Prinzessin meines Herzens
seinen traurigen Worten verspürte sie einen Stich. Sie war so auf sich selbst konzentriert gewesen. Ihr war nicht einmal in den Sinn gekommen, dass möglicherweise etwas Schlimmes passiert war.
„Es tut mir so leid, Nico.“
„Mir auch. Es war bestimmt schwer für dich, als ich nicht zurückgekommen bin, Liliana. Wäre es mir möglich gewesen, hätte ich es getan.“
Vielleicht, dachte Lily. „Wir können die Vergangenheit nicht ändern.“
„Das stimmt, aber …“ Er schaute zu Boden.
Lily richtete sich auf und blickte über die Küchentheke. Dort unten stand Danny und zog an Nicos Hosenbein. Den anderen Arm reckte er ihm entgegen.
„Na, Kleiner, was gibt’s?“, fragte Nico.
„Er will auf deinen Arm!“
Und einfach so beugte Nico sich zu ihm hinunter und nahm ihn hoch. Dann sah er sie fragend an. Danny dagegen schien völlig begeistert zu sein, weil er von Nicos Arm aus eine viel bessere Aussicht hatte. Schließlich schlang er seine kleinen Ärmchen um Nicos Nacken und brabbelte etwas Unverständliches.
„Was sagt er?“, erkundigte sich Nico.
Lily zuckte die Schultern und unterdrückte ein Lachen. „Wenn ich das wüsste …“
„Ich dachte, Frauen verstehen die Babysprache.“
„Ich weiß, wenn er etwas will. Aber manchmal brabbelt er einfach nur. Ich glaube, weil er seine Stimme so gerne hört.“
Nico tippte ihm an die Nase. „Naso – Nase.“
Danny lachte. „Mom…my“, sagte er dann und streckte Lily die Arme entgegen.
Nico reichte ihn ihr. „Wieso hast du Tränen in den Augen?“
„Nur so.“ Rasch wischte sie sie weg und setzte Danny wieder auf den Boden.
„Ist er nicht etwas ganz Besonderes?“, fragte Nico stolz.
„O ja“, meinte Lily erleichtert, „er ist der beeindruckendste Junge der Welt.“
Lächelnd sah Nico sie an. Kurz darauf mussten sie beide lachen.
Die nächsten Tage gehörten zu den entspanntesten seines Lebens. Nico verbrachte viel Zeit mit Lily und Daniele. Dabei arbeitete er weiter daran, Lily zu verführen, ohne etwas zu überstürzen. Er genoss es sogar. So oft wie möglich berührte er sie scheinbar unabsichtlich: Wenn er an ihr vorbeiging oder sich etwas vom Tisch nahm, streifte er zum Beispiel sacht ihre Brüste.
Sie so zu berühren machte ihn verrückt. Danach wollte er sie jedes Mal am liebsten sofort ausziehen und ihren Körper mit seinen Händen und dem Mund liebkosen. Er wollte Dinge mit ihr tun, die vor zwei Jahren wegen ihrer Unerfahrenheit unmöglich gewesen waren. Wie gern würde er einen ganzen Tag nur mit Lily verbringen – und herausfinden, was ihr besonders gefiel und was sie in seinen Armen zum Dahinschmelzen brachte.
Bis dahin musste es allerdings bei den vermeintlich zufälligen Berührungen bleiben. Doch wenn sie erst zum zweiten Mal miteinander schlafen würden, wäre das die Wartezeit wert gewesen.
Auch im Umgang mit seinem Sohn kam Nico Schritt für Schritt voran. Er hatte keine Angst mehr und befürchtete nicht länger, dass er ihn falsch halten oder gar fallen lassen könnte. Eigentlich war es ganz leicht, ein Kind glücklich zu machen. Nico musste ihn nur ein bisschen kitzeln, ein paar Grimassen schneiden und Blödsinn reden, und der kleine Kerl krähte vor Glück. Das wirkte sich auch auf Lily und ihn selbst aus.
Zum ersten Mal seit Gaetanos Tod war Nico wieder zufrieden. Er unternahm viel mit seiner kleinen Familie. Sie gingen an den Strand, machten Ausflüge und besuchten sogar kleine Restaurants. Dort sorgten die verschwiegenen Besitzer dafür, dass sie ihren Aufenthalt genießen konnten. Nico hatte das Lager der Reporter vor dem Palast auflösen lassen und war froh, dass sie nicht zurückkehrten. Seitdem hatte er nur einen einzigen Hubschrauber gesichtet. Ein Telefonat hatte genügt, und der Helikopter war ebenfalls verschwunden.
Nach einem weiteren Tag am Strand mit Lily und Danny ging Nico abends in sein Büro. Auf dem Schreibtisch fand er einen Brief von seinem Vater. Der Fürst war zu altmodisch, um E-Mails zu schreiben. Nico riss den Umschlag auf und überflog den Inhalt des Schreibens.
Wie erwartet war Fürst Paolo von Monteverde immer noch außer sich über den Verlauf der Dinge. Er galt zwar als temperamentvoll, doch mit so einer Nachricht hätte Nico nicht gerechnet: Wegen der geplatzten Hochzeit hatte Antonellas Vater tatsächlich ein Handelsverbot mit Montebianco ausgerufen.
Trotz der sandigen Shorts ließ Nico sich auf einen Stuhl fallen und stützte den Kopf in die Hände. Wenn Monteverde keine
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