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Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Titel: Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Endl
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sollte.
    Die Audienzen für die Anstaltsdirektoren, die seit ein paar Tagen in großer Zahl stattfanden, waren allerdings in einen anderen Raum verlegt worden. In einen weniger prächtigen, dem Sonnensaal direkt gegenüberliegenden. Durch seine Fenster konnte man gut beobachten, was sich vor der Burg tat. Skaia hatte überlegt, ob sie selbst eine Audienz bei ihrem Bruder beantragen sollte. Laut solterranischer Verfassung stand dies jedem Bewohner zu. Das Dumme war nur, dass die Anträge in der Regel abgelehnt wurden. Und wahrscheinlich war Skaia die letzte, bei der man eine Ausnahme machen würde. Einschleichen ging auch nicht, denn die Anstaltsdirektoren betraten stets einzeln das Audienzzimmer. Wie hätte sie sich da unauffällig mit hineinschmuggeln sollen?
    Nicht nur die Dunkelheiten machten Skaia nervös, sondern auch, dass sie rein gar nichts mehr von Aldoro gehört hatte. War es ihm denn nun gelungen, Robolde loszuschicken, die Yaho im Reich der Nacht suchten? Es machte sie ganz krank, dass sie nicht wusste, was vor sich ging.
    Das vorhersehbare und unverrückbare Gongen der Stundenkugel, von dem sie sich schon so oft gegängelt gefühlt hatte, beruhigte sie auf einmal. Es war das einzige, was sich gar nicht verändert hatte in all dem Tohuwabohu. Mit dem Gongen begann der Tag, der Unterricht, die Mittagspause, die Hausaufgabenzeit, die Nachmittagspause, das Abendessen, die Schlafenszeit. Alles wie immer, selbst wenn sie Klirr gegenüber ab und zu die Bemerkung fallen ließ, dass ihre Stundenkugel ja leider eine Macke habe. Sicherheitshalber.
    Der Gong zur Nachmittagspause war kaum verklungen, da verließ Skaia ihr Zimmer. Sie steuerte das Treppenhaus an, durch das alle diejenigen mussten, die zu Aldoro wollten. Das schnelle Laufen durch die Korridore hatte sie sich abgewöhnt. Denn wenn ihr Simpel und Gimpel auf den Fersen bleiben wollten, mussten sie ebenfalls laufen, und dabei schepperten sie furchtbar laut. Skaia wollte sich dadurch nicht verraten. Immerhin hatte sie die beiden so weit, dass sie sich ebenfalls hinter Säulen oder Ecken versteckten, wenn Skaia es für richtig hielt, in Deckung zu gehen. Im Treppenhaus war es eine der Wissenschaftlerstatuen, hinter die sich Skaia kauerte, um das Kommen und Gehen zu beobachten. Ihre beiden Aufpasser hatten sich wenig erfolgreich hinter den Nachbarfiguren versteckt, denn sie ragten ein gutes Stück darüber hinaus.
    „So sieht euch jeder!“, zischte Skaia ungehalten. Es wurde ihr immer klarer, dass man die beiden dümmsten Robolde für sie abgestellt hatte. Wahrscheinlich waren sie sonst überall entbehrlich. „Wenn das Versteck zu klein ist, dann müsst ihr halt irgendetwas tun, damit sich keiner fragt, warum ihr hier rumsteht.“
    „Was denn?“, wollte Gimpel wissen.
    „Na ... von mir aus die Statuen abstauben.“
    Wie auf Kommando klappten beide Robolde ihre Brustdeckel auf, zogen Tücher heraus und begannen, die Marmor-Körper zu polieren.
    Der Direktor der Wissenschaftsanstalt trat aus dem Audienzraum und kam die Treppe herunter. Er war ins Gespräch vertieft mit Aldoros Adjutanten, der ihn nach unten begleitete, um dort gleich den nächsten Audienzgast in Empfang zu nehmen.
    „Also, von dieser Theorie habe ich noch nichts gehört. Gut, in der Eile konnten wir noch nicht alle Berichte über Wetterphänomene ausreichend studieren, aber ich weiß nicht ...“
    „Herr Direktor, sicher werden Sie noch auf entsprechende Hinweise stoßen und wissenschaftlich belegen, was die Eingeweihten und der Gute Herrscher im Kontakt mit dem Sonnenkreis als Erklärung gefunden haben.“
    Kurz darauf tauchte der Direktor der Verwaltungsanstalt auf. Er eilte dem Adjutanten immer ein paar Stufen voraus nach oben.
    „Die Menschenmenge vor dem Tor wird immer größer! Das geht nicht! Wir müssen etwas unternehmen. Taschenlampen verteilen. Oder Beruhigungstabletten.“
    Der Adjutant gab zu bedenken: „Dafür wäre aber dann die Heilanstalt zuständig.“ Noch ehe der Direktor am oberen Treppenabsatz angekommen war, flog die Tür des Audienzzimmers auf.
    „Wenn nicht einmal der Wissenschaftsdirektor weiß, warum es dauernd dunkel wird, woher nehmt ihr dann die Sicherheit, dass es sich um etwas Vorübergehendes handelt? Und dass es nichts Schlimmes bedeutet?“
    Hinter Aldoro drängten die Eingeweihten aus der Tür und gaben ihm murmelnd Antwort: „Nun, äh ...“ „Es kann ja nicht ...“ „... immer schon so ...“ „ ... der Sonnenkreis“ „ ... schützt uns und

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