Prinzessin auf Probe?
inzwischen so sehr gewöhnt hatte. Eben hatten ihre Augen allerdings vor Verärgerung gefunkelt.
Und vor Schmerz.
Das hatte er schon einmal erlebt, vor drei Monaten, als sie in seine Küche gekommen war. Damals war er in Panik geraten. Instinktiv hatte er sich von ihr distanziert, weil die Szene so häuslich, so richtig gewirkt hatte.
Verdammt. Er hatte genau das getan, was er auch jetzt wieder tat. Er hatte sie gehen lassen.
Carlos sprang auf und folgte ihr, insgeheim fluchend, weil er durch sein Humpeln nicht so schnell war, wie er gern wäre.
Schließlich rief er den Flur entlang, während er sich mit einer Hand an der Wand abstützte. „Lilah? Lilah, warte.“
Neben der schwach erleuchteten Kapelle des Krankenhauses blieb sie stehen und wartete schweigend, bis Carlos bei ihr war.
„Was ist wirklich los?“, wollte er wissen.
„Nichts.“ Sie verschränkte die Arme, sodass sich der Stoff ihres Kleides über den vollen Brüsten spannte. „Ich gehe nur ins Hotel zurück.“
„Soll ich mit dir kommen?“, wiederholte er sein Angebot.
„Es besteht kein Grund mehr, mir etwas vorzumachen, Carlos.“ Ihre Stimme war so leise und angespannt, ihre Augen blickten so unendlich traurig, dass es ihm fast das Herz brach.
So langsam wurde er wirklich unruhig. „Ich verstehe nicht, was du meinst.“
Lilah blinzelte ein paar Mal, sah sich ungeduldig um und zog Carlos dann in die Kapelle. In ihren Augen entdeckte er einen tiefen Schmerz. „Dein Vater hat mir erzählt, wie du ihn dazu überredet hast, sich der Operation zu unterziehen. Wie du ihm, mithilfe des Babys, Hoffnung gegeben hast.“
Es war richtig, was sie sagte, aber er musste der Sache auf den Grund gehen, um die Traurigkeit, die sie ausstrahlte, besser verstehen zu können. „Ist es denn so falsch, mit allen Mitteln zu versuchen, meinen Vater am Leben zu halten?“
„Mit allen Mitteln?“ Sie lachte, doch es war ein trauriges Lachen. „Wir sollten nicht gerade jetzt darüber reden. Wir sind beide völlig fertig, und du solltest bei deiner Familie sein.“
„Ich bin hier bei dir.“
„Für wie lange?“ Sie biss sich auf die Zunge und hob beide Hände, während eine Reihe von Kerzen ihr Gesicht erhellte. „Vergiss, was ich gesagt habe.“
„Nein“, meinte er angespannt. Okay, es war vielleicht ein wenig manipulativ gewesen, was er getan hatte, aber letztlich hatten alle davon profitiert. „Wir haben geheiratet, und entschuldige bitte, wenn ich nicht verstehe, warum mich das auf einmal zu einem schlechten Menschen macht.“
Sie trat ein paar Schritte von ihm fort. „Ich gebe mir selbst auch die Schuld, weil ich zu gutgläubig war, weil ich dir geglaubt habe, dass du mir auf einmal abnimmst, dass es dein Baby ist. Ziemlich dumm, denn es ist ja kaum eine Woche her, seit ich dich in deinem Büro zur Rede gestellt habe und du vehement dein Kind verleugnet hast.“
Die tränenerstickten Worte drangen nur langsam in sein Bewusstsein ein, bis er erkannte … „Du denkst tatsächlich, dass ich einen Hintergedanken hatte, als ich dich geheiratet habe?“
„Dein Vater weigert sich, einer Transplantation zuzustimmen, also zauberst du einen Grund aus dem Hut, der ihm neuen Lebenswillen gibt. Und zwar das Baby, das ich erwarte, zu dem du jedoch nie eine Verbindung gefühlt hast.“ Sie umklammerte den hölzernen Pfosten einer Kirchenbank.
Carlos konnte ihr nicht einmal widersprechen. Lilah war eine ehrliche Frau, und die unehrenhafte Art, mit der er sie behandelt hatte, beschämte ihn. Er hatte die Chance vertan, ein Leben mit dem Kind zu führen, von dem er niemals geglaubt hatte, dass er es würde bekommen können. Dieser Verlust schmerzte ihn mehr, als er zugeben wollte. Dieses Kind wäre ein noch größeres Wunder als die Tatsache, dass er wieder laufen konnte, und statt alles in seiner Macht Stehende zu tun, um die Zukunft des Kindes zu sichern, hatte er in der vergangenen Woche die Frau, die seinen Erben in sich trug, immer wieder von sich gestoßen.
„Lilah, es tut mir leid“, sagte er ernst.
„Weißt du was, Carlos?“ Sie entfernte sich noch weiter von ihm. „Das ist jetzt ein bisschen spät, denn ich weiß nicht, ob ich dir noch glauben kann.“
Geschockt, weil aus der Freude, die er eben noch über die gelungene Operation verspürt hatte, Schmerz und Entsetzen geworden waren, beobachtete er Lilah, wie sie sich von ihm abwandte und keinen Zweifel aufkommen ließ.
Seine Braut hatte ihn sitzen lassen.
Als Carlos’
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