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Prinzentod

Prinzentod

Titel: Prinzentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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Kindern gibt, kann sie das jedenfalls nicht bezahlt haben. »Wohnt deine Schwester überhaupt hier?«, frage ich Bernadette. Sie grinst. »Das ist alles nur Show. Warte mal, bis du ihr Schlafzimmer siehst.« Sie öffnet die Tür mit einer einladenden Geste. Was für ein Unterschied! Schwarze Röcke und seidene Flatteroberteile, Höschen und BHs lagern überall auf dem Boden, der mit einem Flokati bedeckt ist und nach altem Hund mufft. Neben dem Bett gammeln leere Colaflaschen, Aspirin-schachteln und halb volle Pizzakartons, in denen Zigaretten ausgedrückt worden sind. Aufgeklappte Bücher liegen dazwischen, alles Theaterstücke. »Hier wohnt Violetta«, stellt Bernadette fest und rümpft ihre Nase. »Los, schauen wir uns ihr Badezimmer an, vielleicht hat sie dort etwas versteckt.« Wie kommt Bernadette nur auf so eine schwachsinnige Idee? Ich würde Drogen niemals im Badezimmer verstecken, sondern in der Küche, eingefroren im Tiefkühler vielleicht. Im Film suchen die Polizisten immer zuerst im Badezimmer. Anders als in unserer Wohnung kann man von Vios Schlafzimmer aus direkt ins Badezimmer gehen, wo es ähnlich chaotisch aussieht. Aber hier riecht es deutlich besser, nach Fruchtshampoos und Puder und Vanille. Bernadette öffnet den Spiegelschrank über dem Waschbecken und sofort fallen Medikamentenschachteln heraus. Obwohl die Pappschachteln nicht sonderlich viel Lärm machen, als sie am Boden aufschlagen, lässt mich das Geräusch zusammenfahren, beinahe als wäre es eine Art Warnsignal. Ich bücke mich, hebe sie hoch, registriere flüchtig die komplizierten Namen. Einer erinnert mich an Ziegenkäse: Valproat. Die anderen sind lang und enden alle auf -zepin. Ich reiche sie Bernadette, die sie mit einem Schulterzucken wieder einräumt. »Wieso nimmt Violetta eigentlich so viele Medikamente?«, frage ich. »Keine Ahnung. Das sind sicher Diätpillen aus dem Internet.« Bernadette geht zur Toilette und hebt den Deckel des Wasserkastens hoch. »Bingo!«, ruft sie und greift hinein. Dann dreht sie sich um und wedelt mit einem Plastikbeutel, in de m sich weißes Pulver bei jedem Schütteln träge hin und her bewegt . »Glaubst du, dass Vio ihren Zucker hier aufbewahrt? Vielleicht, damit sie nicht in Versuchung geführt wird?« Bernadette grinst, sie sieht so aus, als wäre sie auf einen Schatz gestoßen, hinter dem sie schon lange her ist . »Und jetzt? « »Das nehmen wir mit. « »Sollten wir nicht zuerst mit ihr reden? « »Wozu? « »Was ist denn das überhaupt?« Ich betrachte das harmlo s aussehende Pulver . Bernadette öffnet den Beutel und schnuppert daran, dan n nimmt sie eine Prise und probiert sie. Ich bin sprachlos, wi e professionell das wirkt . Ich weiß nicht mal, wie Drogen aussehen, geschweige denn , wie sie schmecken. Ich kenne Koks aus dem Fernsehen ode r von Bildern mit Kate Moss. Aber das ist schon alles . Bernadette nickt. »Also Zucker ist es jedenfalls nicht. Los , lass uns abhauen. « Sie stürmt aus der Wohnung und die Treppen nach oben i n unsere Wohnung. Noch nie habe ich Bernadette so schnel l laufen sehen . »Warte doch mal«, rufe ich hinterher. Als ich oben bin, is t Bernadette bereits in ihrem Zimmer verschwunden. Si e kommt mit leeren Händen in den Flur. »Was machen wi r denn jetzt mit dem Zeug?«, frage ich . »Wir verkaufen es«, sagt Bernadette und ihre Augen funkel n schon wieder . »Spinnst du? Sag mal, macht dir das etwa Spaß? « Bernadette wird ernst. »Hey, ich hab doch nur einen Scher z gemacht. Aber okay, der war wohl nicht so gut.« Sie sieht mich an. »Wir müssen mit Vio sprechen.« »Meinst du, Kai hat davon gewusst?«, frage ich. »Und wenn ja, warum hat er dann nicht mit Brigitte geredet?« Bernadette legt ihren Kopf schräg. »Das ist tatsächlich komisch. Ich bin jedenfalls gespannt, was für eine Ausrede sich Vio einfallen lassen wird. Endlich bin ich mal am Drücker, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.« »Und wo hast du das Zeug denn jetzt hingetan?« Bernadette legt den Finger an ihre Lippen und flüstert: »In mein Geheimversteck. Willst du wissen, wo das ist?« Ich hab keine Ahnung, was ich sagen soll, und schäme mich, weil ich vor ein paar Stunden noch drauf und dran war, ihr Zimmer zu durchsuchen. Aber da läuft sie schon zu der großen Diddlmaus, macht sich an dem Bauch zu schaffen und holt den Beutel heraus. »Schau, hier ist ein Hohlraum, den habe ich mir als Kind gebastelt, als Mama mich auf Schokoentzug gesetzt hat.« Mir wird flau. Die Diddlmaus

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