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Prinzessin oder Erbse

Prinzessin oder Erbse

Titel: Prinzessin oder Erbse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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sich aus der Umarmung und schaut mich feindselig an.
    »Keine Sorge.« Matthias tätschelt ihr lächelnd den Arm. »Ich war gerade dabei.«
    »Wie bitte?« Fassungslos sehe ich ihn an, aber er ignoriert mich.
    »Ich habe es eben selber herausgefunden. Fanny hat eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben und sie gebrochen. Deshalb wird sie fristlos gekündigt. Sie war gerade dabei, ihre Sachen zu packen.« In ohnmächtiger Wut stehe ich da, unfähig, mich zu rühren oder auch nur ein Wort zu sagen. Ich kann nicht fassen, was hier gerade passiert. Ich wollte doch kündigen! Gerade in der Sekunde, bevor Nadja hereinkam, wurde mir klar, dass ich mit Matthias keinen Tag länger zusammenarbeiten
kann. Ich wollte ihm die Meinung sagen. Ein Exempel statuieren. Für meine Werte einstehen und hocherhobenen Hauptes die Scarlett-Studios verlassen. Stattdessen dreht Matthias den Spieß einfach herum und setzt mich eiskalt auf die Straße. »Wird’s bald?«, fragt mein ehemaliger Chef ungeduldig, während er Nadja galant ein Kleenex reicht, mit dem sie ihre Tränen trocknen kann.
    »Aber ich …«
    »Sie haben zehn Minuten, um von hier zu verschwinden. « Langsam gehe ich zu meinem Schreibtisch und fange an, meine Sachen zu packen.
    »Sie hat ein Gespräch von David und mir belauscht, in dem wir über Alexandra gesprochen haben«, erzählt Nadja Matthias, der ihr mit einem ekelhaft verständnisvollen Lächeln zuhört. »Und nachdem David sie gevögelt und dann abserviert hat, hat sie es aus Rache an die Presse gegeben. Sie will uns fertigmachen.« Vor lauter Wut krampft sich mein Magen zusammen, und ich beiße mir auf die Lippen, um nicht zu schreien. »Was machen wir denn jetzt, Matthias? Meinst du, es hilft, alles abzustreiten? Wir könnten doch erzählen, dass es nur eine eifersüchtige Ex war, die diese Gerüchte verbreitet hat.«
    »Mach dir keine Sorgen, Nadja, wir finden eine Lösung. Und was deine Eltern betrifft, die beruhigen sich schon wieder. Auf jeden Fall bist du nicht allein, ich bin an deiner Seite.« Ich muss mich schwer beherrschen, Matthias nicht auf den Schreibtisch zu kotzen, als ich jetzt mit meiner gepackten Tasche grußlos an ihm vorbeigehe.
    »Fanny?« Ich drehe mich unwillig zu ihm um. »Die Verschwiegenheitserklärung gilt über das Arbeitsverhältnis hinaus, haben Sie verstanden? Wenn Sie wieder
irgendwelche Rachepläne haben, kriege ich Sie dran. Kapiert?« Seine Augen leuchten triumphierend. Resigniert zucke ich mit den Achseln.
    »Kapiert.«
    »Moment noch. Wollen Sie sich nicht wenigstens bei Nadja entschuldigen?« Abwartend sieht er mich an.
    »Nein, ich entschuldige mich grundsätzlich nur für Dinge, die ich auch getan habe.« Hoch erhobenen Hauptes verlasse ich das Büro.
    »Also, das ist doch wohl …« Ehe Nadja ihren Satz zu Ende gesprochen hat, lasse ich die Tür mit einem lauten Knall hinter mir zufallen.
     
    »So früh schon Feierabend?«, ruft mir der Portier zu, als ich drei Minuten später in meinem Auto an seinem Häuschen vorbeifahre. Ich zwinge mich zu einem Lächeln und winke ihm zu. »Na, dann einen schönen Tag und bis morgen«, wünscht er, und ich nicke tränenblind, obwohl ich ja weiß, dass ich ihn wahrscheinlich nie wieder sehen werde. Abschiedsschmerz erfasst mich, als ich in den Rückspiegel sehe und die Umrisse der Scarlett-Studios darin kleiner und immer kleiner werden. Obwohl ich mich häufig über meinen Job und vor allem über Matthias beschwert habe, gibt es doch Dinge und vor allem Menschen, die ich nach den Monaten hier schmerzlich vermissen werde. Wie den Portier, der mich morgens immer so nett begrüßt hat. Die halbe Stunde, die ich das Büro morgens für mich alleine hatte. Den besten Milchkaffee der Stadt. Die Mittagspausen in der Kantine mit Felix. GLITZERFEE, BLUME74 und NEBELSCHWADE. Und natürlich David.

    Zu Hause verkrieche ich mich in meinem Zimmer, lege mich aufs Bett und starre an die Decke. Was soll ich jetzt nur tun? Mein Leben ist zu Ende. Job weg, David weg, was bleibt mir noch? Wie aufs Stichwort klopft es an meiner Tür, und Julia steckt den Kopf herein.
    »Was machst du denn schon hier? Es ist doch gerade mal halb drei.« Ich fange an zu schluchzen. »Süße, was ist los? Was ist passiert?« Sie nimmt mich in den Arm und wiegt mich hin und her, bis ich mich wieder so weit beruhigt habe, dass ich ihr die ganze Sache erzählen kann. »Das können die doch nicht machen«, sagt sie fassungslos, nachdem ich geendet habe.
    »Doch, sie können.

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