Prinzen der Nacht (Volume II) (Die Traumdämonen-Saga) (German Edition)
zu beheben.
Sasha hatte ihr zwar von Christine Eltringhams schweren Alkohol- und Drogenproblemen erzählt und auch, dass sie gelegentlich an Halluzinationen litt, aber das Gespräch in Newport, die Schreie im Zimmer und der plötzliche Aufbruch danach hatten ihr doch zu Denken gegeben. Die Vorstellung, dass doch etwas an der fantastischen Geschichte von Christine dran war, ließ sich nicht ganz beiseiteschieben.
Lydia betrachtete ihr schmales, eingefallenes Gesicht eingehend im Spiegel und hielt ihr braunes halblanges, gewelltes Haar zu einem Zopf hoch. Ihre Augen hatten jeglichen Glanz verloren und ihre Haut sah fahl aus. In der einen Hand hielt sie ein Foto, das vor zwei Jahren von ihr gemacht worden war. Der Unterschied war erschreckend. Sie sah mindestens zehn Jahre älter aus, wenn nicht sogar mehr. Seufzend legte sie das Foto weg. Unumwunden musste sie auch zugeben, dass ihre Ehe nicht mehr das war, wie vor vier Jahren und sie im letzten Jahr mehrmals versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. Depressionen lagen in der Familie, aber die Aussagen von Christine warfen plötzlich ein anderes Licht darauf.
Die Frau war sehr gesprächig gewesen und beileibe nicht alles hatte Lydia ihrem Mann unter die Nase gerieben. Sie würde sich selbst von dem einen oder anderen überzeugen und in nächster Zeit sehr aufmerksam sein.
Christine. Eine Beschreibung ihrer Person würde lauten: arrogant, eingebildet und snobistisch. Auf den ganzen Festen in den letzten Jahren hatte sie Lydia nicht einmal beachtet und kein Gespräch mit ihr gesucht. Woher kam der plötzliche Sinneswandel, sie zu ihrer Verbündeten zu machen? Warum ausgerechnet jetzt? Vielleicht war sie einfach zu verzweifelt oder sie hatte keine richtigen Freunde mehr, denen sie ihr Leid erzählen konnte. Lydia warf einen letzten Blick in den Spiegel und ging ins Bett.
Wie jeden Abend, seit sie unter schlimmen Schlafproblemen litt, brachte Sasha ihr einen Tee ans Bett. Er wirkte Wunder, denn seitdem schlief sie bis zum nächsten Morgen durch und fühlte sich regeneriert und voller Tatendrang.
»Hier mein Schatz. Auf süße Träume.«
Während sie an dem heißen Getränk nippte, sah sie ihm beim Ausziehen zu. Er war muskulös und mit seinen breiten Schultern und seiner schmalen Taille, die er tagsüber unter einem Anzug versteckte, atemberaubend schön. Dieser Bankjob passte überhaupt nicht zu ihm, dachte sie. Auch sah er viel jünger aus als er war. Bald würden sie als Mutter und Sohn durchgehen, wenn es so weiter ging.
Das Amulett, das Christine erwähnt hatte, baumelte an einer Kette direkt an seinem Kinn, als er sich die Socken auszog.
»Das Amulett hast du noch nie abgenommen. Von wem ist es noch?«
»Warum fragst du?«
»Nur so.«
»Nur so? Mir scheint, dass diese Frau dir einen Floh ins Ohr gesetzt hat.«
»Aber warum haben die anderen auch so eins?«
»Wir kennen uns alle seit zig Jahren, lange bevor du in mein Leben kamst. Isabella, die Mutter der Eltringham-Jungs, hat oft Geschenke gemacht. Und das ist eines davon.«
Sie erinnerte sich, dass Christine etwas anderes erzählt hatte. Sie meinte, die Jungs hätten es von ihrem Vater geerbt.
Sashas eisblaue Augen fixierten sie. »Alles in Ordnung?«
Lydia nickte und dachte daran, wie sie sich kennengelernt hatten. Es war romantisch, aber auch mystisch gewesen, denn bevor sie ihn bei einer Pressekonferenz getroffen hatte, war er in ihren Träumen erschienen. Für sie ein unmißverständliches Zeichen, dass dieser Mann ihre große Liebe werden würde.
Jetzt war sie sich da nicht mehr ganz so sicher, denn Christine hatte so ziemlich genau dasselbe erzählt.
Sie stellte die Tasse ab und bemerkte seinen Blick, der ihrer Hand zum Nachttisch folgte. Als er im Bad verschwand, kippte sie den Tee schnell in die Pflanze auf dem Balkon, legte sich wieder ins Bett und schloss die Augen.
Eine halbe Stunde später spürte sie, wie Sasha einen Augenblick bewegungslos neben ihrer Bettseite stand. Wahrscheinlich überprüfte er den Inhalt der Tasse. Die Laken raschelten verhalten, als er zu ihr ins Bett kroch und dabei versuchte, keinen Lärm zu machen.
Lydia atmete bewusst ruhig und gleichmäßig, öffnete leicht ihre Lippen, damit er ihr den tiefen und festen Schlaf abnahm. Dann kam tatsächlich Bewegung ins Spiel. Sasha rutschte leise aus dem Bett, zog sich eine Jeans an und ging auf den Balkon hinaus.
Ein paar Sekunden später folgte sie ihm auf leisen Sohlen. Doch als sie auf den Balkon hinaustrat, traf
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