seiner mächtigen, dämonischen Gestalt, wie er Lilith, die zusammengekauert in der Ecke des Zimmers saß, das Grauen lehrte.
Morris war es egal, sie hatte eine kleine Lektion verdient, nachdem sie Leia diese verdammte Pille gegeben hatte. Er sah sich noch einmal um, dann verließ er das Loft, in das er nicht mehr zurückkommen würde.
Er kreiste hoch über der Stadt und versuchte, seine Gedanken und sein Herz zu klären. Mit der Zeit, wenn er sich nicht mehr bei Leia blicken ließ, nicht mehr durch ihre Träume wanderte, würde sie ihn vergessen und sich vielleicht an Yven halten. Tränen brannten in seinen Augen und seiner Kehle entwich ein herzzerreißender Schrei, der alle New Yorker geweckt hätte, wenn er bis zu ihnen durchgedrungen wäre. Doch hoch oben über den Wolken wurde jeder Laut verschluckt.
Morris schlief am Tag und in der Nacht flog er ziellos über die Stadt. Gelegentlich verirrte er sich in seine dunkle Welt, wo die Freiheit unermesslich, aber der quälende Kummer umso größer war, weil er die große Distanz zu Leia nicht aushielt. Er ging in Nachtclubs und Bars, versuchte sich die Frauen schön zu sehen, aber keine hatte das gewisse Etwas wie Leia. Keine hatte ihre Ausstrahlung, keine war so verletzlich und keine so feinsinnig wie sie. Unter ihnen waren Schönheiten und sie empfingen ihn mit offenen Armen, schmeichelten sich bei ihm ein, boten ihm Sex an, aber Morris konnte sich für keine erwärmen.
Seine Anstrengungen, Leia zu vergessen, scheiterten kläglich, denn je mehr er es versuchte, desto weniger gelang es ihm. Sie war so präsent wie nie zuvor, spukte in seinem Kopf herum und hielt ihn davon ab, einen klaren Gedanken zu fassen. Anstatt sich von ihr abzuwenden, konzentrierte er sich immer mehr auf sie. Er fühlte ihre unendliche Trauer, ihre Tränen, ihren unendlichen Seelenschmerz, der wie ein schwelendes Feuer unter seiner Haut brannte.
Manchmal, wenn er seine Runden über ihrem Haus drehte, sah er sie völlig durchnässt auf dem Dach im Regen sitzen und hörte sie leise weinen. Es zerriss ihn innerlich und jedes Mal war er kurz davor, zu ihr runterzufliegen und sie in die Arme zu schließen.
Doch das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass Yven, der angeblich so verliebt war, zu unsicher und schüchtern war, um sich Leia zu nähern. Auf Einladungen, die er Lilith zuschanzte, glänzte Leia mit Abwesenheit. Sie hatte sich komplett in sich selbst zurückgezogen und hielt sich von allem fern. Sie ging auf keine Party, nahm keine Telefonate mehr an und hatte sogar ihren Job auf Eis gelegt. Um das Drama nicht weiter mit ansehen zu müssen, begab sich Morris ins Exil in seine Welt.
Die Wochen gingen ins Land, der Sommer wurde wärmer und es näherte sich ein Event, das sie zu Ehren ihrer Mutter geplant hatten. Die große Great-Gatsby-Party in Newport.
Zwei Wochen vorher wurde Christine aus der Klinik entlassen und besetzte wieder einen Teil in Morris Leben. Er versuchte sich erneut an einen anderen Rhythmus zu gewöhnen, abends zu schlafen und tagsüber aktiv zu sein, was ihm mehr als schwerfiel. Am Tag war ihm alles zu laut und zu hektisch, der Verkehrslärm, die Geräusche der Stadt überschwemmten ihn und er sehnte sich zunehmend nach der Ruhe der Nacht.
Seine Frau hatte sich in der Therapie verändert. Sie war noch durchscheinender geworden und ihre Haut wirkte fast transparent, als würde ihre äußere Hülle immer dünner werden.
Jenna besuchte sie direkt einen Tag nach der Entlassung, brachte Blumen und Delikatessen mit, wie Kaviar, Hummer und Steinaustern, die Christine für ihr Leben gerne aß. Sie waren gerade dabei, gemeinsam das Essen vorzubereiten, als das Thema auf den Tisch kam, das Mo geflissentlich vermieden hatte anzuschneiden.
»Wo hast du gesteckt, bevor ich in die Klinik gegangen bin, Jenna? Ich war in Angst und Sorge, vor allem, nachdem du von diesem Typen so verprügelt worden bist.«
Jenna sah Christine an, als hätte sie nicht alle Tassen im Schrank und blickte Hilfe suchend zu Mo. »Ja, die Polizei war bei mir. Aber ... ich hatte dir doch gesagt, dass ich wegfahre.«
»Mit der gebrochenen Nase und so wie du ausgesehen hast?«
»Ich weiß nicht, wovon du redest, Christine.«
Christine sah jetzt zu Mo, der ganz in seine Arbeit vertieft war, die Austern zu öffnen und sie auf einen Teller mit Eis zu
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