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Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Titel: Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Endl
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grausamen Horrlekins befreien?“, wechselte Aldoro schnell das Thema.
    Da schrie der Kapellmeister auf: „Wie, wo, was? Grausam? Befreien? Seid ihr verrückt? Ohne mich! Ich will sofort runter!“
    Es war nicht einfach, ihn zu beruhigen. Skaia redete auf ihn ein, dass auch er doch den Prinzipal keinem ungewissen Schicksal überlassen wolle.
    „Und mein Schicksal? Was ist mit dem?“
    Daraufhin stellte Aldoro den Kapellmeister ab. Mitten auf den Weg, wo jeder, der nicht genau auf den Boden achtete, über ihn stolpern musste. Aldoro zog Skaia und Mikolo weiter.
    Hinter ihnen schrie der Zurückgelassene Zeter und Mordio.
    Nach zehn, zwanzig Metern sagte Skaia: „Das geht nicht.“ Sie kehrten um.
    Doch anstatt dankbar zu sein, schimpfte der Knirps wie ein Rohrspatz auf sie ein. Keinerlei Rücksicht nähmen sie auf ihn, nur weil er, von der dussligen, blauen Flamme einmal abgesehen, der kleinste in der Gruppe sei.
    Mikolo und Skaia sahen beunruhigt zur Blaukappe. Doch die reagierte nicht auf die Beleidigung.
    „Entweder sie ist taub“, dachte sich Skaia, „oder beschränkt.“ Viel konnte man von ihr offenbar nicht erwarten. Sie hätte den Kapellmeister ruhig so mächtig erschrecken können, dass er die Klappe hielt.
    Derweil drohte Mikolo dem plärrenden Quälgeist an, seinen offensichtlichen Nervenzusammenbruch mit dem Rest des erprobten Wundersuds zu heilen.
    Da gab er Ruhe.
    „Großartig, die Notfalltropfen, nicht wahr“, stellte Mikolo fest und stieß Aldoro verschwörerisch in die Seite.
     
    „Schaut mal, eine Quelle!“, rief Aldoro. Sie hatten schon länger überlegt, eine Pause einzulegen, aber noch keinen geeigneten Platz gefunden. Der Boden war oft zu matschig, die Steinbrocken, die ab und zu herumlagen, waren überzogen von einem schmierigen Moos oder übersät mit kleinen Käfern voller grüner Pusteln am Rücken. Einmal hatten sie sich auf einen umgestürzten Baum gesetzt, aber der war unter ihnen zusammengebrochen.
    An der Quelle war es anders. Um das glucksende Nass herum waren kniehohe Steinblöcke in trauter Runde gruppiert. Sogar die Blaukappe schien so angetan, dass sie sich einen eigenen Stein aussuchte, über dem sie schwebte.
    Nur der Kapellmeister sah verdrießlich drein.
    Aldoro zog eine Feldflasche aus der Tasche und reichte sie herum. „Macht sie ruhig leer. Wir können sie ja an der Quelle wieder auffüllen. Hat jemand Hunger? Auf Käsegebäck?“
    Mikolo und Skaia griffen zu. Die Feldflache machte die Runde, bis sie wieder bei Aldoro ankam. Gleich hielt er sie in den plätschernden Strahl der Quelle.
    „Boh, ist das eisig“, sagte er überrascht. „Aber das Rohr ist hübsch verziert.“
    Er hatte Recht. Die Linien, die den Kopf eines Lindwurms zeichneten, waren zwar stark verwittert, aber eindeutig. Aus seinem Maul sprang das Wasser.
    „Geht es dir gut?“, wandte sich Aldoro versöhnlich an den Kapellmeister. Die Flasche hielt er weiter unter das lange, massive Rohr. Sie war noch nicht vollgelaufen. Dass der Schwall dünner wurde, schien Aldoro nicht zu bemerken in seinem Bemühen, den kleinen Begleiter aufzumuntern.
    Mikolo kaute gedankenverloren an den Resten seines Gebäcks.
    Skaia beobachtete fasziniert den Wasserstrahl. Sie sah, wie das Rohr die letzten Wasserstöße ausspie. Und wie die Augen des Lindwurms blinzelten. Ein gespaltenes Zünglein fuhr aus dem Maul. Davor Aldoros Flasche. Es ging alles blitzschnell: Der Lindwurm schnappte nach Aldoros Hand. Im Sprung schlug Skaia sie weg. Fallend sah sie den zuckenden Kopf des Lindwurms über sich. Er zischte, riss seine Kiefer auseinander und stürzte mit spitzen Zähnen auf sie zu. Direkt vor ihren Augen zerteilte der Zungenfaden die Luft.
    „Skaia, hier rüber“, schrie Aldoro, der aufgesprungen war. Doch sie war eingeklemmt zwischen den Steinen. Es ging nicht. Über ihr tanzte der Lindwurm. Der Ast, mit dem Mikolo nach dem fauchenden Tier schlug, traf ins Leere. Unbeeindruckt funkelten die Augenschlitze, als sie auf Skaia herunterstießen. Eine Wolke aus Staub hüllte sie ein. Skaia wurde fortgerissen. Von Händen, die ihre Knöchel umklammerten. Der Lindwurm war aus Skaias Gesichtskreis verschwunden. Stattdessen Aldoro, beschwörend, keuchend: „Alles gut, alles gut, alles gut!“
     
    Der Umhang des Hofrates war verdreckt, die Weste wies hässliche Schürfspuren auf.
    Während Aldoro den Umhang ausschüttelte, hob Mikolo das Käsegebäck auf, das Skaia verloren hatte.
    Ihr war der Appetit vergangen. Angewidert

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