Prinzessin auf den zweiten Blick
spüren, fast so, als wäre Kaliq unter der Kleidung völlig …
„Ganz richtig, kleine Eidechse“, raunte er heiser und registrierte voller Befriedigung, dass Eleni heftig errötete. „Wusstest du nicht, dass königliche Prinzen es nicht lieben, sich eingeengt zu fühlen? Natürlich bin ich nackt unter meiner Robe.“
„Hoheit!“ Konnte er etwa Gedanken lesen? Oh, bitte nicht!, flehte Eleni innerlich. Sonst würde er auch wissen, wie sehr ihr diese Umarmung gefiel. Nicht einmal jetzt brachte sie die Kraft auf, sich dagegen zu wehren. Um zu begreifen, was sie fühlte, eingehüllt in den betörend warmen, schweren Geruch des männlichen Körpers, so dicht an ihrem, brauchte Eleni keine Erfahrung mit dem anderen Geschlecht. Das war Begehren … Eine drängende, brennende Sehnsucht nach mehr, wie sie es bereits gestern verspürt hatte, als Kaliq sie küsste.
„Ach, Eleni…“, seufzte er jetzt gegen ihre Schläfe. Sein Atem streifte ihre Wangen und ließ sie erschauern. „Soll ich das Stallpersonal wegschicken und dich hier, auf einem Bett aus Heu und Stroh, zur Frau machen? Glaub mir, ein besseres Angebot wirst du nie bekommen. Ich werde deine Sinnlichkeit wecken, dir höchste Lust bereiten und zeigen, wie du einen Mann mit deinem süßen Körper in den Wahnsinn treiben kannst …“
„Hoheit!“, keuchte Eleni auf.
„War das ein Protest?“, fragte er heiser und verteilte kleine Küsse auf ihrem Gesicht. „Wenn ja, musst du dich etwas mehr anstrengen, um mich wirklich zu überzeugen.“
„Ich … ich …“ Ihr Hals war plötzlich wie zugeschnürt, und Eleni fühlte, wie sich Panik in ihr breitmachte. Gleichzeitig wurde sie nur von einem Gedanken beherrscht: Küss mich! Küss mich endlich so, wie du es gestern Abend getan hast …
Kaliq, dem ihr kaum verhohlenes Verlangen natürlich nicht verborgen blieb, zog sie noch dichter an sich heran. Und plötzlich sah er sich selbst … in der wenig königlichen Situation, ihr, wie irgendeiner von den groben Kerlen, mit denen Mädchen wie Eleni sonst verkehrten, in einer dreckigen Ecke des Pferdestalls, die Jungfernschaft zu rauben.
Selbst wenn er als nicht besonders sensibel im Umgang mit Frauen galt und sich den Teufel um Klatsch und Tratsch scherte, was seine Liebeseskapaden betraf, ging das dem Prinzen dann doch etwas zu weit.
Er lockerte seinen Griff, strich Eleni sanft über die erhitzte Wange und überlegte, dass es viel leichter sein würde, in England eine passende Gelegenheit zu finden, sich an ihrer Unschuld zu erfreuen.
Ihm würde es eine neue Erfahrung einbringen, und sie hatte etwas, um sich in einsamen langen Nächten daran zu erwärmen – unvergessliche Erinnerungen an die lustvollen Stunden in den Armen ihres Scheichs …
„Zerbrich dir nicht dein hübsches Köpfchen über eine möglichst diplomatische Antwort, kleine Eidechse“, riet er mit sanftem Spott.
„Warum nennen Sie mich nur immer kleine Eidechse ?“, fragte Eleni spontan.
Kaliq lachte leise. „Weil deine Augen so grün sind und du dich so flink und graziös bewegst, dass man es kaum verfolgen kann.“
Einen atemlosen Moment lang schien Eleni sprachlos, doch das sanfte Glühen in ihren wundervollen Nixenaugen verriet ihm, dass sie sich geschmeichelt fühlte. Vielleicht sollte er die Gunst der Stunde doch ergreifen und …
Jeder weitere Gedanke in dieser Richtung verbot sich von selbst, weil Kaliq plötzlich seinen engsten Vertrauten Abdul-Aziz auf sie beide zukommen sah. Mit einem ungeduldigen Seufzer gab er Eleni frei und trat zur Seite.
Es war das erste Mal, dass der Scheich und sein Berater, nach dem Begräbnis von König Aegeus’, auf der Nachbarinsel Aristo, aufeinandertrafen. Daran hatte Abdul-Aziz als Repräsentant des Königshauses von Calista teilgenommen.
„Nun, hat der Kampf um die Nachfolge des toten Königs bereits begonnen?“, wollte Kaliq wissen, als Abdul-Aziz vor ihm stand. Die Frage war rein formell, da ihn momentan kaum etwas weniger interessierte als die Rivalität zwischen den beiden Königshäusern von Aristo und Calista, die die wechselhafte Geschichte und unterschiedliche Entwicklung der beiden Inseln seit vielen Jahren beeinflusste.
Der ernste Blick seines Beraters huschte unsicher zu Eleni und zurück zu seinem Gebieter.
„Keine Sorge, sie ist loyal“, beruhigte ihn der Scheich, und Eleni schämte sich für das warme Gefühl, das sie bei seinen Worten durchströmte.
Abdul-Aziz verbeugte sich steif. „Die Thronfolge ist noch nicht
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