Prinzessin meines Herzens
Lachen.
Nico stellte sich unter die Dusche. Er genoss die Erfrischung, aber er brauchte das kalte Wasser auch. Nur so ließ sich die immer stärker werdende Lust eindämmen, die er für Lily empfand. Für seine Frau!
Seit der Eheschließung war erst ein Tag vergangen. Er musste sich noch an den Gedanken gewöhnen, verheiratet zu sein. Verheiratet mit einer Frau, die ihn irgendwie im Innersten berührte. Ach was! Das empfand er nur so, weil sie eben in der Nähe war und er schon lange keinen Sex mehr gehabt hatte. Wenn er bloß daran dachte, wie sie ihn gerade angesehen hatte – so als hätte sie mehrere Tage in der Wüste verbracht, und er würde ihr das erste Glas Wasser seit Langem reichen …
Wie gerne hätte er ihren Durst gestillt! Er war noch immer sehr erregt. Natürlich konnte er sich selbst Befriedigung verschaffen, aber das war einfach nicht dasselbe. Mit geschlossenen Augen lehnte Nico sich gegen die gekachelte Duschwand und versuchte, seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Zumindest für einen Moment. Also stellte er die Mischbatterie auf kalt und unterdrückte einen lauten Schrei, als das eisige Wasser auf seine Haut traf.
Wie konnte es überhaupt sein, dass es ihn dermaßen nach Lily verlangte?
Vorhin hatte er sie mit seinem Sohn beobachtet. Dabei war ihm bewusst geworden, wie viel er bereits vom Leben des Kleinen verpasst hatte – und das bloß wegen Lily. Danny, wie sie ihn immer nannte, konnte schon laufen. Er lief auf Lily zu, und zwar nur auf sie. Er sprach mit seiner „Mommy“, und zwar nur mit ihr. Er hatte keine Ahnung, wer sein Vater war.
Seinem eigenen Sohn fremd zu sein schmerzte Nico wahnsinnig. Außerdem konnte er mit Kindern nicht gut umgehen: In Montebianco waren seine Kontakte zu Kindern niemals über wenige Minuten hinausgegangen. Er hatte Angst, dass sich seine Unsicherheit zeigen würde. Gleichzeitig quälte ihn die Distanz zu seinem Sohn. Und als Lily ihn aufgefordert hatte, mit Daniele zu spielen … Nico hatte dabei das Gefühl gehabt, dass alle ihm direkt ins Herz sehen konnten.
Deswegen war er lieber geflohen. Feigling! Doch in dem Augenblick waren zu viele negative Gefühle auf einmal zusammengekommen. Die Fahrt mit dem Motorrad hatte ihm geholfen, den Kopf wieder freizubekommen. Bei der Erinnerung daran, wie sein Sohn nur auf Lily zugelaufen war, störte ihn jetzt allerdings noch etwas anderes. Er kam sich wie ein Ausgestoßener vor – wie jemand, der nicht dazugehörte. Genau wie damals im Palazzo Cavelli. Daran zu denken half, das Verlangen nach Lily zu bezwingen.
Trotzdem begehrte er sie nach wie vor. Und er wusste, wie er es anstellen musste, um sein Ziel zu erreichen. Er würde sich um sie bemühen. Er würde ganz entspannt vieles mit ihr und Daniele unternehmen und dabei lernen, seinem Sohn ein Vater zu sein. Auf diese Weise würde er auch Lily für sich gewinnen.
Natürlich könnte er einfach darauf bestehen, dass sie das Bett mit ihm teilte. Doch schon dieser Gedanke war vollkommen lächerlich, denn das hatte er noch nie nötig gehabt. Er, Prinz Nico Cavelli, musste keiner Frau befehlen, sich vor ihm auszuziehen. Und bestimmt fing er bei seiner eigenen jetzt nicht damit an.
Als Lily am nächsten Morgen erwachte, war sie ziemlich schlecht gelaunt. Die ganze Nacht hatte sie sich hin- und hergewälzt. Erst war ihr kalt, im nächsten Moment heiß gewesen. Immer wieder war sie aufgewacht – nachdem sie ebenso oft von einem gewissen Prinzen in Motorradkluft geträumt hatte. Vage erinnerte sie sich noch an das Gefühl von Haut an Haut, von seinen Lippen auf ihren und daran, wie sie miteinander geschlafen hatten.
Wäre sie nicht jedes Mal hochgeschreckt, hätte sie womöglich geglaubt, das alles wäre wirklich passiert. Doch egal, wie wunderbar ihre Träume gewesen sein mochten: Sie durfte sich Nico nicht hingeben. Wenn sie diesen Weg einschlug, würde ihr am Ende nur Schmerz bleiben.
Natürlich war ihr klar, dass sie irgendwann tatsächlich miteinander schlafen würden: sie waren schließlich miteinander verheiratet und waren dadurch ein Leben lang miteinander verbunden. Bestimmt würde Nico noch mehr Kinder haben wollen. Genauso wie sie. Aber vorher musste es ihr gelingen, sich zu verschließen und ihr viel zu weiches Herz vor ihm zu schützen. Das nahm sicherlich einige Zeit in Anspruch. Bis dahin musste sie eben vorsichtig sein.
Als Lily angezogen war, sah sie erst einmal nach Danny. Er war nicht in seinem Schlafzimmer. Diesmal geriet sie jedoch
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