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Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Titel: Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Endl
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waren dabei. Neben einem herrisch dreinblickenden Mann mit eisgrauen Haaren entdeckte Skaia ihren ehemaligen Klassenkameraden Kygo. Bei ihm war die ängstliche Miene nichts Außergewöhnliches, aber sie schien sich auf alle übertragen zu haben. In den Gesichtern war mehr zu lesen als der übliche, in Solterra zur Schau getragene Ernst, mit dem man das Leben bewältigte. Augenbrauen standen dichter beieinander, als wollten sie Schlimmes abwehren, darüber standen Sorgenfalten. Münder waren zu schmallippigen Schlitzen geworden, Sonnenbräune hatte sich in kränkelnde Blässe verwandelt. „Was geschieht um uns herum?“, schienen die Menschen zu fragen, „Wir warten auf eine Erklärung, die uns beruhigt!“ Mit einem Mal wandten sich die Blicke nach oben. Das doppelflügelige Fenster über dem Portal, das von zwei der Eingeweihten geöffnet wurde, zog ihre Aufmerksamkeit an. Skaia beugte sich soweit aus ihrem Fenster, dass sie wenigstens Aldoros Nasenspitze sehen konnte.
    Vielleicht spürten die Eingeweihten die unausgesprochenen Fragen nicht, jedenfalls begann Streng erst einmal mit Belehrungen: „Es entspricht nicht den Regeln, dass sich das Volk hier unten versammelt. Oder überhaupt versammelt. Wer Fragen hat, möge den Behördenweg einhalten!“
    Falls er erwartet hatte, dass sich die Menge auf seine Ermahnung hin die Hände vor die Köpfe schlagen und sagen würde „Na klar, wie konnten wir nur so dumm sein!“, hatte er sich getäuscht. Durch die Reihen ging vielmehr ein unwilliges Raunen.
    „Glaubt ihr denn ernsthaft, dass euch in unserem wunderbaren Sonnenreich irgendetwas zustoßen könnte, solange wir weise über alles wachen?“ Schrills Stimme überschlug sich. Sie war wenig dazu angetan, ermutigend auf die Leute einzuwirken.
    So bemühte sich Düster als nächster: „Natürlich, keiner von euch hat es bisher erlebt, das Phänomen der Dunkelsekunden. Und dennoch ist es etwas, was immer wiederkehrt im Kosmos. Es wandert durch die Welten, und nun streift es uns. Winzige Sonnenfinsternisse, die vorübergehen. Die Wissenschaftsanstalt beobachtet dieses Geschehen im ganzen All schon lange, aber es tritt so chaotisch auf, dass eine zuverlässige Berechnung nicht möglich ist. Das einzige, wovon man sicher ausgehen kann, ist, dass es auch wieder verschwindet!“
    Skaia ließ ihren Blick über die Versammelten gleiten. Bei vielen schien sich die Anspannung zu lösen. Dass Kygo weiterhin verzagt dreinblickte, wunderte Skaia nicht. Düster war schließlich alles andere als ein Sympathieträger, der Licht in die Herzen brachte.
    Aldoro hatte noch gar nichts gesagt. Dafür drängte sich Schrill erneut nach vorne. „Also alles wissenschaftlich erklärbar!“ Und als ob er selbst nicht an die beruhigende Kraft dieser Worte glauben würde, fügte er hysterisch hinzu: „Und solange Solterra den auserwählten Guten Herrscher und den allmächtigen Sonnenkreis besitzt, kann uns nichts und niemand etwas anhaben, verstanden?“
    Ein Eingeweihter war gerade dabei, das Fenster zu schließen, als sich aus der Menge eine einzelne Stimme erhob. Diese Stimme gehörte da eigentlich nicht hinunter. Sie gehörte in die Burg und nicht auf die Straße. „Einspruch“, rief sie. „Ich bin Klirr, Haupterzieher, oder halt, Erzieher in herausragender Position bin ich.“
    „Aber sicher nicht mehr lange“, schoss es Skaia durch den Kopf. Wenn sich Klirr öffentlich gegen die Eingeweihten und ihre Argumente stellte, riskierte er endgültig Kopf und Kragen. Seine Stellung bei Hofe auf jeden Fall. Was für ein Glück! Mit diesem Moment fiel der elende Quälgeist endlich von ihr ab. Ihr Leben in der Burg würde sich schlagartig verbessern.
    Klirr zeigt mit ausgestrecktem Arm zum Fenster des Audienzzimmers hinauf. „Sicher, der Sonnenkreis ist der beste Schutz. Nur ...“ Er holte theatralisch Luft. Dann stieß er aus: „Nur, das Ding, das Aldoro da um den Hals hat, ist eine Fälschung!“
    Ungläubig starrten ihn die Leute an.
    „Die Schwester des Guten Herrschers hat es mir verraten.“
    Was war Klirr für ein Schwein! Niemals hatte Skaia ihm etwas verraten. Niemals würde sie Klirr irgendetwas verraten. Jetzt wusste Skaia: Er hatte es mitbekommen, als sie unter dem Herrscherstuhl gekauert hatte und Aldoro in der größten Not vor dem falschen Sonnenkreis warnen wollte.
    „Ich habe den angeblichen Sonnenkreis in Händen gehalten. Kein bisschen Feuer hat er in sich. Aber in jedem Lehrbuch kann man nachlesen: ‚Wer ihn hält,

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