Prinzessin oder Erbse
zurück.
»Du küsst ebenfalls sehr gut. Wirklich!«
»Danke.« Ein wenig ratlos sitzen wir nebeneinander. Eigentlich schade, dass es nicht funktioniert hat. Das wäre doch die Lösung gewesen. Aber vielleicht ist ein
bester Freund manchmal eben doch nur ein bester Freund.
»Meinst du, wir haben unsere Freundschaft jetzt nachhaltig beschädigt?«, frage ich besorgt.
»Bestimmt nicht. Ist doch ganz gut, dass wir das jetzt aus dem System haben. So müssen wir uns niemals fragen, ob möglicherweise mehr zwischen uns sein könnte.«
»Da hast du Recht. Sollen wir noch was trinken?«
»Ich glaube, wir haben genug. Sollen wir uns ein Taxi teilen?« Arm in Arm verlassen wir das Schiff, das mittlerweile wieder am Ufer angelegt hat. An der Reling in der Nähe des Stegs entdecke ich David, der ganz alleine dort steht und eine Zigarette raucht. Er sieht so verlassen und unglücklich aus, dass sich mein Herz schmerzhaft zusammenkrampft. Kurz entschlossen lotse ich Felix in seine Richtung.
»Was machst du denn da? Bist du wahnsinnig?«, wispert der mir aufgeregt zu, aber ich entwickle in meinem Bestreben, zu David zu kommen, offensichtlich übermenschliche Kräfte. Jedenfalls schleife ich Felix quasi hinter mir her, bis wir David gegenüberstehen.
»Willst du dir mit uns ein Taxi teilen?«
»Ich möchte nicht stören, danke.«
»Aber du störst doch gar nicht.«
»Es sah mir da drinnen ganz anders aus.« Seine grünen Augen funkeln mich wütend an, und mein Herz macht einen kleinen Hüpfer. Der Mann ist ja total eifersüchtig. Also bin ich ihm doch nicht egal. Ich freue mich so über diese Erkenntnis, dass ich haltlos zu kichern beginne. »Was ist so komisch?«
»Ach nichts.« Vor lauter Lachen bekomme ich Schluckauf.
»Du solltest sie nach Hause bringen, Felix. Sie ist ja total betrunken.« Davids Stimme trieft vor Verachtung, und das Lachen bleibt mir im Halse stecken.
»Das musst du gerade sagen.«
»Halt den Mund.« Erschrocken mache ich einen Schritt zurück, stolpere über meine eigenen Füße und lande unsanft auf dem Hintern. Felix, den ich mit zu Boden gerissen habe, hält sich wehleidig jammernd den Ellenbogen, während David mit einem Schritt bei mir ist, mir die Hand hinstreckt und mich hochzieht. Das Gesicht ganz dicht vor meinem sieht er mir gerade in die Augen und flüstert: »Sag es niemandem. Versprich es mir.« Ich bin mit einem Schlag wieder nüchtern.
»Natürlich nicht. Ich verspreche es«, murmele ich. Er nickt, lässt meine Hand los und verschwindet in der Dunkelheit.
Nadja Reichert: Lesbisch!!!
Nadja und David: Ihre Liebe war nur ein PR-Gag!
Seit einem halben Jahr halten sie die Presse mit ihrer On-off-Beziehung in Atem. Jetzt kommt die Wahrheit ans Licht: Alles war nur ein Publicity-Gag.
Sie gaben ihren Fans das, was sie wollten: Nadja Reichert und David Mory, hin-und hergerissen von den Stürmen des Lebens, aber immer wieder glücklich vereint – wie ihre Charaktere in der beliebten Telenovela. Der aufmerksame Beobachter hätte aber schon viel früher bemerken können, dass mit diesen beiden etwas nicht stimmt. Bestes Beispiel hierfür die Verleihung der Goldenen Rose am letzten Wochenende in Luzern. Da erschienen die beiden Schauspieler Hand in Hand auf dem roten Teppich, räumten sämtliche Preise ab und konnten sich doch kaum zu einem Lächeln für die Fotografen durchringen. »Vor allem Nadja sah eher gequält als glücklich aus«, erzählte uns eine Schweizer Journalistin. Warum Nadja so unglücklich ist, erklärt uns ein Insider aus ihrem engsten Umfeld: »Nadja hat schon mit sechzehn Jahren entdeckt, dass sie Frauen liebt. Ihre Berater haben sie jedoch davon abgehalten, sich öffentlich zu outen. Die Beziehung zu David ist nur inszeniert und soll von der Wahrheit ablenken.« Da wurden wir also ganz schön an der Nase herumgeführt. Zu diesen Neuigkeiten gab es mal wieder keine Stellungnahme von den Betroffenen.
Kapitel 13
Als ich am Montagmorgen ein bisschen verspätet die Treppen zur Presseabteilung hinaufeile und in unseren Büroflur einbiege, steht plötzlich, wie aus dem Boden gewachsen, David vor mir.
»Hast du mich erschreckt.« Ich bremse abrupt ab, um ihn nicht über den Haufen zu rennen. »Guten Morgen.« Versöhnlich lächele ich zu ihm auf. Das ganze Wochenende habe ich mich mit dem Gedanken herumgequält, dass ich vor seinen Augen mit Felix herumgeknutscht habe. Ich bin froh, dass ich jetzt die Möglichkeit bekomme, die Sache aufzuklären. Doch bevor ich
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