Prinzessin meines Herzens
cara mia“, erwiderte er schließlich. „Er ist tot.“
Sie legte eine Hand auf seinen Arm. „Das tut mir leid.“
„Grazie. Er ist vor zwei Monaten gestorben und fehlt mir sehr.“
Lily schluckte und wandte sich ab. Die ganze Zeit war sie damit beschäftigt gewesen, in Nico nur den Tyrannen und Playboy zu sehen. Echte Gefühle zu haben hatte sie ihm gar nicht erst zugestanden.
In diesem Moment erreichten sie ihr Reiseziel. Vor ihnen erstreckte sich ein umzäunter Gebäudekomplex. Das Haus war schlicht gehalten und dabei sehr modern – ganz anders, als Lily erwartet hatte. „Hast du nicht gesagt, wir würden zu einem Palast fahren?“
„Das ist er doch: mein Palast. Ich habe ihn vor ein paar Jahren bauen lassen, und mittlerweile bin ich hier zu Hause.“ Er drückte auf einen Schalter im Auto, und das Tor öffnete sich. Kurz darauf fuhr er in eine Tiefgarage und stellte den Motor ab.
Auch im Innern des Hauses erinnerte nichts an seine überladenen Gemächer im Palazzo Cavelli. Die Einrichtung war einfach und zugleich sehr stilvoll: hochwertige Ledersofas und Hartholzböden, wertvolle Teppiche und moderne Kunst. Alles mutete sehr männlich an, und gerade die Beschränkung aufs Wesentliche erhöhte die Wirkung.
Nico sah Lily an. „Wir werden hier wahrscheinlich ziemlich viel Zeit verbringen, cara. Wenn du etwas ändern möchtest, ist das kein Problem.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich glaube nicht. Es gefällt mir, wie es ist.“
„Solltest du deine Meinung irgendwann ändern, lass es mich wissen.“ Er legte seine Schlüssel auf einen Tisch hinter dem Sofa. „Wenn du Daniele sehen möchtest, dann komm mit.“
Das Haus war groß, aber nicht so groß wie der Palast in Castello del Bianco.
Als sie das Kinderzimmer erreichten, staunte Lily über Nicos Vorkehrungen. Überall lag Spielzeug herum. Sie entdeckte riesige Plüschgiraffen und Teddys. Und auch die Einrichtung war bemerkenswert: eine Couch, eine Stereoanlage, ein DVD-Player samt Flachbildfernseher und ein Stuhl. Doch zu ihrer Überraschung sah sie weder Kommoden noch ein Kinderbett. Vielleicht waren diese Möbel in der kurzen Zeit nicht zu beschaffen gewesen. Immerhin wusste Nico erst seit zwei Tagen, dass er einen Sohn hatte. Fragend schaute Lily ihn an.
Nico lächelte breit. „Es gibt einen zweiten Raum, Lily.“ Er nahm ihre Hand und führte sie an einem riesigen Bad vorbei ins angrenzende Zimmer. Hier gab es ein Kinderbett, Kommoden, einen Wickeltisch und eine Regalwand voller Kinderbücher.
Als sie hereinkamen, saß Gisela in einem Schaukelstuhl. Sofort sprang sie auf und machte einen Knicks. Zum ersten Mal wurde Lily bewusst, wie jung sie war. Höchstens zwanzig. Viel zu jung, um Ahnung von Kleinkindern zu haben. Das Thema Kindermädchen musste sie mit Nico unbedingt noch einmal erörtern.
„Mommymommymommy!“, kreischte Danny nun und wackelte auf sie zu, so schnell ihn seine kleinen Beine trugen.
Gerührt ging Lily in die Knie und schloss ihr Kind in die Arme.
„Mommy“, brabbelte Danny zufrieden, als Lily ihn hochhob.
Lachend sah sie zu Nico. Sie hatte erwartet, dass er sich ebenso freuen würde. Stattdessen wirkte er verärgert und irgendwie verletzt. Sie drückte Danny noch fester an sich und wandte sich ab.
„Mommy“, wiederholte der Kleine und fügte etwas Unverständliches hinzu. Als er sich in ihren Armen zu winden begann, ließ Lily ihn herunter. Sofort krabbelte er zu dem kleinen Lkw zurück, mit dem er auf dem Teppich gespielt hatte.
Nico schaute Danny mit undurchdringlicher Miene an und atmete tief durch. Ununterbrochen öffnete und schloss er seine Hände. Während Lily ihn dabei beobachtete, kam ihr schließlich ein Gedanke: Vermutlich fühlte Nico sich fremd. Schließlich musste diese ganze Situation vollkommen ungewohnt für ihn sein.
Sie beschloss, etwas dagegen zu tun. Aufmunternd lud sie Nico dazu ein, mit Danny zu spielen. „So lernt ihr euch schneller kennen“, fügte sie noch hinzu.
Doch Nico erstarrte völlig. Dann verließ er den Raum.
6. KAPITEL
Lily lief ihm nach, aber Nico kannte sich in dem weitläufigen Haus natürlich viel besser aus. Er war verschwunden, bevor sie ihn einholen konnte. Unschlüssig stand sie im leeren Wohnzimmer. Sollte sie ihn suchen oder zu Danny zurückkehren? Nachdenklich schlenderte sie auf die großzügige Terrasse mit Blick aufs Mittelmeer.
Warum war Nico so plötzlich gegangen? Sie hatte ihm doch nur helfen wollen! Deshalb hatte sie ihm erklärt, dass
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