Prinzen der Nacht (Volume II) (Die Traumdämonen-Saga) (German Edition)
sein.«
»Das geht uns nichts an. Was steht heute auf deinem Plan?«
»Nichts bestimmtes«, log sie, ohne rot zu werden.
Kaum war ihr Mann aus dem Haus, zog sich Lydia an und machte sich auf den Weg in die Redaktion.
Dort überprüfte sie, ob das Foto von Christine, das sie gestern an ihre eigene E-Mail Adresse geschickt hatte, angekommen war. Wie nicht anders erwartet, war das Bild aus ihrem Handyspeicher gelöscht worden. Wahrscheinlich letzte Nacht von ihrem Mann, als sie schlief. Jetzt war sie mehr als gespannt, was auf dem Foto zu sehen war, das für so viele Leute von Interesse zu sein schien.
Sie öffnete ihr Postfach und klickte auf das kleine Icon. Eine zuckende Warteschleife erschien und schließlich öffnete sich das Foto in seiner ganzen Größe auf dem Bildschirm.
Lydia hob die Augenbrauen und starrte auf das seltsame Wesen, in dessen muskulösem Rücken ein langes Messer zwischen zwei schwarzen Flügeln steckte. Das Gesicht war darauf nicht zu erkennen, aber die eine Hand war zu einer furchterregenden Klaue verformt. Spitz, gefährlich und sicherlich eine tödliche Waffe. Wie ein Blitz durchfuhr es sie plötzlich. Klaue, Kralle. ... ein winziges Stück einer bisher nicht genau zu datierenden - man vermutete Tausende von Jahren - alten Vogelkralle, die in den Eingeweiden des Mannes gefunden worden war.
Lydias Herz fing an zu rasen. Gehörte ihr Mann etwa auch dazu? Mit wem oder was war sie da verheiratet? Je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr fiel ihr dazu ein. Die außergewöhnlichen Feste, diese ganzen Männer mit ihren Begleiterinnen und Frauen. Christine hatte sie erst darauf gestoßen. Aber ja, die Frauen hatten etwas Eigenartiges an sich gehabt. Nicht alle, aber doch einige. Sie hatten so abwesend gewirkt, als wären sie in einem Dämmerzustand oder unter Drogen gesetzt. Christine tat ihr plötzlich leid.
Lydia hatte hier verdammt heißes Material in der Hand, doch sie musste sehr gut darüber nachdenken, wie sie das alles an die Öffentlichkeit bringen konnte, ohne ebenfalls für verrückt erklärt zu werden.
Der große Mann mit seinem kahl geschorenen Kopf sah sie finster an. »Was wollen Sie von mir?«
»Nur mit Ihnen reden, Mike.«
»Ich hab nichts zu sagen.«
»Bitte hören Sie mich wenigstens an. Ich zahle Ihnen auch etwas dafür.« Sie wedelte mit drei Hundert-Dollar-Scheinen. Bei den meisten war das ein sofortiger Türöffner und wie sich herausstellte hier auch.
Die Behausung dieses unangenehmen Typen stank nach vergammelten Essensresten und abgestandenem Urin, das nach totem Fisch roch. Die Quelle dessen machte sie in einem Klo ohne Deckel aus, in dem eine trübe, gelbliche Flüssigkeit stand. Anscheinend funktionierte die Klospülung nicht, und eine Tür schien es auch nicht mehr zu geben, weshalb sie diesen Umstand ungewollt wahrnahm.
Lydia unterdrückte ein Würgegefühl, das sich in ihrer Kehle breitmachte. Während sie durch die kleine Wohnung ging, achtete sie darauf, nicht auf die am Boden verstreuten Essensverpackungen, benutzten Plastikteller oder leeren Flaschen zu treten und auch sonst mit nichts in Kontakt zu geraten. Bevor sie sich setzte, inspizierte sie die Fläche des Stuhles genau und wischte mit dem Ärmel darüber. »Mike, Sie waren doch der Freund von Joseph Sarris, der sich vom New York Times Gebäude gestürzt hat. Haben Sie nicht auch hier zusammengewohnt?«
Der Glatzkopf nickte und nahm einen Schluck aus einer Bierflasche. »Wollen Sie auch eins?«
Sie lächelte und lehnte dankend ab. »Was halten Sie von der ganzen Sache? Ich meine, ihrem Freund hingen die Gedärme raus, als hätte jemand mit einer ... Spitzhacke oder Ähnlichem darin herumgewühlt. Er war ja schon tot, bevor er unten ankam. Wie ist er also da hochgekommen? Haben Sie eine Ahnung? Hat er irgendetwas erwähnt, wo er hinwollte oder was er vorhatte?«
»Das haben mich die anderen Wichser auch schon alle gefragt. Ich weiß also nicht, warum Sie sich die Mühe machen, die Scheiße wieder aufzuwärmen. Ich sag´s noch mal. Keine Ahnung, was der Penner an diesem Abend gemacht hat. Ich war zugedröhnt zu Hause und hab mir Pornos angesehen.«
Er zeigte auf mindestens dreißig Hüllen, die auf dem Tisch und auf dem Boden verstreut herumlagen. Obszöne Cover mit kopulierenden Menschen, die nichts der Fantasie überließen. »Verkauf die Dinger auch. Wenn Sie einen wollen, bedienen Sie sich.«
»Nein danke.«
»Hier, schenk Ihnen einen.« Er warf ihr eine DVD in den Schoss,
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