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Prinzessin oder Erbse

Prinzessin oder Erbse

Titel: Prinzessin oder Erbse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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meinem lustlos vor mich hin stochere. Ich fühle mich alles andere als wohl in meiner Haut und frage mich, ob ich nicht doch ein bisschen zu unfreundlich zu David gewesen bin.
    »Er hat dich das ganze Wochenende nicht angerufen«, erinnert mich Felix. »Er hat ein bisschen Strafe verdient. «
    »Vielleicht hatte er seine Gründe«, beginne ich David zu verteidigen und knabbere an einer Stange Sellerie herum. »Vielleicht wollte er mir das gerade erklären, als du reingeplatzt bist.« Nun macht Felix ein beleidigtes Gesicht.
    »Ich wollte ja nur helfen.«
    »Das weiß ich«, beeile ich mich zu sagen, »und das war auch echt nett von dir. Ich meine ja nur, vielleicht sollte ich ihn das nächste Mal ausreden lassen, wenn er zu mir kommt. Oder was meinst du?« Mein Gegenüber wiegt nachdenklich den Kopf hin und her, nickt aber dann.
    »Ja, du hast Recht. Eine zweite Chance hat jeder verdient. «
     
    Dieser Meinung ist David offensichtlich nicht, denn in
den nächsten Tagen bekomme ich ihn nicht ein einziges Mal zu Gesicht. Jedes Mal, wenn es an unserer Bürotür klopft, hebe ich hoffnungsvoll den Kopf, nur um ihn Sekunden später enttäuscht wieder sinken zu lassen. Ans Set hinunterzugehen traue ich mich nicht, also bringe ich am Donnerstag bei Matthias noch einmal Davids Gesangstalent zur Sprache.
    »Stimmt, gut, dass Sie mich daran erinnern, richtig, hm, ja, was können wir damit machen?«, überlegt er zerstreut und schlürft seinen obligatorischen Kaffee.
    »Ich habe mir da etwas ausgedacht«, sage ich so selbstbewusst wie möglich und setze ihm meine Idee auseinander.
    »Fanny, Sie sind gut, Sie sind wirklich gut. Sie haben verstanden, wie gute Pressearbeit funktioniert.« Ich lächele geschmeichelt. »Rufen Sie in der Aufnahmeleitung an. David soll in seiner nächsten Pause zu uns hochkommen.«
     
    Und so sehe ich David nach vier Tagen das erste Mal wieder. In seiner weißen Kochjacke über der verwaschenen Jeans sieht er einfach zum Anbeißen aus. Mein Blick fällt auf seine zerstrubbelten dunklen Haare und sofort muss ich wieder daran denken, wie ich meine Hände in diesem Schopf vergraben habe. Gerade mal sechs Tage ist das jetzt her. Ich schmelze bei dem Gedanken daran wie Butter in der Sonne. Ich denke, ich habe jetzt lange genug geschmollt. Also stehe ich von meinem Schreibtisch auf und gehe mit einem strahlenden Lächeln auf David zu. Wie gut, dass Matthias gerade mal wieder in der Kaffeeküche ist, so dass ich einen Augenblick mit David alleine habe.

    »Hallo David.« Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben, aber David dreht sich brüsk von mir weg und lässt sich auf den Stuhl gegenüber von Matthias Schreibtisch fallen, während ich mühsam um mein Gleichgewicht und meine Fassung ringe.
    »Hallo«, sagt er knapp, »wo ist Matthias?«
    »Er kommt gleich«, sage ich vollkommen verdattert. »David, ich …«
    »Ich habe nur eine Viertelstunde Zeit, dann muss ich in die Maske.«
    »Es wird nicht lange dauern. Willst du einen Kaffee?«
    »Nein.« Ratlos stehe ich mitten im Raum wie bestellt und nicht abgeholt und sehe hilflos auf David herunter, der mit verschlossenem Gesicht auf seinem Stuhl sitzt und die langen Beine von sich streckt. Noch nie war ich so froh, meinen Chef zu sehen, als der jetzt zur Tür hereinkommt.
    »David, da bist du ja. Also, wie es aussieht, kommst du nun doch noch um den Kalender herum, was?«, scherzt er gut gelaunt. »Dafür kannst du dich bei Fanny bedanken. Es war ihre Idee.« David wirft mir einen so eisigen Blick zu, dass es mir kalt den Rücken runter läuft.
    »Danke«, sagt er in einem relativ neutralen Tonfall, so dass Matthias nichts mit bekommt, aber ich spüre deutlich den Hohn in seiner Stimme. Warum ist er so gemein zu mir? »Aber ich sage es noch einmal, ich will keiner von diesen singenden Soapstars werden. Ich bin Musiker. Ich mache meine eigenen Lieder oder gar keine«, fährt er fort, und Matthias nickt.
    »Genau das ist der Plan. Fanny, was stehst denn du da so rum? Setz dich und erklär David, was du dir ausgedacht
hast.« Er deutet auf den freien Stuhl neben David und ich stöhne innerlich auf. Womit habe ich das verdient? Matthias bemerkt mein Zögern und grinst. »Nur zu. Keine Sorge, David beißt nicht.«
    »Manchmal schon«, sagt der und wirft mir einen undurchdringlichen Blick zu, »aber nicht jede.« Matthias amüsiert sich königlich über diesen, wie ich finde, ausgesprochen geschmacklosen Witz, während ich mal

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