Prinzessin oder Erbse
uns auch abseits vom Drehort wirklich kennenzulernen. Aber jetzt wollen wir uns nicht mehr vor der Öffentlichkeit verstecken: Ja, wir sind ein Paar«, bestätigt Nadja Reichert uns im Interview, und David Mory fügt hinzu: »Wir haben es uns wirklich nicht leichtgemacht. Sich zu verlieben, wenn man täglich so eng miteinander arbeitet, kann eine Menge Probleme nach sich ziehen. Aber gegen unsere Gefühle waren wir machtlos.« Privat läuft es also bestens für die beiden Schauspieler, während sich ihre Charaktere in der Telenovela »Liebe à la carte« zurzeit mehr und mehr in eine Krise verstricken. Wir sind gespannt, wie es zwischen den beiden weitergeht. Vor der Kamera – und dahinter.
Kapitel 4
Fix und fertig schleiche ich nach meinem ersten Arbeitstag um halb neun die Stufen zu unserer Wohnung hoch. Im zweiten Stock steigt mir der Duft von frisch angebratenem Knoblauch in die Nase, was mich meine Schritte voller Hoffnung beschleunigen lässt. Tatsächlich steht Julia in unserer Küche am Herd, eine knallgrüne Schürze um die Hüften gebunden und brutzelt eins ihrer vorzüglichen Nudelgerichte.
»Willkommen daheim«, ruft sie mir zu, »es gibt Spaghetti mit Scampi in Weinsoße.«
»Edel.« Erschöpft lasse ich mich auf einen Stuhl fallen.
»Wir haben ja auch was zu feiern. Dein erster Arbeitstag beim Fernsehen. Ich will alles hören.« Sie schenkt ein Glas Weißwein ein und reicht es mir.
»Ich bin vollkommen erledigt. Und außerdem muss ich heute noch mindestens die ersten fünf Folgen von ›Liebe à la carte‹ ansehen.« Schuldbewusst schaue ich auf den liebevoll gedeckten Tisch.
»Ehrlich?« Ich nicke zerknirscht, aber Julia scheint von der Idee begeistert zu sein.
»Dann erzählst du mir von deinem Tag, während ich koche, und dann nehmen wir die Pasta mit vor den Fernseher. Schieß los! Was hast du so gemacht?«
»Ich habe den ganzen Tag Klatschzeitschriften gelesen«, stöhne ich und massiere mir dabei den schmerzenden Nacken. »Ich habe jeden dämlichen Satz gelesen, der jemals über ›Liebe à la carte‹ und seine Darsteller verfasst worden ist.«
»Das ist echt ein toller Job.«
»Na, wenn du meinst«, murmele ich vor mich hin. »Außerdem habe ich gelernt, die Kaffeemaschine zu bedienen, und Nadja und David Hallo gesagt.«
»Du hast schon wieder mit David gesprochen?«
»Ja.«
»Und? Was hat er gesagt?«
»Er hat Hallo gesagt. Und herzlich willkommen.«
»Und was hast du gesagt?«
»Auch Hallo. Und danke.«
»Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen«, sagt sie entrüstet, während sie mit einem scharfen Küchenmesser Kirschtomaten halbiert.
»Soll ich dir eigentlich helfen?«, erkundige ich mich.
»Nein, du sollst mir von David erzählen.«
»Da gibt es leider nicht so viel zu erzählen. Das war eigentlich schon alles.« Sie guckt mich so enttäuscht an, dass ich lachen muss. »Nein, warte, er hat sich an meinen Namen erinnert«, sage ich stolz, und sie sieht mich mit großen Augen an.
»Wirklich?« Ich nicke und finde im Nachhinein auch, dass das eine große Ehre ist.
»Und wie war er so?«
»Er war …« Ich schlucke schwer und versenke mein Gesicht so tief wie möglich in mein Weinglas. Wo soll das bloß hinführen? Werde ich jetzt jedes Mal knallrot anlaufen, sobald von einem gewissen Herrn Mory die Rede ist?
»Ja? Wie?« Wissend grinst sie mich an.
»Schon gut.« Ich stelle das Weinglas mit so viel Schwung auf dem Tisch ab, dass der Stil abbricht. »Oh, Mist.«
»Wenn du so weitermachst, ist bald unser gesamtes Kücheninventar Schrott«, seufzt Julia und beginnt, mit einem Küchenpapier den verschütteten Wein aufzuwischen, während ich die Scherben im Mülleimer versenke. »Du bist ihm also hoffnungslos verfallen?«
»Er ist der schönste Mann, dem ich jemals begegnet bin«, gebe ich zu, »und wahnsinnig nett ist er außerdem. «
»Und du darfst ab jetzt jeden Tag mit ihm arbeiten. Er wird sich in dich verlieben, und du wirst lauter niedliche, grünäugige Babys bekommen. Und irgendwann wird einer deiner Romane verfilmt, und er spielt darin die männliche Hauptrolle«, schwärmt sie und rollt verzückt die Augen gen Himmel.
»Falsch! Erstens wird niemals eins meiner Bücher verfilmt werden«, sage ich und werfe ihr einen ziemlich bösen Blick zu, »und zweitens werde ich weiterhin, wann immer ich David begegne, rot anlaufen, zusammenhangloses Zeug stammeln und mich mit irgendetwas bekleckern, während er mit Nadja durch die Gegend turtelt und mit
Weitere Kostenlose Bücher