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Prinzessin oder Erbse

Prinzessin oder Erbse

Titel: Prinzessin oder Erbse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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weibliches Pendant. Auf einem der beiden Korbsessel, die sich neben einem kleinen Glastisch direkt gegenüber der verschlossenen Garderobentür befinden, sitzt Nadja Reichert. Eigentlich liegt sie mehr darin, die langen, schlanken Beine weit von sich gestreckt und damit beschäftigt, eine Strähne ihres hellblonden, hüftlangen Haares zu einem Zopf zu flechten.
    »Hallo, Nadja, was machst du denn hier draußen?« Sie hebt den Blick und sieht uns aus großen, blauen Augen an.
    »Marion holt gerade mein Kostüm aus Halle 6.« Sie steht auf und lässt sich von Matthias links und rechts auf die Wange küssen. Dann schaut sie mich an und streckt
mir mit einem Lächeln, das perlweiße, ebenmäßige Zähne enthüllt, die Hand entgegen. »Hallo.«
    »Äh, hallo.« Ich schüttele ihre dargebotene Rechte. Sie ist einfach atemberaubend mit ihrer ebenmäßigen Haut, den großen Augen, vollen Lippen und dem wunderschönen, schlanken Körper.
    »Das ist Fanny, die neue Presseassistentin.« Nadja schenkt mir ein weiteres strahlendes Lächeln.
    »Herzlich willkommen.«
    »Danke!«
    »Dann bin ich ja gespannt, wie es mit meinem Liebesleben in Zukunft weitergeht.« Sie wirft Matthias einen warnenden Blick zu. »Übertreibt es nicht, okay?«
    »Es ist egal, warum sie über dich reden …«, beginnt Matthias, und sie vollendet seinen Satz:
    »… was zählt ist, dass sie über dich reden. Ja, ja, ich weiß!« Seufzend verdreht sie die Augen und zwinkert mir verschwörerisch zu. »Was soll ich sagen? Es ist nicht so, dass meine Eltern mich nicht gewarnt hätten. Mein Vater wollte immer, dass ich Bankdirektorin werde. « Dabei schneidet sie eine so komische Grimasse, dass ich lachen muss. Sie scheint wirklich nett zu sein. Ich stelle fest, dass mich der Gedanke schockiert. Überirdisch schön und nett, das ist eine schreckliche Kombination. In diesem Moment erscheint hinter uns völlig außer Atem eine kleine, schwarzhaarige Frau Anfang vierzig mit mehreren Kleidungsstücken über dem Arm.
    »Nadja, bitte entschuldige, dass du warten musstest, es tut mir wirklich schrecklich leid«, keucht sie.
    »Ist schon gut, das macht doch nichts«, beruhigt Nadja sie.

    »Ich kann wirklich gar nicht verstehen, wie das passieren konnte. Oh, hallo, Matthias.«
    »Hallo, Marion. Das ist Fanny, meine neue Assistentin.«
    »Freut mich.« Sie wirft mir einen gehetzten Blick zu, während sie die Tür zur Garderobe aufstößt und Nadja den Vortritt lässt. Gemeinsam betreten wir den großen Raum, in dem auf der linken Seite Hunderte von Kostümen auf langen Garderobenstangen von der Decke hängen. Ihnen gegenüber befinden sich zwei chaotisch wirkende Schreibtische und daneben sieben durch rote Vorhänge abgetrennte Umkleiden. Marion beeilt sich, Nadjas Kostüm in die erste Umkleide zu hängen, während sie weiterhin Entschuldigungen vor sich hin murmelt. Ein wenig irritiert beobachte ich die Szene. Die Garderobiere verhält sich wirklich merkwürdig. Sie hat den Kopf weit zwischen die Schultern gezogen, als fürchte sie, er werde ihr gleich abgerissen werden. Aber von wem, frage ich mich. Sicher nicht von Nadja, die geduldig vor der Kabine wartet und eben zum wiederholten Male erklärt, dass sie gar nicht besonders lange warten musste. In diesem Moment ertönen plötzlich die ersten Klänge von »I kissed a Girl«, und Nadja unterbricht sich mitten im Satz.
    »Sorry, das ist meins.« Damit kramt sie ein Handy aus ihrer riesigen Umhängetasche hervor. »Na, du Schlafmütze. Ich wollte dich nicht wecken, du hast so schön geschnarcht.« Leise lachend verschwindet sie in der Umkleidekabine.
    »Sie ist ja heute so gut gelaunt«, flüstert Marion Matthias zu, und er grinst.
    »Ist doch schön. Weißt du, ob David schon da ist? Ich wollte ihm Fanny vorstellen.«

    »Ach ja, Fanny, Entschuldigung. Ich war gerade ein bisschen gestresst, der Tag fing irgendwie hektisch an. Also, herzlich willkommen.« Ihre devote Haltung von eben ist verschwunden, und sie lächelt mich offen an.
    »Vielen Dank.« Ich reiße meinen Blick von dem dunkelroten Vorhang los, hinter dem Nadja gerade zweifelsohne mit David telefoniert. Sie hat ihre Stimme so weit gesenkt, dass ich die Worte nicht verstehen kann, aber es steht wohl außer Frage, dass sie mit der Person am anderen Ende der Leitung die Nacht verbracht hat, oder? Andererseits kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, dass David schnarcht. Oder schwitzt. Oder sonst eine menschliche Schwäche besitzt.
    »Morgen«, ertönt da eine

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