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Prinzessin auf den zweiten Blick

Prinzessin auf den zweiten Blick

Titel: Prinzessin auf den zweiten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SHARON KENDRICK
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viel zu wenig von Ihnen, Hoheit, um mir ein derartiges Urteil erlauben zu können … selbst wenn ich es wagen würde, das königliche Protokoll zu brechen, um meine Meinung offen kundzutun.“
    „Manchmal beschleicht mich das Gefühl, du könntest eine sarkastische Ader haben, kleine Eidechse …“, murmelte er gedehnt, „… aber dann denke ich wieder, dass ein schlichtes Mädchen aus der Wüste gar nicht über derart subtile Mittel verfügt.“
    Eleni überlegte, ob ihr dieses unwirkliche Erlebnis, über den Wolken zu schweben, den Wagemut verlieh, in dieser Art mit dem Scheich zu reden. Egal, ob es despektierlich war, es gefiel ihr irgendwie und war fast so aufregend, wie von Kaliq geküsst zu werden. Sie fühlte sich plötzlich gar nicht mehr klein und unbedeutend.
    „Sie haben mich gewarnt, dass die Frauen der westlichen Welt wegen meines Äußeren auf mich herabschauen könnten, Hoheit. Aber tun Sie nicht genau dasselbe? Sie unterstellen mir, aufgrund meiner Herkunft und Erziehung nicht subtil sein zu können. Soweit ich weiß, ist das eine menschliche Eigenschaft. Und ich bin ein Mensch … genau wie Sie.“
    Kaliq runzelte die Stirn, aber weniger wegen ihrer offenen Worte, sondern weil Eleni den Nagel auf den Kopf traf und er nie erwartet hätte, ausgerechnet von ihr so etwas zu hören.
    „Was ich sagte, war nicht als Kritik gemeint, sondern eine einfache Feststellung. Aber für jemand mit … deinem Hintergrund scheinst du ziemlich gebildet zu sein.“
    „Ich bin gebildet, Hoheit“, erklärte sie stolz. „Ich habe …“ Eleni brach abrupt ab. Mit einem Prinzen zu diskutieren, als stünde man mit ihm auf einer Stufe, war ein absolutes Tabu. „Ich bitte um Vergebung, Eure Hoheit“, murmelte sie steif. „Ich habe mich für einen Moment vergessen.“
    „Nein, nein“, wehrte er ab, unwillig, die für ihn kurzweiligste Konversation seit langer Zeit abzubrechen. „Was du sagst, interessiert mich. Du vermittelst mir damit einen Einblick in das Leben meiner Untertanen. Fahr bitte fort.“
    Eleni zuckte etwas verlegen mit den Schultern. „Nun, ich habe die Schule wirklich geliebt . Die Bildungsreform, die Ihre Stiefmutter, Königin Anya, in die Wege geleitet hat, führte dazu, dass auch Mädchen wie ich am Unterricht teilnehmen durften und sogar die notwendigen Bücher gestellt bekamen. Außerdem hatte ich das Glück, sehr engagierte Lehrerinnen zu haben, die mich ermutigten, mir so viel Wissen anzueignen wie nur möglich. Sie liehen mir sogar ihre eigenen Bücher … meistens Romane“, gestand sie schüchtern.
    In Elenis Erinnerung war die Schulzeit wie ein erfrischendes Bad nach einem langen heißen Wüstenritt. So hatte sie sich jedenfalls gefühlt, wenn sie an ihrem Pult vor einem Stapel Bücher, weißer Blätter und verschiedener Stifte saß. Eine willkommene Abwechslung von der Plackerei im Haus ihres tyrannischen Vaters.
    „Warum hast du die Schule dann verlassen, wenn sie dir so gut gefiel?“, wollte Kaliq wissen. „Du hättest doch studieren können. Das ist für Mädchen zwar immer noch nicht die Regel, aber absolut möglich. Und Jaladhar besitzt sogar eine eigene Universität.“
    „Weil ich arm war …“, erklärte Eleni mit brennenden Wangen.
    „Es gibt Stipendien“, wandte Kaliq ein.
    „… und weil mein Vater es nie erlaubt hätte. Trotz aller Fortschritte trifft in Calista immer noch der Mann die endgültigen Entscheidungen, und die Frau hat seiner Anweisung zu folgen, egal, was sie darüber denkt oder welche Chancen ihr dadurch verbaut werden.“
    Kaliq schwieg einen Moment. Seine kleine Eidechse erwies sich als sehr viel schlauer und intelligenter, als er es je vermutet hätte. Doch neben ihrem hellen Köpfchen besaß sie eine fast kindliche Naivität und mangelnde Erfahrung in gesellschaftlichen Belangen, die sie, ehe sie es sich versah, in Schwierigkeiten bringen konnten.
    Doch warum sollte er sich darüber den Kopf zerbrechen? Er hatte Eleni auf die Reise mitgenommen, damit sie ihn beim Pferdekauf beriet und in der Nacht sein Bett wärmte. Und das sollten sie beide besser nicht vergessen!
    Wessen Schuld war es also, dass sie sich plötzlich in einer lebhaften Debatte über das Bildungssystem und den gesellschaftlichen Stand der Frauen in Calista befanden? Seine!
    „Schnall dich an“, befahl der Prinz seinem Stallmädchen. „Wir werden gleich landen. Das kann eine beunruhigende Erfahrung sein, aber es gibt nichts, was du fürchten müsstest“, erklärte er betont

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