Prinzessin auf den zweiten Blick
Novum.
„Vielen Dank. Freut mich, dass es dir hier gefällt“, sagte er leise.
„Und schauen Sie nur, Hoheit! Überall diese Blumen! Ich glaube, ich habe noch nie so viele auf einem Fleck gesehen!“
„Narzissen …“, erklärte er mit schwankender Stimme und dachte, dass Elenis Augen im gleichen Grün leuchteten wie das frische Grün der Frühlingsblumen. „Man nennt sie Narzissen. Ein berühmter Poet namens Wordsworth hat ihnen sogar ein Gedicht gewidmet.“
„Oh, das würde ich gern lesen!“, rief Eleni spontan aus.
„Das sollst du“, erwiderte Kaliq ebenso spontan und konnte einfach nicht länger an sich halten. Ungestüm zog er Eleni in seine Arme, küsste sie voller Leidenschaft. „Du sollst ganz viele neue Dinge sehen und tun, solange du bei mir bist, kleine Eidechse“, versprach er rau.
In der Tiefe seiner dunklen Augen lag ein Ausdruck, der ihr sagte, was als Nächstes passieren würde. Und zum ersten Mal überwogen bei Eleni nicht Unsicherheit und Angst, sondern das gleiche Verlangen, das sie in Kaliqs hungrigem Blick sah.
Als er den Kopf senkte, um ihre weichen Lippen erneut zu erobern, stellte Kaliq überrascht und triumphierend fest, dass er ebenso lustvoll zurückgeküsst wurde. Sanft drückte er Eleni in die weichen Polster der Limousine und lehnte sich zurück, um sie anschauen zu können.
Die wundervollen grünen Augen waren vor verhaltener Leidenschaft verschleiert, die runden Brüste unter der Seidentunika hoben und senkten sich im heftigen Rhythmus ihres Atems, und ihre zarten Spitzen wirkten so hart wie die kostbaren Diamanten aus Calista.
Am liebsten hätte der Scheich Eleni auf der Stelle von den lästigen Kleidern befreit, um endlich ihre samtene nackte Haut zu sehen und unter seinen Händen zu spüren …
Doch genau in diesem Moment kam der Wagen zum Halten. Kaliq warf einen schnellen Blick aus dem Seitenfenster und stellte fest, dass sie bereits erwartet wurden. Erneut wandte er sich Eleni zu, und plötzlich sah er sie durch die Augen seines Personals, das sich rechts und links der Freitreppe aufgebaut hatte und erwartungsvoll zu der dunklen Limousine mit den getönten Scheiben hinüberschaute.
Seine engsten Bediensteten stammten aus Calista, die restlichen Angestellten aus England. Wie würden sie es aufnehmen, wenn er jetzt aus der Limousine steigen würde … gefolgt von einem Stallmädchen mit wirrem Haar und orientalischer Tracht, dem man die Zeichen eines erotischen Renkontres noch an den glühenden Wangen ablesen konnte?
Eleni war ganz sicher jedem Einzelnen von ihnen überlegen, was ihr Verständnis und Talent für Pferde betraf. Aber wer von den Anwesenden würde ihr auch nur einen Funken Respekt zollen, wenn man sie auf den ersten Blick als seine willfährige Geliebte klassifizierte? Die Art Frau, in deren Gesellschaft sich ein Mann normalerweise nie öffentlich zeigte?
Verärgert über sich selbst und die ungewohnten Skrupel, die ihn, was Eleni betraf, nicht zum ersten Mal überfielen, rückte Kaliq von ihr ab und versuchte, das brennende Begehren zu unterdrücken, das in seinen Lenden pulsierte.
Was, zur Hölle, war nur mit ihm los?
„Bind dein Haar zusammen und richte dich etwas her“, forderte er brüsk. „Wenn du gleich mein Personal begrüßt, solltest du wenigstens einigermaßen repräsentabel wirken.“
Erschrocken richtete Eleni sich auf und bemühte sich, ihre Locken zu bändigen, wobei sie sich voller Panik der Position bewusst wurde, in der sie bis eben noch verharrt hatte … wie ein Lamm auf der Opferbank, bereit, sich von seiner Hoheit, Prinz Kaliq Al’Farisi aus Calista, verführen zu lassen!
Ihre Schamesröte vertiefte sich noch, als der Scheich gegen die dunkle Scheibe klopfte, die den Fond von der Fahrerkabine trennte. Es musste eine Art Zeichen gewesen sein, weil sich daraufhin prompt ein dunkler Schatten näherte und die Tür von außen öffnete.
Es war eine Frau. Angesichts der dunklen Augen und des olivenfarbenen Teints offensichtlich eine Landsmännin von ihr. Doch gekleidet war sie in einem Stil, den Eleni nie zuvor gesehen hatte. Zu einem schmal geschnittenen schwarzen Rock, der knapp über dem Knie endete, trug sie weiche Lederstiefel, die fatal an Reitstiefel erinnerten! Im Rockbund steckte eine weich fallende weiße Seidenbluse. Das dunkle Haar trug die Frau offen. Es reichte bis auf ihre Schultern, und der weiche, natürlich wirkende Fall verriet einem geschulten Auge den raffinierten Schnitt.
Für Eleni sah alles
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