Prinzessin oder Erbse
habe das Gefühl, das ist jetzt meine Chance.«
»Deine Chance, was zu tun?«
»Na, sie anzusprechen.« Er schaut mich aus verklärten Augen an. »Wirklich. Ich habe plötzlich ein gutes Gefühl bei der Sache.« Mit einer schnellen Bewegung reißt er sich von mir los und stolziert in Nadjas Richtung, die soeben ein Glas Cola, in dem die Eiswürfel klirren, vom Barkeeper entgegennimmt. Als sie sich zum Gehen wendet, steht Felix so plötzlich vor ihr, dass sie zusammenzuckt. Entschlossen rappele ich mich von meinem Barhocker auf und stürze auf die beiden zu.
»Hallo«, höre ich Felix sagen, während Nadja ihn irritiert ansieht.
»Nadja, hallo, ich habe dich ja heute noch gar nicht gesehen, herzlichen Glückwunsch, wirklich toll, das mit dem Preis. Du hast ihn aber wirklich verdient«, plappere ich los, als ich bei den beiden ankomme, und lege Felix meinen Arm um die Schultern. Der sieht mich verständnislos von der Seite an, und auch Nadja guckt ziemlich überrascht aus der Wäsche, entscheidet sich aber dann doch, meine Glückwünsche freundlich entgegenzunehmen.
»Danke, Fanny, das ist lieb von dir.«
»Du kennst doch noch meinen Freund Felix?« Sie lässt sich nicht anmerken, ob sie sich tatsächlich an ihn erinnert, sondern entblößt ihre perlweißen Zähne.
»Selbstverständlich. Hallo, Felix, wie geht es dir?«
»Gut«, sagt der atemlos, »ausgezeichnet.«
»Schön. Also dann. Viel Spaß noch!«
»Warte, ich wollte dich fragen …« Obwohl sie ihn gehört haben muss, dreht Nadja sich nicht noch einmal zu uns um, sondern verschwindet in der Menschenmasse. Vorwurfsvoll sieht Felix mich an. »Fanny, was sollte das denn jetzt? Ich wollte sie fragen, ob sie mit mir was trinken möchte. Ich hatte so ein gutes Gefühl bei der Sache.« Er sieht ganz geknickt aus, und nun ist es an mir, ihn vorsichtig zurück an unseren Platz zu führen, während ich beruhigend auf ihn einrede.
»Glaub mir, Felix, es war nur zu deinem Besten.«
»Aber ich hatte ein wirklich gutes Gefühl dabei.«
»Dein Gefühl hat sich getäuscht. Vertrau mir.« Ich bestelle uns zwei weitere Cocktails und beobachte Felix besorgt von der Seite, der düster vor sich hinstarrt.
»Das war vielleicht meine einzige Chance. Wieso musstest du dazwischenfunken?« Entschlossen fasse ich ihn bei den Schultern und drehe ihn zu mir herum.
»Felix, was ich dir jetzt sage, ist absolut geheim, hörst du? Noch viel geheimer, als alles, was ich dir sonst so verbotenerweise erzählt habe.«
»Noch geheimer als deine Beziehung zu David?«, fragt er mit großen Augen, und es versetzt mir einen Stich. Aber in diesem Moment geht es schließlich nicht um mich, also nicke ich tapfer.
»Ja, noch viel geheimer. Aber du bist mein Freund, und ich kann nicht zusehen, wie du in dein Unglück rennst. Du musst mir nur hoch und heilig versprechen,
es niemals irgendjemandem weiterzuerzählen. Verstehst du?« Er nickt treuherzig. »Schwöre. Auf dein Leben.« Er hebt feierlich drei Finger.
»Ich schwöre auf mein Leben, dass ich niemandem etwas erzähle.«
»Nadja ist lesbisch und hat eine Freundin«, sage ich schnell, ehe mich der Mut verlässt, und warte besorgt auf Felix Reaktion. »Felix? Hast du mich gehört?« Er nickt mühsam. »Tut mir leid. Vielleicht hätte ich es etwas einfühlsamer formulieren sollen.«
»Nein, nein, schon gut. Ich glaube, ich brauche noch was zu trinken.«
Eine Stunde später hängen wir ziemlich windschief, aber deutlich besser gelaunt, am Tresen und schlürfen immer neue Cocktails unseres kreativen Barkeepers.
»Fanny, du bist meine beste Freundin«, lallt Felix und haut mir ziemlich unsanft auf die Schulter, »und ich verspreche dir, ich werde schweigen wie ein Grab und niemandem ein Sterbenswörtchen von dem Geheimnis erzählen. Danke, dass du mich davon abgehalten hast, etwas sehr, sehr Dummes zu tun.«
»Ich dachte, es reicht, wenn sich von uns beiden heute einer zum Affen macht«, kichere ich und bin zugleich beglückt, dass ich über mein Elend lachen kann. »Sieh sie dir an, die beiden.« Mit dem Kinn deute ich zur anderen Seite des Raumes, wo Nadja und David mit ihren Schauspielkollegen zusammenstehen. »Wer so schön ist, muss doch zwangsläufig einen an der Klatsche haben, meinst du nicht auch?«
»Absolut.«
»Womit ich aber nicht sagen will, dass Homosexualität
bedeutet, einen an der Klatsche zu haben. Nicht, dass du denkst, ich wäre politisch unkorrekt.«
»Das würde ich nie von dir denken«, beteuert Felix
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