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Prinzessin oder Erbse

Prinzessin oder Erbse

Titel: Prinzessin oder Erbse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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»Nun?« Ich nicke ergeben. Wenn ihm diese Art von Sadismus Spaß macht und ich dafür meinen Job behalten kann, dann soll es mir recht sein.
    »Ja, so war es.«
    »Das hätte ich Ihnen gleich sagen können. Einen Mann wie David …«
    »… kann keine Frau für sich alleine haben.«
    »Ihnen ist klar, dass ich Sie eigentlich feuern sollte?« Ich setze ein schuldbewusstes Gesicht auf. Fast eine ganze Minute lang lässt er mich zappeln. »Aber Sie haben Glück, dass ich hier im Moment jede Hand brauche. Der Artikel im BLATT hat das Medieninteresse an unserer
Serie endlich wieder nach oben gepuscht. Der Anrufbeantworter ist voll mit Interviewanfragen. Darunter sind auch Einladungen zu Talkshows, von denen wir bisher nur zu träumen gewagt haben. Also, Sie sehen, es gibt eine Menge zu tun. Allerdings werde ich in Zukunft ein Auge auf Sie haben, verstanden?«
    »Ja.«
    »Dann los jetzt. An die Arbeit.«
    »Darf ich eine Frage stellen? Sind Sie gar nicht sauer, dass die Presse hinter Nadjas Homosexualität gekommen ist?«
    »Wieso sollte ich?«
    »Weil wir damit als Lügner dastehen. All die Geschichten, die wir uns ausgedacht haben …«
    »… interessieren doch heute sowieso niemanden mehr. Sie wissen doch, Fanny, in der Schlagzeile von gestern wird heute nur noch Fisch eingewickelt. Und ein Skandal war doch schließlich genau das, was wir brauchten. Ich bin sicher, unsere Quote erreicht heute ein neues Hoch.« Er reibt sich mit einem hochzufriedenen Gesichtsausdruck die Hände und zwinkert mir fröhlich zu. Mir wird plötzlich sehr schwindelig.
    »Soll das etwa heißen, dass Sie …?« Ich wage es nicht, den Satz zu Ende zu sprechen. Das kann doch nicht wahr sein!
    »Haben Sie es immer noch nicht verstanden, Fanny? Es ist egal, was sie über uns reden, was zählt ist …«
    »… dass sie über uns reden«, vollende ich den Satz tonlos. Er nickt zufrieden. »Das können Sie doch nicht machen«, sage ich wütend. Mit hochgezogenen Augenbrauen sieht mein Chef mich an. Ich spüre, dass ich meine Klappe halten sollte, aber ich bin nicht mehr zu
bremsen. »Haben Sie denn überhaupt keine Skrupel? Wissen Sie, was Sie Nadja damit antun? Sie hat Ihnen vertraut, dass Sie ihre Privatsphäre schützen. Sie hat all diese lächerlichen Geschichten mitgetragen und dämliche Interviewfragen beantwortet und so danken Sie es ihr?«
    »Das reicht jetzt.« Mein Chef mustert mich kalt von oben bis unten. »Ich kann mich nicht daran erinnern, Sie nach Ihrer Meinung gefragt zu haben. Die interessiert hier nämlich überhaupt nicht. Sie werden jetzt die Anrufe auf dem AB abarbeiten. Und außerdem erinnere ich Sie hiermit nochmal ausdrücklich an Ihre Verschwiegenheitserklärung. Haben wir uns verstanden?« Ich brauche einen Moment, um zu begreifen.
    »Sie wollen mir sagen, wenn ich Nadja erzähle, dass Sie für das Outing verantwortlich sind, kostet mich das fünfzigtausend Euro.«
    »Ich sehe, Sie haben verstanden. Los jetzt. An die Arbeit.« Wie ferngesteuert stehe ich auf, um den Anrufbeantworter abzuhören. Ich will gerade die Starttaste drücken, als mir der Kragen platzt.
    »Nein«, sage ich so laut, dass Matthias an seinem Platz zusammenzuckt.
    »Was zum Teufel …?«
    »So kann ich nicht arbeiten.« Gerade will ich Matthias erzählen, was ich von ihm und seinen Methoden halte, als die Tür mit Schwung aufgerissen wird. Im Rahmen steht Nadja Reichert, mit getrockneten Tränenspuren auf dem durchscheinend blassen Gesicht, gefährlich und schön wie ein Racheengel. Mit funkelnden Augen baut sie sich vor mir auf.
    »Du …«, stößt sie hervor. »Du!« Obwohl ich gegen
ihre fünfundvierzig Kilo in einem Zweikampf vermutlich mühelos gewinnen würde, weiche ich dennoch einen Schritt zurück.
    »Nadja. Was gibt es denn?«, erkundigt sich Matthias gelassen, als hätte er gar nicht mitbekommen, dass sie kurz vor dem Explodieren steht.
    »Deine Assistentin hat der Presse von mir und Alex erzählt. Sie hat mich vor aller Welt geoutet. Meine Eltern haben aus der Zeitung erfahren, dass ich …« Damit bricht Nadja in so herzzerreißendes Schluchzen aus, dass ich mich mit Mühe davon abhalten muss, sie tröstend in den Arm zu nehmen. Aber ich bin vermutlich die Letzte, von der sie sich in diesem Moment Trost wünscht. Außerdem stellt sich Matthias zu diesem Zweck gerne zur Verfügung, drückt sie an seine Brust und fährt ihr beruhigend über das Haar. Mir wird bei dem Anblick beinahe schlecht. »Ich will, dass du sie feuerst.« Nadja löst

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