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Prinzentod

Prinzentod

Titel: Prinzentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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Affäre mit mir hatte? Plötzlich fällt mir ein, dass Brigittes erster Mann auch an einem Unfall gestorben ist. Aber ich verdächtige Brigitte doch nicht wirklich des Mordes an ihrem Mann! Ich springe vom Bett auf und gehe ins Badezimmer. Ich muss endlich aufhören zu grübeln. Morgen werde ich zur Polizei gehen, das ist es, woran ich festhalten muss.
    Pass du immer schön auf.
    Die Drohung unter der Mail kommt mir wieder in den Sinn. Wer schreibt so was? Niemand, den ich kenne. Kennen? Wann kennt man jemand wirklich? Aufhören, Lissie! Du darfst jetzt nicht durchdrehen! Entschlossen streife ich meine verschwitzten Sachen ab und lege sie auf den Toplader. Ich ziehe die Glastür der Dusche zu und drehe das Wasser heiß auf. Der Dampf schlägt sich auf die Kabinenwände, ich halte mein Gesicht direkt in den Wasserstrahl, schließe meine Augen und spüre, wie gut es mir tut. Mit der Hand taste ich nach dem Duschgel, finde es nicht gleich. Ich öffne meine Augen und da sehe ich es. Es steht direkt vor mir in riesigen Druckbuchstaben in den Dampf auf der Glaswand geschrieben. Ein leises Geräusch ertönt, ich brauche eine Weile, bis ich merke, dass ich es selbst bin, ich wimmere. Mir ist kalt, obwohl das heiße Wasser immer noch auf meinen Körper prasselt und die Haut langsam runzlig wird. Aber noch immer kann ich meinen Blick nicht von dem lösen, was dort auf die Duschwand geschrieben ist. »Wer Böses sät, wird Böses ernten.« Wer schreibt so was in unsere Dusche? Und vor allem, wie?
    Ich war doch den ganzen Tag allein in der Wohnung. Oder etwa doch nicht? Mir fällt siedend heiß ein, dass ich den ganzen Tag Kais Kimono getragen habe. Wenn sich tatsächlich jemand in unsere Wohnung geschlichen und mich heimlich beobachtet hat?
    Pass du immer schön auf!
    Ich hebe meine Hand und wische die Schrift weg, greife sogar nach dem Duschgel, schmiere es auf das Glas und rubbele so lange, bis keine Spuren mehr zu sehen sind . Und dann schreibe ich aus einem Impuls heraus an di e Wand : »Wer entscheidet, was böse ist? «
    Am nächsten Tag wache ich völlig zerschlagen und mi t dröhnenden Kopfschmerzen auf. Vor lauter Angst habe ic h die Tür zu meinem Zimmer abgeschlossen und dazu noch di e Fenster zur Terrasse zugemacht, deswegen ist die Luft zu m Schneiden dick . Ich denke an das, was gestern Abend passiert ist, und fühl e wieder, wie mir eine Gänsehaut über den Rücken läuft . Draußen auf der strahlend hellen Dachterrasse hüpfen zwe i Kohlmeisen gerade vom Tisch auf den Boden und picke n nach Krümeln, aber ich habe keinen Blick für sie . Hastig springe ich aus dem Bett. Keine Sekunde länger halt e ich es in dieser Wohnung aus. Bernadettes Zimmer ist leer , wahrscheinlich hat sie unten bei ihrer Mutter übernachtet , aber das ist mir jetzt auch egal . Ich muss hier raus, ich muss sofort raus aus dieser verdammten, stickigen Wohnung . Gott, wenn ich nur jemanden hätte, dem ich vertrauen kann , jemanden, der mit mir zur Polizei geht und von dem ic h weiß, dass er nichts mit der Familie Keilmann zu tun hat .
    Tabea, schießt es mir durch den Kopf. Wir haben uns zwar in den letzten Wochen kaum gesehen, aber Tabea wird mich verstehen. Tabea wird mir zuhören. Und vielleicht sogar zur Polizei mitkommen. Ich raffe ein paar Klamotten zusammen, renne ins Badezimmer. Hastig putze ich mir die Zähne, wasche mich flüchtig, ich bringe es nicht fertig, unter die Dusche zu gehen. Dann binde ich meine Haare zurück und schlüpfe in meine Jeans. Zwei Minuten später bin ich fertig und will gerade aus dem Bad in den Flur treten, als ein Schatten auf mich fällt. Ich schreie auf, mache unwillkürlich einen Schritt zurück und pralle fast gegen den Türrahmen. »Sorry.« Es ist nicht Bernadette, sondern Nico, der vor mir steht und mich finster ansieht. »Du spinnst wohl«, brülle ich los. »Wo kommst du denn plötzlich her? Und was machst du hier überhaupt? Was fällt dir ein, einfach in unsere Wohnung zu kommen?« Mein Herz klopft wie verrückt, ich fühle, wie alles Blut mir aus dem Gesicht gewichen ist vor Schreck. »Das sind eine Menge Fragen auf einmal.« Er spricht langsam, als wäre er noch müde, seine Pupillen wirken riesig. Immer wieder blinzelt er, als wäre er geblendet. »Eine Menge Fragen?«, schnappe ich. »Genau drei!« Nico hebt matt seine Mundwinkel, fast als würde ihn etwas amüsieren, aber dann beißt er sich auf die Lippen und schüttelt den Kopf. »Bernadette wollte, dass ich ihre Jacke aus ihrem Zimmer

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