Prinzessin oder Erbse
auch«, würge ich an dem blöden Knoten in meinem Hals vorbei.
»Auf jeden Fall siehst du hinreißend aus.« Julia mustert mich anerkennend von oben bis unten. »Versuch, trotzdem ein bisschen Spaß zu haben. Und grüß Felix!«
Felix erwartet mich bereits auf dem Steg des Anlegers, an dem das elegante Festschiff mit dem Namen »Ocean Pride« sanft auf den Wellen der Elbe hin- und herschaukelt. Er will mir zwei Luftküsschen auf die Wange hauchen, aber heute brauche ich eindeutig mehr Zuwendung. Deshalb umschlinge ich ihn mit beiden Armen und vergrabe mein Gesicht an seinem Hals.
»Hallo, Felix«, sage ich leidend, und er nimmt mich ebenfalls in die Arme.
»Oje. Wieder ein schlimmer Tag?«
»Schlimmes Leben«, entgegne ich düster.
»Tut mir leid. Und dabei siehst du so toll aus.« Er schiebt mich auf Armeslänge von sich weg und nickt anerkennend. »Geradezu bezaubernd.«
»Danke. Du übrigens auch.« Er dreht sich in seinem dunkelblauen Cordanzug einmal um die eigene Achse und errötet vor Freude.
»Findest du?«
»Ja, total schick, ehrlich.« Galant reicht er mir seinen
Arm, und ich hake mich bei ihm unter. Über den schwankenden Steg betreten wir gemeinsam das von Hunderten bunter Lichterketten erleuchtete Schiff. Das Deck ist gerammelt voll. Mitarbeiter der Scarlett-Studios stehen in Grüppchen zusammen, und einige Mutige schwingen bereits zur Live-Musik das Tanzbein. Felix und ich belegen einen der runden Bistro-Tische an der Reling mit Beschlag und während Felix sich begeistert dem Büffet widmet, knabbere ich ziemlich lustlos an einem Lachsschnittchen herum. Immer wieder sehe ich mich suchend nach David um. Es ist schon fast neun Uhr, sollte er nicht längst da sein? In diesem Moment sehe ich ihn, gemeinsam mit Nadja, das Deck betreten. Er trägt einen perfekt sitzenden schwarzen Anzug, darunter ein schwarzes Hemd und sie ein bodenlanges, schwarzes Kleid mit Spaghettiträgern. Düster, beinahe tragisch sehen sie aus, aber trotzdem umwerfend. Ein tosender Applaus begrüßt die beiden Ehrengäste. Eine Haarsträhne fällt David in die Stirn, und er streicht sie zurück, während er den Blick über die Menge wandern lässt und schließlich meinen findet. Über die Köpfe hinweg sehen wir einander einen unendlichen Moment lang an, bis David von Herrn Waschke, dem Produzenten der Serie, begrüßt wird.
»Also, euch beide soll einer verstehen. Was ist denn da bloß schiefgelaufen?«, fragt Felix neugierig.
»Ich kann nicht darüber sprechen.« Aus den Augenwinkeln heraus beobachte ich, wie David und Nadja von einer Person zur nächsten gereicht werden, wie sie Hände schütteln und Gratulationen entgegennehmen.
»Musst du ja nicht«, meint Felix kauend und bietet mir einen Käsespieß an.
»Nein danke.«
»Aber mit ihm solltest du unbedingt mal drüber reden. Ist ja nicht zum Aushalten, wie ihr beiden hier die zwei Königskinder mimt.«
»Wie meinst du das denn?«
»Na, das sieht doch ein Blinder, dass zwischen euch noch nicht alles geklärt ist.« Da hat er Recht. Nichts ist geklärt. Deshalb fühlt es sich ja auch so schrecklich an. Weil ich überhaupt nicht weiß, was eigentlich los ist. »Du solltest zu ihm rübergehen.«
»Meinst du?«
»Na klar. Vielleicht wartet er ja sogar darauf, dass du einen Schritt auf ihn zu machst.«
»Aber …«
»Komm mir jetzt bitte nicht mit der Erbsen-Theorie unserer lieben Freundin Julia. Sicher liegt sie nicht ganz falsch damit, dass man sich einem Mann nicht unbedingt an den Hals werfen sollte, aber leider vergisst sie manchmal, dass Männer auch ihre Unsicherheiten haben. Vielleicht traut David sich einfach nicht.« Verstohlen sehe ich mich erneut nach David um, der schnell in eine andere Richtung sieht. Hat er mich etwa angeschaut? Hat Felix möglicherweise Recht?
»Wow, sie sieht so toll aus heute«, sagt der gerade mit verträumtem Blick, und ich brauche eine Sekunde, bis ich kapiere, dass er Nadja meint. »Wo ist denn eigentlich ihr Freund?«
»Der kommt bestimmt nicht. Du weißt doch …« Er lässt mich gar nicht ausreden.
»Aber sie hat ihn noch?« Ich nicke mitfühlend.
»Ja. Immer noch … Alex.«
»So ein Glückspilz«, seufzt er und dann legt das Schiff
ab, und wir hängen beide unseren Gedanken nach, während das nächtliche Hamburg langsam an uns vorbeizieht.
Eine Stunde später fasse ich mir ein Herz und mache mich auf die Suche nach David. Ich finde ihn schließlich am Bug des Schiffes, wo er gegen die Reling gelehnt auf die
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