Prinzessin oder Erbse
und sieht mich aus seinen treuherzigen Augen an.
»Nadja hat ganz unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung einen an der Klatsche«, stelle ich richtig. »Das versuche ich dir ja schon seit Monaten durch die Blume mitzuteilen. Sie ist manchmal nicht sehr nett, und dabei bist du doch ganz besonders nett. Ihr würdet gar nicht gut zusammenpassen.«
»Du bist auch besonders nett! David ist wirklich ganz schön blöd, dass er nicht erkennt, was er an dir hatte. Du bist doch so eine tolle Frau. Wunderschön und klug und witzig und lieb. Jeder Mann müsste dankbar sein, dich haben zu dürfen.«
»Und das sagst du nicht nur so?«
»Machst du Witze? Natürlich nicht. Du bist ein Geschenk Gottes an die Männerwelt.« Ich kichere geschmeichelt.
»Du bist selbst auch nicht übel.« Wohlwollend betrachte ich Felix von der Seite. Vielleicht ist er nicht gerade ein griechischer Gott wie David, aber mit seinem schmalen Gesicht mit den ausnehmend schönen braunen Augen, dem verwuschelten Haarschopf und der sehr schlanken Figur doch durchaus attraktiv. Außerdem hat er einen tollen Charakter, was viel wichtiger ist. Sicher würde er nie eine Frau so einfach von sich stoßen, nur weil sie durch Zufall eine seiner dunkleren Seiten entdeckt. »Vielleicht ist es ganz gut, dass du jetzt die Wahrheit über Nadja weißt. Dann kannst du sie endlich vergessen und dich anderen Frauen zuwenden. Da werden bestimmt einige interessiert sein.«
»Ach, ich weiß nicht.«
»Doch, ganz bestimmt. Du bist so ein toller Mann.«
»So toll wie David?«
»Viel toller. David ist vielleicht nach außen hin ein Märchenprinz, aber was hat man denn davon, wenn man plötzlich hinter die Fassade blickt und er nur noch gemein zu einem ist?«
»Du hast Recht. Da hat man rein gar nichts von«, bestätigt Felix und schüttelt vor lauter Unverständnis den Kopf, dass David zu mir, einer so tollen Frau, dem Geschenk Gottes an die Männerwelt, so gemein sein kann. Nachdenklich sehe ich ihn von der Seite an.
»Du, Felix, weißt du, was ich gerade denke?«
»Nein, woher auch?« Ich stimme in sein Kichern mit ein. Es ist so schön, dass wir den gleichen Humor haben und so gut zusammen lachen können. Ich frage mich, warum mir der Gedanke nicht schon viel eher gekommen ist.
»Wieso versuchen wir beide es nicht mal miteinander? « Verunsichert sieht er mich an.
»Wie meinst du das denn jetzt?«
»Na, überleg doch mal. Wir sind doch die besten Freunde, wir haben uns von Anfang an total gut verstanden. Richtig?«
»Richtig.«
»Und wir haben immer Spaß miteinander, richtig?«
»Richtig.« Seine Augen beginnen zu leuchten.
»Und wir können in der Gegenwart des anderen ganz wir selber sein, müssen uns nicht verstellen oder Angst haben, unzulänglich zu sein, richtig?«
»Richtig. Wir sind das perfekte Paar«, jubelt er, und ich nicke zufrieden. Wir heben unsere Gläser und stoßen
miteinander an. »Dass wir da nicht viel eher drauf gekommen sind«, wundert Felix sich kopfschüttelnd. Ich schiele zu der Gruppe von Schauspielern hinüber, kann aber David nirgendwo zwischen ihnen entdecken. Ist er etwa schon gegangen?
»Wir waren eben beide total abgelenkt.«
»Verblendet«, korrigiert mich Felix, und ich nicke.
»Jawohl. Verblendet.«
»Und was machen wir jetzt?«, fragt Felix schließlich, und ich zucke mit den Schultern. »Sollen wir uns küssen? « Ich nicke begeistert.
»Gehört doch wohl dazu, oder?«
»Auf jeden Fall. Hast du vielleicht einen Kaugummi?«
»Oh, na klar.« Eifrig krame ich in meiner Handtasche herum, reiche ihm das Gewünschte und nehme selber auch gleich einen.
»Bist du nervös?«, erkundigt sich Felix heftig kauend.
»Gar nicht. Wir sind doch schließlich die besten Freunde. Da kann man sich ganz sicher fühlen.« Ich weiß nicht, wem von uns ich Mut zusprechen will, ihm oder mir. Vermutlich uns beiden.
»Völlig richtig.« Er nickt zustimmend. »Das ist ja das Schöne, wenn man sich schon ewig kennt vor dem ersten Kuss.«
»Genau.« Ein paar Sekunden sitzen wir noch kauend nebeneinander, ich betrachte ihn verstohlen von der Seite, schaue mir speziell seinen Mund ganz genau an. Merkwürdig, obwohl ich ihn schon seit Monaten kenne, habe ich nie darauf geachtet. Felix’ Mund war mir eigentlich immer total egal. Jetzt erst sehe ich, dass seine Oberlippe ein bisschen voller als die Unterlippe ist, und schön geschwungen. Langsam werde ich doch neugierig,
wie es sich wohl anfühlen wird, ihn gleich zu küssen und mein Herz
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