Prinzessin meines Herzens
nicht in Panik, sondern ging gleich weiter in die Küche. Beim Näherkommen hörte sie Nicos Stimme, und es duftete nach Frühstück. Doch niemals hätte sie damit gerechnet, was sie kurz darauf in dem großzügigen lichtdurchfluteten Raum sah: Nico stand am Herd und hatte in der einen Hand eine Pfanne, in der anderen einen Pfannenwender.
„Hast du beschlossen, uns mit deiner Gegenwart zu erfreuen?“, fragte er lächelnd, als er Lily bemerkte.
„Es ist doch erst halb neun“, meinte sie entschuldigend.
„Ja, aber wir sind schon seit sechs Uhr auf den Beinen.“
Danny spielte in einer Ecke mit Bauklötzen. Als er seine Mutter sah, kam er glücklich brabbelnd auf sie zugewackelt. Lily schloss ihn in die Arme und bedeckte sein Gesicht mit Küssen, während er kicherte und krähte.
Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Nico. „Was machst du denn da?“
Er schaute auf. „Eier für dich.“
„Für mich?“
„Si.“ Er lachte. „Sieh mich nicht so erschrocken an, cara mia. Ein paar Sachen kann ich kochen.“
„Warum sollte ein Prinz kochen lernen? Du hast schließlich einen persönlichen Koch und immer jemanden, der dich bedient.“ Im Palast hatte sie das mit eigenen Augen gesehen. Dass ein Prinz für seine Prinzessin kochte, passierte nicht einmal im Märchen.
„Als Prinz muss man viele Dinge beherrschen“, erwiderte er und hantierte mit dem Pfannenwender. „Außerdem hat die Fürstin mich mit Vorliebe in Arbeiten unterrichten lassen, die sie als minderwertig betrachtet.“
Lily runzelte die Stirn. „Hat dein Bruder auch kochen gelernt?“
„Ja. Aber nur, weil es seine Mutter besonders geärgert hat, wenn er mit mir zusammen war.“ Nico zuckte die Schultern. „Lass uns über etwas anderes reden, ja?“
Als Danny unruhig wurde, ließ Lily ihn herunter. Sofort krabbelte er zu seinen Bauklötzen zurück.
„Hast du den ganzen Morgen auf Danny aufgepasst?“, fragte Lily. Sie bemerkte, wie Nicos Schultern sich anspannten. Wieso hatte er Angst, Zeit mit seinem Sohn zu verbringen? Weil er glaubte, dass sie etwas dagegen haben könnte? Vor vierundzwanzig Stunden wäre es noch so gewesen. Nach wie vor wurde sie ein bisschen eifersüchtig bei dem Gedanken, dass Danny irgendwann nicht mehr nur sie brauchen würde. Aber sie wollte auch einen Vater für ihn. Einen Vater, der diese Rolle gerne übernehmen wollte und glücklich darüber war.
„Gisela hat ihn gefüttert und angezogen. Aber in der letzten Stunde habe ich mit Daniele gespielt, während Gisela im Fitnessraum trainiert hat.“
„Hier gibt es einen Fitnessraum?“
Nico lächelte. „Ja, mi Principessa. Am besten isst du aber erst einmal etwas. Den Raum zeige ich dir später.“
Unwillkürlich malte Lily sich aus, wie Nico Gewichte stemmte – und zwar in Motorradlederhose und engem T-Shirt. Sofort wurde ihr ganz heiß.
Mit einer Handbewegung bedeutete er ihr, sich auf einen Barhocker an die Küchentheke zu setzen. Dann stellte er einen Teller vor sie hin. Lily probierte schon einmal, während er ihr Kaffee einschenkte.
„Wow, das schmeckt super!“, staunte sie.
Er lachte. „Du hast nicht geglaubt, dass ich kochen kann, stimmt’s?“
Lily konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. „Stimmt. Ich habe gedacht, dass dir vermutlich niemand seine ehrliche Meinung sagen würde, falls es nicht schmeckt.“
„Ich hätte dir schon vor zwei Jahren Frühstück gemacht“, erklärte er unvermittelt. „Aber wir hatten ja keine Küche in unserem Zimmer.“
Die Erinnerung an diesen Morgen wühlte Lily auf. Sie spürte, dass sie rot wurde. Hastig trank sie einen Schluck Kaffee und hoffte darauf, dass Nico die Röte auf ihren Wangen dem heißen Getränk zuschrieb. Sie konnte mit ihm nicht über ihr erstes Mal sprechen, als wären sie ein glückliches Paar. Das Thema war viel zu persönlich, und sie fühlte sich bloßgestellt.
„Du bist doch gegangen, bevor ich wach war“, gab sie dennoch zurück.
„Das wollte ich nicht.“ Nico legte seine Hand auf ihre. „Die Pflicht rief, und unglücklicherweise musste ich sofort nach Montebianco zurückkehren.“
„Warum denn?“, wollte Lily nun doch wissen. Was war so wichtig gewesen, dass er ihr dafür das Herz gebrochen hatte? Nachdem Nico auch abends nicht zu ihrer Verabredung erschienen war, hatte sie zwei Tage lang geweint. Als er ihr jetzt mit dem Daumen zärtlich über die Hand strich, erschauerte sie.
„Mein Bruder hatte versucht, sich das Leben zu nehmen, Liliana.“
Bei
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