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Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Titel: Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Endl
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verspürt das Brennen seiner Energie’. Aber da ist nichts!“ Die Leute scharten sich enger um Klirr. Wollten jedes seiner Worte hören. „Wenn ihr mich fragt, ist Yaho mit dem Sonnenkreis aus Solterra verschwunden. Und deshalb fällt die Kraft der Sonne immer wieder aus! Wir fragen dich, Aldoro, wo ist der echte Sonnenkreis?“ Klirrs Blick blitzte nach oben, und alle Augen folgten ihm. Misstrauisch. Feindselig. Dunkel.
    „Ich ... ich“, hörte Skaia ihren Bruder nebenan stottern. „Ich wollte ja nach ihm su... “ Der Rest war ein erstickter Schrei, den Aldoro von sich gab, als ihm eine Hand den Mund zuhielt. Der Gute Herrscher wurde vom Fenster weggezerrt, während Schrill lautstark die Menge beschimpfte. Skaia sank zu Boden. Rutschte am Fensterrahmen und an der Wand nach unten. Putz scheuerte an ihren Armen. Klirr hatte Recht: Die Dunkelheit brach aus, weil der Sonnenkreis Solterra nicht mehr mit seiner Energie durchdrang. Die einzige Lösung war, ihn zurückzuholen. Aldoro hatte es nicht geschafft, Robolde mit diesem Auftrag loszuschicken. Jetzt war es zu spät. Der Glaube der Leute, ihr Guter Herrscher sei auserwählt, schmolz dahin. Und Skaia musste nach Klirrs Worten den Eingeweihten unwiderruflich als üble Verräterin erscheinen. Draußen entstand Tumult, als das Fenster nebenan scheppernd zuflog. Dann war die Sonne weg. Die Leute schrien erschrocken auf. Schon wieder ein dunkler Moment. Beinahe hätte Skaia auch geschrien, denn an einem Ellenbogen spürte sie plötzlich etwas Weiches.
    „Jetzt stell dich nur nicht wieder an. Inzwischen kennst du mich doch“, dachte etwas in Skaias Kopf. Gleichzeitig leuchteten die bernsteinfarbenen Augen im Dunkel.
    Die Katze!
    „Was für eine schöne Gelegenheit für ein Wiedersehen, mein gutes Kind.“
    Wo kam die Katze auf einmal her? Hatte sie sich die ganze Zeit in der Burg versteckt?
    „Das habe ich nicht nötig. Ich war zu Hause. Die Dunkelheit, die euch zwischendurch überfällt, ist praktisch. Da kann man leicht hin und her wandeln zwischen den Reichen.“
    Nur ganz am Rande registrierte Skaia Klirrs Bemühungen, sich bei den Menschen auf dem Platz wieder Gehör zu verschaffen. Inmitten der alles verschlingenden Finsternis.
    Ganz nah schnurrte die Katze: „Vielleicht kannst du dich heute schneller entschließen, mitzukommen. Wir brauchen dich.“ Skaia traute sich nicht, nachzudenken, was das bedeuten könnte. Denn alles, was sie dachte, würde die Katze erfahren. Dass sie selbst vielleicht Yaho zurück... halt! Nicht denken! Keinesfalls.
    „Was ist?“, wollte die Katze wissen, und schickte ihrer Frage ein ungeduldiges Maunzen hinterher.
    „Wie soll ich denn mitkommen?“, dachte Skaia, „sie lassen mich ja nicht einmal aus der Burg!“
    „Sei nicht albern. Jetzt müssen wir durch kein Tor mehr und über keine Mauern. Du musst es nur wollen.“
    „Was?“
    „Im Dunkeln zu bleiben.“
    Wie lange hielt denn diese Dunkelheit noch an? Das musste die längste sein, die Solterra bisher erlebt hatte. Und wer konnte sich wünschen, darin gefangen zu bleiben?
    „Wir brauchen dich“, wiederholte die Katze. „Und du brauchst uns. Glaube mir. Es ist dein Schicksal!“
    Und Aldoro? Brauchte er sie nicht? Aber konnte sie ihm in der Burg überhaupt noch helfen? Würde sie nicht eher wieder in eine Zelle wandern?
    „Bei uns bist du frei. Komm mit. Entscheide dich für die Finsternis. Dort ist es besser!“
    In Skaias Kopf stürzten alle Bilder der letzten Tage ineinander und begruben jegliche Ahnung, was sie wollte und sollte. Ließen nur noch den Wunsch zu, befreit zu sein von diesen Alpträumen. Was konnte sie verlieren? Die Katze, die aus dem Dunkel kam, war warm. Würde den Weg zu einem Ort wissen, an dem sie sich ausruhen konnte.
    „Wo ist das Dunkel?“, dachte Skaia und war mit einem Mal dafür bereit.
    „Du sitzt mittendrin. Willkommen in Moxó!“
    „Wo?“
    „Na, im Reich der sternflammenden Königin!“

 

„Aber, aber ...“, begann Skaia und wusste nicht, wie ihr geschah. Obwohl das Licht Solterras nicht zurückkehrte, konnte sie nach und nach Konturen erkennen: die Katze, Felsen, Hecken und Büsche.
    „Ja, das ist der Vorteil: Wer vor der Dunkelheit nicht die Augen verschließt, beginnt langsam zu sehen. Und zu sehen gibt es genug in Moxó, nicht nur den Mond“, dachte die Katze Skaia an und blickte nach oben zu der silbernen Sichel, die am Himmel hing, als gehöre sie immer schon dorthin.
    Die Sonne war verschwunden, die Burg war

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