Prinzen der Nacht (Volume II) (Die Traumdämonen-Saga) (German Edition)
halten sollte. Hatte sie vielleicht nur Angst, vor ihm die Wahrheit zu sagen? Fürchtete sie die Konsequenzen? Oder gar Sasha, ihren Mann?
Im Wagen steckte er die Karte und den Akku wieder ein und überprüfte die Ein- und Ausgänge in Christines Handy. Tatsächlich hatte sie Lydia eine SMS mit einem Anhang geschickt. Welches der Bilder Lydia erreicht hatte, konnte er dummerweise nicht mehr feststellen. Er rief Sasha Thurgood an und weihte ihn in die Vorkommnisse der letzten Tage ein. Sasha versprach ihm, sofort zu handeln. Seine Frau stand eh schon auf der Abschussliste.
In der Nacht machte er sich auf den Weg zu Leia. Nach dem turbulenten Tag verzehrte er sich mehr denn je nach ihr. Er hatte sich vorgenommen, ihr ein paar Dinge zu erklären. Vorsichtig und behutsam wollte er an die Sache herangehen. Doch der heutige Empfang war alles andere als das, was er sich vorgestellt hatte.
Leia fuhr erschrocken hoch, als sie ihn erblickte und kauerte sich an den Rand des Bettes an die Wand. Wie ein in die Enge getriebenes Tier sah sie sich hastig nach einer Fluchtmöglichkeit um. Sie schien ihre Möglichkeiten hier herauszukommen als nicht vorhanden einzuschätzen und Resignation machte sich in ihrer Haltung breit. »Bitte nicht noch einmal«, sagte sie ängstlich und verbarg ihr Gesicht in den Händen.
»Leia?!« Morris ging um das Bett herum.
Langsam ließ sie die Hände sinken und sah ihn vorsichtig an, als würde sie der Stimme nicht trauen, die sie schon so oft gehört hatte. »Mo?«
»Ja. Ich bin´s.«
Sie sprang auf und fiel ihm um den Hals. Fest umschloss er sie mit seinen Armen, hielt ihren zitternden Körper und ließ ihr die Zeit, die sie brauchte, um sich auszuweinen. Der Sturzbach ihrer Tränen lief auf sein Hemd und hinterließ einen dunklen, großen Fleck.
Eine Katastrophe schien die nächste zu jagen. Er brannte darauf zu erfahren, was seine Geliebte in so einen Zustand versetzt hatte, aber er ahnte es bereits und musste sich zusammennehmen, nicht hier und sofort einen Ausraster zu bekommen. Als sie sich langsam beruhigte, hob er ihren Kopf und sah ihr in die verweinten Augen. »Was ist passiert?« Fast hätte er mit dieser Frage einen neuen Weinkrampf ausgelöst.
»Ich dachte, du weißt immer alles.«
»Nicht immer Leia. Ich habe auch meine Macken.«
»Ich habe vor ein paar Tagen etwas Schreckliches erlebt. Es war wie ein Albtraum, aber irgendwie war es doch keiner. Keine Ahnung, ich weiß sowieso langsam nicht mehr, ob ich träume oder wach bin. Ich dachte erst, du wärst es, der da vor meinem Bett stand ... aber dann sah ich diese Klauen und eh ich mich versah, hatte diese grauenvolle Kreatur mich gepackt und aus dem Fenster gezerrt. Ich bekam einen Schlag auf den Kopf und alles wurde schwarz um mich herum. Als ich wieder zu mir kam, war ich in einer Art Verlies. Dieses Monster hielt mich am Nacken fest, meine Beine schwebten in der Luft, ich dachte er reißt mich entzwei. Es roch nach Tod, Exkrementen und Verwesung. Und dann war da diese Frau ... oh mein Gott sie sah aus wie ein Geist, dünn nackt und bleich hing sie da und sah mich aus halb toten Augen an. Ihr Mund öffnete sich, sie wollte etwas sagen, aber es kam nichts als ein Schwall Schwärze aus ihr heraus.«
Bei der Erinnerung rollten neue Tränen ihre Wangen herunter.
»Dann hörte ich seine Worte in meinem Kopf. Er sagte zu mir ... das und noch Schlimmeres würde mich erwarten, wenn ich mir dich nicht aus dem Kopf schlage ... Mo?!« Sie sah ihn an, schlang ihre Arme um ihn und schmiegte ihr Gesicht an seine Brust. »Was hatte das zu bedeuten?«
»Das war nur ein Traum, Leia«, sagte er leise und strich ihr über das weiche Haar.
»So wie die anderen? Ist das jetzt auch ein Traum?«, sagte sie leicht gereizt.
»Nein.«
»Mo, ich habe das Gefühl, verrückt zu werden. Manchmal bist du so real, dann wieder nicht. Was ist das?«
»Es ist der Dämon in mir, der dich glauben machen lässt, dass du schläfst und es doch nicht tust.«
Sie sah ihn verwirrt an. »Was?«
»Wo warst du gestern Nacht?«, lenkte er ab.
»Lilith hat mich gestern ins Krankenhaus gebracht, nachdem ich den ganzen Tag gespuckt habe. Sie haben dort eine schwere Gehirnerschütterung festgestellt und meinten, dass ich in ein Schlaflabor gehen sollte, weil ich wohl somnambuliere, oder so ähnlich. Eine andere Erklärung hatten sie nicht dafür, wie ich im Schlaf zu so einem Schlag auf den Kopf gekommen bin.« Sie sah ihn neugierig an. »Wer oder was war hier,
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