Prinzessin auf den zweiten Blick
ungewohnt und fremd, aber insgesamt einfach fantastisch aus.
Als die Frau vor Kaliq einen eher lässigen Hofknicks andeutete, hielt Eleni unwillkürlich den Atem an.
„Das ist Zahra“, stellte der Scheich knapp vor. „Sie fungiert als meine Assistentin hier in meinem Büro in England und wird sich um alles kümmern, was du benötigst. Bring Eleni im weißen Zimmer unter, Zahra“, ordnete er an und ging davon, ohne seinem Pferdemädchen weitere Beachtung zu schenken.
Mit wild klopfendem Herzen sah Eleni ihm nach. Und plötzlich fühlte sie sich so schutzlos und verloren wie lange nicht mehr.
„Wie war Ihr Flug?“, fragte Zahra höflich.
Eleni zögerte. Ob das königliche Protokoll verlangte, dass sie versicherte, er sei einfach wundervoll gewesen? Luxuriös und komfortabel war der Jet des Prinzen in jedem Fall, aber das entschädigte kaum für die Stunden der Angst und Panik, die sie durchlebt hatte.
„Ehrlich gesagt, grauenvoll“, gestand sie aufrichtig. „Ich bin das erste Mal geflogen.“
Zahra verbiss sich ein Lächeln. „Ah ja, ich erinnere mich noch gut. Auf meinem ersten Flug von Calista hierher hatte ich das Gefühl, ich sei nur ein unbeteiligter Zuschauer und all das geschehe jemand anderem. Aber jetzt sind Sie sicher gelandet und wollen sich bestimmt ein wenig frisch machen und umziehen.“
Eleni nickte dankbar. „Ja, bitte.“
Beim Gedanken an ein belebendes Bad hob sich ihre gedrückte Stimmung. Überraschend, wie schnell sie sich an den Luxus fließenden Wassers gewöhnt hatte!
In der riesigen Eingangshalle bestaunte sie den gewaltigen steinernen Kamin, in dem massive Holzscheite aufgestapelt waren. Und die geschwungene Treppe, die ins Obergeschoss hinaufführte, beeindruckte Eleni mindestens ebenso. Während sie die zahllosen Stufen hinaufschritt, ließ sie ihre Finger über die kostbaren Schnitzereien im Geländer gleiten, die verschlungene Blüten und Blätter darstellten.
„Bei den Schwingen des Falken“, murmelte sie fasziniert. „Was für ein wundervolles Haus.“
„In der Tat“, bestätigte Zahra freundlich. „Scheich Kaliq Al’Farisi hat mir erzählt, dass Sie eine wahre Zauberin im Umgang mit Pferden sind.“
„Wie freundlich von ihm.“
„Und dass Sie passende Kleidung für England erhalten sollen.“
Eleni musterte ihre Landmännin in dem engen schwarzen Rock und der feinen weißen Bluse verstohlen von der Seite. Konnte man das als einen dezenten Aufzug bezeichnen? Wahrscheinlich, zumindest für westliche Verhältnisse, oder nicht?
Vor ihrem inneren Auge erstand plötzlich Kaliqs Bild … in seinen engen Reithosen, die nichts verbargen, sondern jeden Muskel auch noch betonten …
Heftig schüttelte sie den Kopf. „Ich denke nicht daran, die Wertmaßstäbe meiner Heimat zu verletzen …“, sagte sie mehr zu sich selbst und kam gar nicht dazu, den Gedanken weiter zu verfolgen, weil Zahra inzwischen die Tür zu einem Raum geöffnet hatte, in dem alles in leuchtendem Weiß erstrahlte.
Ihre Füße versanken fast in dem langflorigen weißen Teppichboden, das hereinfallende Sonnenlicht wurde von den weißen Wänden reflektiert, und das riesige Himmelbett in der Mitte des Zimmers war ringsum mit weißem Musselin drapiert. Die Tagesdecke und die Vorhänge vor den hohen Fenstern, die einen fantastischen Blick über das parkähnliche Gelände gewährten, waren ebenfalls weiß.
Zahra lächelte. „Das ist Ihr Zimmer.“
Eleni erwiderte das Lächeln. Ihr Herz fühlte sich plötzlich ganz leicht an.
Der Scheich behandelt sein Personal wirklich gut, dachte sie glücklich und schaute neugierig ins angrenzende Bad, das geradezu majestätische Ausmaße hatte. Und eine Ausstattung, die eines Königs würdig war, zumindest für Elenis Empfinden.
Zurück in ihrem Zimmer, fiel ihr eine weitere Tür auf, die sie bisher nicht registriert hatte.
„Und wo geht es da hin?“, fragte sie Zahra, die ruhig im Hintergrund wartete.
„Oh, durch diese Tür?“ Auf dem Gesicht von Kaliqs Assistentin zeigte sich nicht die kleinste Regung. „Sie führt direkt in die Privatgemächer des Scheichs.“
9. KAPITEL
Während sie sich zum Dinner umzog, ging Eleni ein einziger Gedanke im Kopf herum.
Hatte der Prinz sie ganz bewusst in dem Zimmer neben seiner Suite einquartiert? Und, vor allem, gedachte er die Verbindungstür auch zu benutzen?
Danach fragen konnte sie wohl schlecht. Das würde womöglich so aussehen, als erwarte sie etwas in dieser Art.
Und, ist es vielleicht nicht genau
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