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Prinzessin oder Erbse

Prinzessin oder Erbse

Titel: Prinzessin oder Erbse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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gleiten. Könnte er möglicherweise in einer der zahlreichen Taschen seines unförmigen Overalls eine Kamera versteckt haben? Wie hat mein Chef sich das vorgestellt? Soll ich den Mann etwa abtasten? Zögernd sehe ich in seine freundlichen, hellbraunen Augen. »Kann ich noch was für dich tun?«, fragt er. »Sonst würde ich jetzt mal weitermachen.«
    »Nein, mach mal. Nur eine Frage noch …«
    »Ja?« Ich zögere kurz und winke dann ab.
    »Ach nichts.« Vielleicht ist es besser, ihn gar nicht erst auf die Idee zu bringen.
     
    »Wir machen jetzt eine Stellprobe zu Bild 67 im Wohnzimmer Maximilian und dafür bitte ich Frau Reichert, Herrn Mory und alle anderen Beteiligten ans Set«, erklingt eine Stimme aus den Lautsprecherboxen, die in allen Fluren und Räumen der Produktion hängen, während ich zurück ins Gebäude eile. Im Treppenhaus begegne ich Nadja und David.
    »Toitoitoi für den ersten Arbeitstag«, sagt David und ich spüre, wie ich schon wieder rot anlaufe, während ich versuche, mich möglichst unauffällig an Nadja vorbeizudrücken. Auf ihren Wangen finden sich noch Spuren zerlaufener Wimperntusche, aber ihre Augen blicken wieder sanft und freundlich wie die eines Rehs.
    »Genau, viel Spaß.« Sie strahlt mich an, als hätte sie nicht vor zehn Minuten einen Wutausbruch mit nachfolgendem Heulkrampf gehabt. Verblüfft sehe ich den beiden hinterher, wie sie einträchtig nebeneinander die
Treppe hinuntersteigen, Adonis und seine launische Aphrodite.
     
    Auf dem Weg zurück ins Büro gehe ich vorsichtshalber an der Kaffeeküche vorbei und mache für meinen Boss einen Latte Macchiato mit dreifachem Espresso, was mit Begeisterung registriert wird.
    »Sie gefallen mir jetzt schon, Fanny.« Er bedeutet mir, ihm gegenüber Platz zu nehmen. »Sehen Sie, es ist Viertel vor neun, und Sie haben schon David und die Zwillinge kennengelernt.« Er lacht in sich hinein, als ich ihn verständnislos ansehe. Zwillinge? »Ein Insider«, grinst er. »Nadja ist eine wundervolle Frau, höflich, nett, bescheiden, es ist eine Freude, mit ihr zu arbeiten …«
    »Aber?«
    »Aber manchmal knallen bei ihr die Sicherungen durch, und dann ist sie nicht mehr wiederzuerkennen. Wir vermuten, dass sie eine böse Zwillingsschwester hat.«
    »Verstehe. Dr Jekyll und Mrs Hyde.«
    »Wenn wir wollten, dass die Öffentlichkeit das wahre Gesicht von Nadja sehen würde, dann wäre das eine tolle Schlagzeile.«
    »Aber das wollen wir nicht«, werfe ich ein, und er nickt. »Sie lernen schnell.« Plötzlich hat er einen angespannten Zug um den Mund. »Eine Sache sollten wir noch klären«, sagt er in strengem Tonfall. »Ich konnte nicht umhin, Ihre Reaktion auf David zu beobachten.« Sofort beginnt mein Gesicht wieder zu glühen, und er nickt: »Genau das meine ich. Gibt es da ein Problem?« Ich starre auf die Tischplatte vor mir und flüstere: »Nein.«

    »Sie haben also nicht mit ihm geschlafen?« Verblüfft sehe ich ihn an.
    »Natürlich nicht«, stoße ich hervor. Was für eine absurde Vorstellung. Wunderschön, traumhaft, aber leider vollkommen absurd.
    »Gut, dann tun Sie es auch bitte nicht, so was bringt nur Komplikationen mit sich, die wir nicht gebrauchen können. Sie verstehen?« Eindringlich sieht mein Chef mich an. »Fanny? Haben Sie das verstanden?«
    »Ja, ich habe verstanden.« Matthias nickt zufrieden.
    »Gut. Und jetzt erzählen Sie, was war mit dem Knilch am Fenster?«
    »Oh, Felix, es geht ihm gut.« Erleichtert über den Themawechsel begreife ich nicht sofort, dass das Wohlergehen des Fensterputzers meinen Chef nicht die Bohne interessiert. »Er hatte keine Kamera dabei. Er hat nur die Fenster geputzt.«
    »Und dabei unsere Hauptdarstellerin angestarrt.«
    »Kann man ihm das verübeln, wenn sie in Unterwäsche durch den Raum tanzt?«, frage ich bissig, und er schüttelt den Kopf.
    »Nein, sicher nicht. Wer würde da weggucken? Ihre Zwillinge können sich schließlich sehen lassen.« Er grinst, und ich sehe ihn irritiert an. Das zweite Mal innerhalb von dreißig Minuten redet ein Mann mit mir, als sei ich … nun, jedenfalls keine Frau. Ich beschließe, ab sofort nur noch im Rock zur Arbeit zu kommen. Und Make-up-technisch könnte ich auch ruhig noch eine Schippe drauflegen. Nein, nicht wegen David Mory, sondern lediglich, um Männer wie Felix oder Matthias daran zu hindern, Zoten über die Brüste anderer Frauen zu reißen, als sei ich ihr Saufkumpan. »… und deshalb
ist es enorm wichtig, dass vorher keine Unterwäschebilder

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