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Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Titel: Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Endl
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Sonntagsspaziergang, muss ich dich enttäuschen.“
    „Aber ich bin erschöpft.“
    Die Katze blieb stehen. „Du willst also eine Pause.
    Skaia nickte.
    „Hier? Im Butzewald?“
    „Ach ja ... äh, nein“, gab Skaia zu. „Aber wenigstens ein bisschen verschnaufen, bitte.“
    Die Katze ließ Skaia genau dreimal tief Atem holen, dann ging es wieder weiter.
    Als sie endlich den Wald hinter sich ließen, liefen die Beine von Skaia längst wie von alleine. Sie liefen, ohne dass Skaia sie noch spürte. Manchmal hatte sie Mühe, die Augen offen zu halten. Manchmal träumte sie, sie würde vom Weg abkommen und in einem wunderbar weichen Heuhaufen landen. Dann merkte sie, dass ihr die Augen für ein, zwei Sekunden zugefallen waren und sie neben dem Weg lief. Aber ein Heuhaufen war nirgends zu sehen. Wo hätte er auch herkommen sollen in dieser kargen Landschaft? Wo es außer ein paar zerzausten Sträuchern und dürrem Gras nichts gab? Wo es so unwirtlich war, dass Skaia dachte: „Hier müsste man Klirr aussetzen.“
    „Hier können wir schlafen“, meldete sich die Katze in Skaias Kopf und hüpfte mit ein paar schnellen Sprüngen hinter den einzigen Felsblock weit und breit.
    Skaia war erstaunt, dass der große, graue Stein auf der Rückseite eine Art Vordach formte, unter das sich müde Wanderer setzen konnten. Die Katze legte hier bestimmt öfters eine Rast ein. Es sah ziemlich selbstverständlich aus, wie sie es sich in einer kleinen Kuhle gemütlich machte.
    Skaia war viel zu erschöpft, um lange nach der bequemsten Stelle zu suchen. Sie lehnte sich einfach irgendwo an die Felswand. Wie viele Stunden mochten sie gegangen sein? Skaia hatte ein paar Mal auf die Stundenkugel geblickt, aber umsonst. Die Flüssigkeit im Inneren war zu einer schwarzen Suppe geworden, die sich kein bisschen mehr veränderte. Die Kugel war wohl verwirrt. Kein Wunder: Wie sollte sie auch mitten in der Nacht mit den solterranischen Tageszeiten umgehen? Stöhnend streckte Skaia ihre Beine aus. Sie bewegte die Zehen, um wieder Gefühl in die Füße zu bekommen. Die silberne Sichel am dunklen Himmel war gewandert. „Ob sie auch versinkt und wieder aufsteigt, so wie die Sonne?“, fragte sich Skaia.
    „Natürlich!“ Die Katze blinzelte herüber. „Die vielen kleinen Punkte, die Sterne, verändern sich nicht großartig, aber der Mond ist mal hier, mal da, mal größer, mal kleiner.“
    „Und woher weiß man dann, welche Stunde es geschlagen hat?“
    „Wozu willst du das denn wissen? Sei nicht so kompliziert. Wenn du müde bist: Leg dich hin! Wenn du wach wirst: Steh auf! Wenn du Hunger hast: Iss etwas!“
    Skaia wusste, dass es nicht so einfach war, wie die Katze tat. Im Moment hatte sie durchaus Hunger, fühlte sich aber gleichzeitig viel zu schlapp, um aufzustehen und nach etwas Essbarem zu suchen.
    „Wenn du schläfst, merkst du den Hunger sowieso nicht“, erwiderte die Katze ihre Gedanken. „Also, schlaf lieber!“
    Es hatte keinen Sinn, sich mit der Katze zu streiten.
    „Träum was Schönes, Skaia“, kam es versöhnlich von den Bernsteinaugen, bevor sich die Lider darüber senkten.
    „Du auch, Katze.“
    „Lunetta.“
    „Wie?“
    „Ich heiße nicht Katze, sondern Lunetta. Und jetzt gib Ruhe.“
    Es war eigentümlich, die Augen zu schließen, obwohl es sowieso dunkel war. Lieber schaute Skaia noch in den Mond, in das Hellste, was es im Reich der Nacht zu geben schien. Auf seiner leuchtenden Oberfläche entdeckte sie dunkle Stellen. Wie bei einem Silberlöffel, der nicht ordentlich poliert worden war. Die Sonne konnte man nie eingehend betrachten. Sie war zu grell. Schon nach einem Sekundenbruchteil musste man die Augen schließen. Hinter den Lidern tanzten dann grüne Flecken.
    In Solterra war es zur Schlafenszeit ziemlich ruhig, denn sie galt ja für alle. Hier hörte Skaia, je intensiver sie lauschte, mehr und mehr Geräusche. Freilich nicht so nah, dass Skaia Angst hatte, im nächsten Moment würde einer dieser Butzemänner um die Ecke springen. Aber irgendwo geisterte ein Heulen durch die Nacht, gefolgt von einem Keckern. Ein Rascheln, das nicht weit entfernt war, ein Surren, direkt am Ohr vorbei. Bei aller Müdigkeit, die Skaia in den Knochen saß, wurde ihr ganz kribbelig zumute. Sie wollte die ungewohnten Geräusche nicht hören. Sie begann zu summen ― die hübsche Melodie, die der Kapellmeister mit den Zauberinstrumenten gespielt hatte. „Eine klitzekleine Nachtmusik“ hatte er sie genannt, wie gemacht also, um den

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