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Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Titel: Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Endl
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antwortete sie also.
    Der Kerl im Stuhl knurrte, bevor er fortfuhr: „Genussmittel!“ Der Stock knallte gegen das Bildnis eines Storches, der einen Wurm verschlang.
    Die Reste der letzten Knackwurst konnte man schwerlich als Genussmittel bezeichnen. Sie verneinte erneut. Aldoro schüttelte bestätigend den Kopf, und der Kapellmeister verhielt sich zum Glück ruhig.
    Es war offenbar wieder nicht die Antwort, die der Uniformierte hören wollte. Wütend ließ er den Stock gegen eine weitere Darstellung knallen: eine Schlange, die über eine andere hinweg kroch. „Und Schlangen. Wehe, ihr habt Schlangen dabei. Da haben wir wahrhaft genug davon!“
    „Oh, blinde Schleichen haben wir natürlich dabei. Einen ganzen Sack voll.“ Der Kapellmeister reckte ein Fingerchen gegen die Umhängetasche von Aldoro. „Just dessentwegen sind wir einhergeritten, sie zu kreuzen mit Ottern, linden Würmern und Natterngezücht. ― Oh, mein guter Herr, warum viperieren ihre Nasenflügel auf einmal so?“
    Das Gesicht des Uniformierten war kein Gesicht mehr, sondern nur noch Grimasse. Fast sah es so aus, als würde er sie alle verhaften, anklagen, foltern, aburteilen und halbtot prügeln mit seinem Zeigestock.
    Schnell warf Aldoro mit großer Geste den Kapellmeister kopfüber in die Umhängetasche und rief: „Keine Schlangen drin. Nur ein kreischender Wicht.“
    Der Uniformierte lehnte sich schnaubend zurück und kratzte sich mit dem Diamanten eines besonders klobigen Ringes am Kopf. „Hinz und Kunz. Nichts von Rang und Namen. Die Zeiten sind zum Kotzen.“ Unwillig wedelte er mit der anderen Hand.
    Skaia und Aldoro deuteten es als Aufforderung zu verschwinden. Sie folgten ihr nur zu gerne.
     
    „Aufgeblasener Affenarsch! Nulpe! Feister Heini! Hockenbleiber! Riesendämlack!“ Der Kapellmeister schimpfte so anhaltend über den Uniformierten, dass Aldoro ihm einen weiteren Aufenthalt in der Umhängetasche androhte. Sofort fuhr der Knirps seine Unmutsäußerungen auf ein unverständliches Gegrummel herunter.
    Skaia verstand ihren Bruder. Die erste Begegnung im Nachtreich war alles andere als einladend gewesen. Kein Wunder, dass er so angespannt wirkte. Lange hatte er bei jedem Laut in der Nähe nervös den Kopf gedreht, als könne er die Wildnis mit Blicken durchdringen. Der Mond war noch ein gutes Stück schmaler, als Skaia ihn in Erinnerung hatte. Fahl hing er am Firmament. Ein Strich, über den die allmächtige Dunkelheit irgendwann hinweggehen würde. Fast schon war der Abendstern der markantere Himmelskörper.
    Als Skaia gestanden hatte, dass sie von diesem Grenzposten aus den Weg zu Papas Truppe „nicht so ganz genau“ kannte, wollte Aldoro wissen, was denn bitte „nicht so ganz genau“ heißen solle. Sie musste es zugeben: Sie kannte diese Gegend kein bisschen.
    Da wurde Aldoro einsilbig.
    Der Kapellmeister hingegen trötete: „Den Bimperl bräuchten wir.“ Wie er ausführlich darlegte, war der Bimperl ein unglaublich schlauer Foxterrier, der jede Spur sofort aufnehmen konnte und immer und überall den richtigen Weg fand. Vor allem, wenn dieser nach Hause und zum Fressnapf führte. „Dumm nur, dass er längst verschieden ist, verwest wohl gar und deshalb leider nicht anwesend.“
    Es war nicht einfach, den Kapellmeister zum Schweigen zu bringen. Er wurde nicht müde. Denn anders als Skaia und ihr Bruder musste er die vielen Kilometer nicht zu Fuß zurücklegen. Er hatte ja nicht einmal Füße. Stattdessen klemmte sein metallenes Unterteil im Strick, den sich Aldoro um die Hüften gebunden hatte. Von dort aus war es leicht, gute Ratschlage zu geben: „Lasst uns den rechten Pfad nehmen. Der sieht so verwunschen aus. Und wenn er uns unheimlich wird, kehren wir eben um.“
    Aldoro und Skaia wählten den linken Pfad. Der führte wenigstens nicht steil bergauf wie der rechte, und mit stacheligen Sträuchern und stinkenden Blüten wartete er auch nicht auf.
    Wie froh war Skaia über das Dorf, das sich am Horizont auf einmal abzeichnete. „Da fragen wir nach.“
    Aldoro gab nicht mehr als ein „Hm“ von sich. Doch als das Dorf näher rückte, wurde seine Miene entspannter.
    Skaia verbreitete Zuversicht: „Irgendjemand weiß bestimmt, wie man von hier aus an den Platz des ‚Papp-Palast’-Theaters kommt.“
    Das Dorf war bei weitem nicht so herausgeputzt wie Überzeh. Ein Schild, das den Namen des Ortes kundgetan hätte, gab es auch nicht. Die Wege waren staubig und übersät mit Scherben. In den Häusern sah man kaum noch

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