Prinzessin
zusammen mit ein paar Wurzeln und Gräsern genügen. Zufrieden marschiert sie zum Piepmatz, stellt das Küchengerät auf den Boden und beginnt, das Biest zu rupfen.
Ein gelegentlicher Fußtritt gegen die Pfanne wirft die Insekten zurück, die versuchen, den hohen Rand zu erklimmen. Als sie nach einer kleinen Ewigkeit alles beisammenhat, der Vogel gerupft und ausgenommen ist, landet die Pfanne knapp über den Flammen und das Federvieh auf einem Ast darüber.
Das dauert zwar länger, aber das Fett tropft in die Bratpfanne, verschmilzt Ameisen und Wurzelwerk zu einer köstlichen, knusprigen Beilage.
Aus dem Morgen ist Mittag geworden, als das Essen endlich soweit ist und sie sich mit knurrendem Magen darauf stürzt. Heiß und lecker. Nach dem Frust des vorigen Tages genau das Richtige.
Während sie ihr Festmahl verschlingt, denkt sie über ihre Begegnungen mit Männern nach. Sie hat immer schon, das ist nicht zu leugnen, ein Händchen dafür gehabt, sich die verkehrten Typen zu angeln.
Schon vor der Katastrophe hatte sie sich hauptsächlich zu jenen Kerlen hingezogen gefühlt, die sich letztlich als die größten Arschlöcher entpuppten. Arrogant, herablassend, selbstgerecht, sogar gewalttätig.
Ihr postapokalyptisches Verhalten hat sich nicht merkbar verbessert.
In den ersten Jahren trieb sie sich vorzugsweise in den Ruinen der großen Städte herum, höchstens noch im näheren Umland.
Angst und Unwissen hielten sie dort, wo sie ursprünglich herkam, wo sie meinte, sich auszukennen. Dass sie einem Irrtum unterlegen war, fiel ihr während der ständigen Suche nach einem Begleiter nicht auf.
Die wenigen Kerle, die gut für sie gewesen wären, befanden sich meistens schon in festen Händen. Sicher, sie hätte jederzeit Sex mit einem von ihnen haben können, aber als Geliebte für zwischendurch sah sie sich nicht, für diese Form von Beziehung konnte sie sich nicht erwärmen.
Das Eigenartige war, dass sie sehr wohl einen Freund gehabt hatte, sogar einen, der Single und an ihr interessiert war. Trotzdem war ihr Verhältnis nie über die rein freundschaftliche Ebene hinausgegangen.
Wenn sie so darüber nachdenkt, versteht sie nicht im Geringsten, was da schiefgelaufen ist.
Er war klug, interessant, wusste viel, hatte ein Faible für sie und war generell umgänglich gewesen. Mit einem Wort, ein Traummann für eine verkorkste Spinnerin wie sie.
Das Problem war der fehlende Anstrich eines bösen Buben. Er machte es ihr zu leicht, in eine Beziehung zu kippen, und das bot für sie keinen Reiz, obwohl sie, was ihr pervers erschien, diese Zuvorkommenheit sehr wohl zu schätzen gewusst hatte.
Gereizt, angezogen und aufgegeilt hatten sie das Abenteuer, die Verruchtheit und die wilden Kerle mit ihren Tattoos, ihren Fäusten und dem groben Gehabe.
Idealo hatte sie nie gedrängt, ihr jeden Freiraum gelassen und ihr stets aufmerksam zugehört und tröstende Worte gefunden. Das hatte sie sowohl fasziniert als auch abgestoßen. So war eine intime Zweisamkeit von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen. Er hätte sogar in eine Dreierbeziehung eingewilligt. Süß und verachtenswert.
She grinst verkniffen in die Flammen. Sie ist ein unübersehbar schwieriger Charakter.
Vielleicht hatte sie ihm mit ihrem Verschwinden – sie hatte die Schnauze voll von all den beschissenen, unfreundlichen Beziehungen gehabt – einen Gefallen getan, obwohl sie sicher war, ihm das Herz gebrochen zu haben.
Aber es war niemals einfach gewesen, sie auszuhalten, und auf die Frage, ob es einen Mann gab, der mit ihr zurechtkam, gab es immer noch keine Antwort.
Jetzt, nach dieser abgrundtief enttäuschenden Begegnung mit Jack, diesem verfluchten Arschloch, ist sie zum ersten Mal soweit, ihre damalige Entscheidung zu bereuen.
Warum ist sie aufgebrochen, anstatt zu bleiben und sich endlich auf einen Typen einzulassen, der ihr auf allen Ebenen gutgetan hätte?
Es ist zum Kotzen, aber in Sachen Männer ist sie unaussprechlich bescheuert.
Es wäre mit ziemlicher Sicherheit nicht schwer gewesen, seine umständlich liebevolle Art schätzen zu lernen. Freiraum für ihre abenteuerliche Seite, für ihren Hang zu bösen Jungs hätte er ihr gewährt.
Sie hat mit ihm unendlich viel geredet, über alles, was ihr durch den Kopf gegangen ist. Wochen, Monate, Jahre.
Zum Schluss hat sie genau gewusst, wie er tickt, dass er ihr niemals Schlechtes angetan oder auch nur gewünscht hätte, im Gegenteil.
Voraussetzung ihrerseits wäre nur ein wenig Konzentration
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