Prinzen der Nacht (Volume II) (Die Traumdämonen-Saga) (German Edition)
großzügig verteilt hat, denn ich habe es an so einigen Hälsen heute Abend gesehen. Du scheinst mich wirklich für total bescheuert zu halten.« Demonstrativ holte sie noch ein paar kleine Flaschen mit unterschiedlichen alkoholischen Inhalten aus der Minibar und ging zur Tür. Bevor sie das Zimmer verließ, drehte sie sich noch einmal zu ihm um. »Denk gut darüber nach, was du tust, Morris.«
Noch eine ganze Weile blieb Morris auf dem Bett sitzen und versuchte seine wirren Gedanken zu ordnen. Je näher er über Christines Worte nachdachte, desto mehr wurde ihm klar, dass sie ihm nicht gefährlich werden konnte. Morgen würde der Zauber des Festes vorbei sein und der größte Teil der Gäste mit ihren Anhängseln in ihre Welt zurückkehren. Jenna konnte sich nicht mehr an Payton erinnern, auch wenn sie es wollte. Er hatte ihr Kurzzeitgedächtnis gelöscht und dabei ganze Arbeit geleistet. Christines fantasievolle Geschichte wäre als Wahnvorstellungen erklärbar und da sie bereits mehrfach versucht hatte sich umzubringen, könnte man behaupten, dass sie für sich und andere zu einer Gefahr geworden war und sie in eine geschlossene Anstalt bringen.
Morris griff nach dem Amulett an seinem Hals. Es war aus uraltem Gestein und seltenen Metallen geformt, einer Mischung aus dieser und seiner Welt. Alle Söhne des höchsten Traumdämons trugen es. Er und Payton hatten es bei Eintritt ins Mannesalter bekommen und es diente nur einem Zweck: sich zwischen den beiden Welten ungehindert bewegen zu können.
Ihre Mutter hatte Yven eines aus reinem Silber machen lassen, damit er nicht außen vorstand und dumme Fragen stellte. Ja, Yven, der Schwächere von ihnen, nur weil er nicht ihre Fähigkeiten besaß, sollte er stets mit Samthandschuhen angefasst und privilegiert behandelt werden.
Morris ließ sich in die Kissen sinken. Er hatte noch Zeit sich auszuruhen und ein wenig Schlaf nachzuholen, denn gegen Mittag war ein Polospiel geplant. Payton, Yven und er wollten gegen ein anderes Team antreten. Es hätte dafür keinen unpassenderen Zeitpunkt geben können, als ausgerechnet jetzt einen Teamgeist mit seinen Brüdern bilden zu müssen.
Die Pferde standen bereit, die Tore waren aufgestellt und alle bis auf Payton waren anwesend. Morris war zwar kein guter Tänzer, aber er war ein hervorragender Polospieler, weshalb er auch die Nummer eins trug. Der Spieler, der den Ball im Spiel hielt und das Tempo vorgab. Sie hatten die Teams von vier auf drei Leute reduziert, weil das Spielfeld deutlich kleiner ausfiel als üblich.
Payton kam gerade aus dem Haus gerannt, als Morris aufsaß. Er warf ihm einen Blick zu, den Morris nur schwer deuten konnte. Aber er war entspannt. Morris spürte keine Feindseligkeit, kein Zeichen deutete den gestrigen Vorfall an.
Yven lenkte sein Pferd neben ihn und hielt ihm die Hand hin, damit Morris einschlug. »Wir zählen auf dich, Bruderherz. Lass sie uns platt machen.« Yven sah ihn unschuldig an. Er war unschuldig, musste sich Morris eingestehen.
Mit dem Anpfiff vergaß er die Fehde, die zwischen ihnen lag, und tobte los. Das erste Tor fiel nach einer Minute und das zweite, noch bevor der Chukker zu Ende war.
In der Pause wurden die Pferde ausgetauscht. Morris ließ seinen Blick über das Haus und die Terrasse schweifen, während er Wasser aus einer Flasche trank. Da saß sein kleiner Engel und sah gedankenverloren zum Meer hinunter. Das Polospiel schien sie nicht weiter zu interessieren. Wahrscheinlich war sie mit ihren Gedanken bei der vergangenen Nacht.
Von hinten schlug ihm jemand leicht auf die Schulter. »Komm, es geht weiter.« Yven war seinem Blick gefolgt. »Sie ist bezaubernd, findest du nicht?«
»Ja«, antwortete Morris mit belegter Stimme.
Der zweite Chukker begann. Dieses Mal schoss die Gegenmannschaft nach drei Minuten ein Tor. Morris war abgelenkt und sah immer wieder zum Haus, bis er von Payton einen Hieb in die Seite bekam. »Konzentrier dich, Mo und glotz der Schlampe nicht hinterher.«
»Halt den Mund, Payton.« Der Stock traf Payton in den unteren Rücken und ließ ihn aufstöhnen. Sie jagten über das Feld in die entgegengesetzte Richtung des Balles und die Gegner schossen ein weiteres Tor.
»Seid ihr bescheuert? Hier ist der Ball, oder habt ihr Gras auf den Augen?«, schrie Yven wütend vom anderen Ende des Spielfelds, wo er ganz allein stand.
Indessen war Leia wieder im Haus verschwunden und Paytons Pferd trabte unruhig auf einer Stelle hin und her, während sein
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