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Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Titel: Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Endl
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nicht bewacht. Es fehlte direkt etwas. Drinnen hatte sich dem ersten Eindruck nach nichts verändert. Alle Möbel standen so, wie Skaia es kannte. Sogar ihre Bücher, Hefte und Stifte lagen auf dem Schreibtisch, akkurat angeordnet. Am Springbrunnen fehlte nach wie vor die Schwanzflosse des Fisches, die bei der Lieferung des Umarm-O-Maten abgeschlagen worden war. Selbst das Wasser begann heiter zu sprudeln, als Skaia sich näherte. Es plätscherte. Als es auch noch einen metallischen Ton von sich zu geben schien, horchte Skaia auf. Nein ... Das Geräusch, in das sich nun ein Stöhnen mischte, hatte einen anderen Ursprung. Selbst wenn es üblich war, dass der Brunnen ab und zu röchelte und sein Innenleben knarrte.
    „Klong“ ― Metall schlug gegen Glas. Skaia fuhr herum. Und da entdeckte sie, was sie übersehen hatte. Mit ausgestreckten Beinen saß Lallah am Boden. Mit einem Arm hing sie zwischen den bunten Kissen, die sich auf dem Sofa türmten, mit dem anderen war sie gegen die Glasplatte des Teetisches geknallt. Neben ihr lag das Strickzeug, an dem eine begonnene Arbeit in goldgelben Farbtönen hing. Vor ihr auf dem Tisch stapelten sich bunte Bommelmützen. Lallahs Kameraaugen hatten sichtbar Mühe, auf Skaia scharf zu stellen. Als sie ganz weit herausgefahren waren, wohl um Skaia in Teleoptik zu erfassen, murmelte Lallah: „Was für eine Freude. Sie sind wieder da.“
    Die Gesellschaftszofe war am Ende. Vor nicht allzu langer Zeit hätte Skaia sonst was dafür gegeben, Lallah in einen derart abgeschlafften Zustand versetzen zu können. Aber jetzt kämpfte sie sich damit ab, die Roboldine wenigstens aufs Sofa zu wuchten, während diese leise von sich gab: „Stets zu Ihren Diensten, haben Sie wohl gespeist, geht es Ihnen gut heute?“
    Skaia nickte beruhigend. „Was ist mit dir?“
    „Der Akku ... Sie haben die Stromzufuhr der Burg zerstört.“
    „Wer?“
    „Das Komitee.“ Lallah verfiel gänzlich ins Flüstern. „Allen Robolden der Burg ist nach und nach die Energie ausgegangen. Und dagegen waren auch die Eingeweihten und der Gute Herrscher machtlos.“
    „Ich habe an einem der Sonnenmaste Robolde gesehen, die auftankten.“
    „Ja ja, aber ich konnte nicht weg. Ich musste doch da sein, wenn Sie wiederkommen würden. Eine Gesellschaftszofe lässt ihre Herrschaft nicht im Stich.“ Matt legte sie ihre Metallfinger auf Skaias rechte Hand. Immer leiser wurden die Sätze, mit denen sie Skaia schilderte, was seit ihrem Verschwinden vorgefallen war. „Der Erzieher war schuld. Wäre er nicht gewesen, hätten sich die Menschen von den Eingeweihten beruhigen lassen.“
    Skaia war sich da zwar nicht so sicher ― zu deutlich erinnerte sie sich noch an die Angst in den Augen derer, die sich damals vor der Burg versammelt hatten –, aber sie wollte Lallah nicht unnötig unterbrechen.
    „Er hat spontan ein Komitee gegründet. ‚Gegen Lug, gegen Trug’ schrie er über den Vorplatz, und dass er nicht weichen würde, bevor die Herren dem Volk Rede und Antwort stünden. Doch die Fenster und Türen der Burg blieben verschlossen. Die Eingeweihten hatten wohl geglaubt, die Menge würde sich wieder zerstreuen, aber mit jeder weiteren Dunkelheit, die das Land heimsuchte, kamen mehr Menschen zur Burg.“
    Skaia konnte sich das, was Lallah berichtete, lebhaft vorstellen: Klirr, der Erzieher, wetterte gegen den Abgrund an Lügenhaftigkeit, der sich vor ihrer aller Augen aufgetan habe. Steigerte sich hinein in Anklagen gegen das System, das einen unreifen Jungen zum Staatslenker erhob: „Sicher, Aldoro entstammt der Dynastie, die Tamino begründet hat. Doch wenn ihr mich fragt: ‚Reicht das denn aus?’ So sage ich euch: ‚Nein!’ Wenn ihr sagt: ‚Sicher ist er so klug, wie man es von einem Nachfahren Taminos erwartet?’ Dann antworte ich euch: ‚Nein!’ Wollt ihr wissen: ‚Hatte er denn nicht die besten Erzieher?’ So muss ich feststellen: ‚Doch. Aber es hat nichts genützt. Ich kenne Aldoro lange. Das, was ihm hauptsächlich geblieben ist vom Unterricht, sind massenhafte Mahnschreiben an seine Eltern.’“ Mit solchem Detailwissen über den Guten Herrscher hatte Klirr die arglosen Menschen beeindruckt. „Und vergessen wir eines nicht: Die Nachfahren Taminos sind auch die seiner Gemahlin Pamina. So schleppt diese Familie bis heute die Gene eines Geschöpfes der Nacht mit sich herum. Allesamt sind sie Nachfahren der unberechenbaren Königin der Nacht.“ Ein Satz, geeignet, die Menge zu einem Aufschrei zu

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