Prinzessin oder Erbse
Elbe hinaussieht.
»Hey.«
»Oh. Hallo.« Immerhin ein Anfang. Wenigstens haben seine Augen nicht gleich wieder diesen feindseligen Ausdruck angenommen. Sein Blick wirkt eher melancholisch.
»Herzlichen Glückwunsch.«
»Danke schön.« Auch wenn er mein Lächeln vielleicht nicht gerade erwidert, so ist der Ausdruck seiner Augen doch zumindest recht freundlich. Ein vielversprechender Anfang. Jetzt nur nicht das Gespräch abreißen lassen!
»Das ist wirklich toll! Du hast es verdient.«
»Gut siehst du aus.« Ich merke, wie mir vor Freude das Blut in die Wangen schießt. Er hat mir ein Kompliment gemacht. Jetzt wird alles gut, alles wird sich wieder einrenken. Wir werden uns aussprechen und dann gestärkt aus dieser Krise hervorgehen.
»Danke. Du auch. Das ist ein toller …« Mein Blick fällt auf seine rechte Hand, und ich halte unwillkürlich inne, als ich den glühenden Zigarettenstummel sehe. »Was ist das denn?«
»Das ist eine Zigarette.« Seine Stimme ist plötzlich wieder kalt wie Eis.
»Ja, das weiß ich doch«, sage ich verlegen. »Ich wusste nur nicht, dass du rauchst.«
»Vielleicht wolltest du es aber auch nur nicht wissen. Schon mal darüber nachgedacht?«
»Sag mal, was habe ich dir eigentlich getan?« Ich habe Mühe, meine Tränen zurückzuhalten. Was ist denn jetzt schon wieder schiefgelaufen? Ich wollte doch nur mit ihm sprechen. Ihm sagen, dass es mir leidtut. »Was erwartest du von mir? Dass ich kein Wort darüber verliere, wenn ich dich nach drei gemeinsamen Monaten plötzlich rauchen sehe? Da werde ich doch wohl mal nachfragen dürfen.« Er drückt die Zigarette am Geländer der Reling aus und behält den Stummel in der Hand.
»Ich möchte aber nicht, dass du fragst.«
»Warum nicht?«
»Weil du es nicht verstehen würdest.« Damit stößt er sich von der Reling ab, offensichtlich ist das Gespräch für ihn beendet.
»Das weißt du doch gar nicht. Du hast ja nicht mal versucht, mit mir zu sprechen. Über gar nichts«, rufe ich ihm wütend hinterher. Einige Leute in unserer Nähe drehen sich verwundert zu uns um, und David kommt wieder ein paar Schritte auf mich zu.
»Fanny, mach jetzt bitte keine Szene, okay?«
»Ich will doch nur mit dir sprechen.« Ich hasse den flehentlichen Unterton in meiner Stimme.
»Es gibt aber nichts zu reden.« Er greift nach meiner Hand und drückt sie. »Es tut mir leid. Wirklich.«
Ich stehe noch immer benommen an der Reling, als Felix mich schließlich findet.
»Hier steckst du, ich habe mir schon Sorgen gemacht. Ist alles in Ordnung?« Ich nicke mühsam. »Du bist ja eiskalt. Hier, nimm meine Jacke.« Er legt mir sein Jackett um die Schultern und den Arm um mich. »Komm, wir
gehen rein, hier draußen wird es doch langsam zugig, findest du nicht?« Gehorsam lasse ich mich von ihm ins Innere des Schiffes führen und auf einen der mit dunkelbraunem Leder bezogenen Hocker an der Bar setzen.
»Haben Sie vielleicht so was wie Pfefferminztee«, erkundigt er sich bei dem freundlich lächelnden Barkeeper im weißen Sakko, aber ehe der antworten kann, schüttele ich den Kopf.
»Keinen Tee. Lieber einen Cocktail. Irgendwas, das knallt.« Ein wenig überrascht sieht Felix mich an, lässt sich dann aber achselzuckend auf dem Hocker neben mir nieder.
»Sie haben es gehört. Für mich dasselbe.«
Zwei Cocktails später ist meine Zunge so weit gelöst, dass ich Felix von meinem missglückten Zusammentreffen mit David berichten kann.
»Es ist vorbei.« Düster starre ich in mein Glas, auf dessen Boden nur noch eine knallpinke Pfütze übrig geblieben ist. »Endgültig vorbei.«
»Es tut mir so leid.« Tröstend tätschelt er meinen Arm.
»Du bist ein echter Freund«, sage ich mit schon etwas schwerer Zunge und sehe ihn dankbar an. Sein Blick wirkt seltsam glasig, und er starrt über meine rechte Schulter irgendwo ins Nichts. Offensichtlich verträgt er den Alkohol noch schlechter als ich. Mein Herz wird wieder schwer. Ach, David, wieso hast du mich verlassen? In diesem Moment springt Felix auf, ringt leicht schwankend um sein Gleichgewicht und setzt ein entschlossenes Gesicht auf. »Was’n los?«
»Fanny, ich weiß, dir geht es schlecht, aber darf ich dich trotzdem kurz alleine lassen?«
»Musst du aufs Klo?«
»Nein, ich muss …« Wieder dieser glasige Blick über meine Schulter. Verwundert drehe ich mich um und sehe Nadja ein paar Meter weiter am Tresen stehen. Schnell packe ich Felix am Handgelenk.
»Was hast du vor?«
»Lass mich los. Ich
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