Prinzen der Nacht (Volume II) (Die Traumdämonen-Saga) (German Edition)
große Liebe?«
»Ja immer noch«, log sie und sah auf ihre gefalteten Hände im Schoss.
»Na, das klingt aber gar nicht danach.«
»Doch, aber so eine Ehe kann ganz schön einsam sein. Ich wollte fragen, ob du Arbeit für mich hast.«
»Für dich immer. Kannst gleich anfangen. Ich habe drei Büros frei. Fünf Leute haben gekündigt, seit dieser Typ von da oben runtergesaust ist und seine Eingeweide direkt vor unserer Haustür verspritzt hat.« Joy stand auf, und gab ihr ein Zeichen, ihr zu folgen. »Sie sprechen von dunklen Mächten, Verschwörungstheorien, einem bösen Omen, einem Fluch, der auf dem Gebäude liegt und was weiß ich nicht alles. Ticken alle aus.«
»Und was denkst du?«
»Ein Verrückter, was sonst.«
»War er nicht schon vorher tot, bevor er vom Dach fiel?«
»Sagt man. Einer der Angestellten war am Tisch eingeschlafen und als er aufwachte, natürlich just in dem Moment, als der Kerl vorbei flog, meinte er, in die Augen des Satans gesehen zu haben. Der halbe Darm hing aus dem Bauch und sah wie ein zusammengerollter Fallschirm aus.«
»Ach du Scheiße.«
»Die Story ist mehr als verwirrend und der Freund von dem Kerl, so ein Glatzkopf, von dem man vermutet, er wüsste was, schweigt bis heute.«
Ein paar Büros weiter, stieß sie die Tür zu einem dunklen Raum auf. Die Jalousien waren heruntergelassen und es roch muffig nach ungewaschenem Mann. »Machs dir nett und bequem und stell einen ordentlichen Duftspender rein.«
Lydia fiel ihrer früheren Kollegin und jetzigen Chefin um den Hals. »Danke, Joy.«
»Nicht dafür.«
Als Joy gegangen war, schaltete Lydia den Computer ein und wartete geduldig, bis er hochgefahren war. Sasha würde ausflippen, wenn er davon erfuhr, dass sie wieder arbeitete. Doch seit der einen Nacht war sie nun fest entschlossen, ihrer Abhängigkeit ein Ende zu setzen und wieder unter Leute zu gehen.
Sie könnte sich jetzt noch ohrfeigen, dass sie sich von dieser Christine hatte beeinflussen lassen, die ihr geraten hatte, auf die nächtlichen Aktivitäten ihres Gatten zu achten. Damit hatte sie einen wunden Punkt bei Lydia angesprochen, denn obwohl sie gewöhnlich mit dem Tee tief und fest schlief, hatte sie Nächte gehabt, in denen sie aufgewacht war und Sasha nicht neben ihr lag. Auch im Apartment war er nirgendwo zu finden gewesen. Und als sie ihn darauf angesprochen hatte, hatte er sie nur angesehen, als wäre sie eine Schwachsinnige.
Christine hatte ihr auch erzählt, dass Morris in letzter Zeit öfter im Gästezimmer übernachtet und sich eingesperrt hatte und sie schwören könnte, dass er eine Zeit lang nicht anwesend war. Was Christine genau damit sagen wollte, war ihr nicht so ganz klar geworden.
Die Idee war, Sasha auf frischer Tat zu ertappen. Wobei? Das wusste sie selbst nicht genau. Dass er vielleicht die Häuserwand hochkletterte wie Spiderman? Sich vor ihren Augen dematerialisierte oder in einen Außerirdischen verwandelte?
Sasha hatte ihre Show des sich Schlafendstellens durchschaut und auf dem Balkon auf sie gewartet. Düster und unheimlich war er dort an der Wand gelehnt gestanden, sein Blick kalt und hart wie eine Gletscherspitze. Auf dem Boden unter der Pflanze hatte sich eine Pfütze gebildet, dort wo der Tee durch die trockene Erde gelaufen war. Kein Wort war über seine Lippen gekommen, was sie als schlimmer empfand als ein handfester wortreicher Streit. Überhaupt behandelte er sie seitdem wie Luft.
Ihr Handy summte in ihrer Tasche. Es war ein gewisser Dr. Weiss.
22.
Morris saß dem Lackaffen von Psychiater, Prof. Dr. Rob Weiss - der Name stand auf einem goldenen Schildchen auf dem Tisch - gegenüber und hörte sich seine Theorien über Christines Zustand an.
»Was meinen Sie, Mr. Eltringham? Bildet sich Ihre Frau das wirklich alles nur ein, oder steckt auch ein kleines Fünkchen Wahrheit darin?«
»Wie soll ich das jetzt verstehen?«, fragte Morris gereizt und hielt dem Blick des Arztes stand. »Wollen Sie mir erzählen, dass sie den Unsinn meiner Frau glauben? Dann müsste ich jetzt in der Leichenhalle liegen, oder nicht?!«
»Nun, ich verrate Ihnen etwas. Ich habe ein Hobby. Ich beschäftige mich mit paranormalen Dingen, Theorien über Außerirdische und anderen Wundern und Phänomenen, die unsere kleine beschränkte Welt etwas verschönern.«
Morris sah den Psychiater unbewegt an und sagte in sarkastischem Ton: »Sicherlich ein netter Ausgleich zu ihrem Job, in dem Sie Menschen nach Schema F und in
Weitere Kostenlose Bücher