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Prinzessinnensöckchen (German Edition)

Prinzessinnensöckchen (German Edition)

Titel: Prinzessinnensöckchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Benedikt
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Minuten würde sie das nicht mitmachen. Er sollte ihr endlich das Söckchen ausziehen.
    Tat er dann auch. Ganz langsam. Seine freie Hand fuhr sachte über den Fußrücken, streichelte die Zehen. Wieder dieses Lufteinziehen, mehrmals, sie spürte es jetzt an ihren Zehen, okay, das war nicht angenehm, aber wenn man an etwas anderes dachte, ging es eigentlich. Sie dachte an Bio und dass es ihr niemals gelingen würde, eine Orchidee zu zeichnen. Scheiß drauf.
    Als sie seine Nase an der Fußsohle spürte, zischte sie »Hey!« Das war nicht im Preis mit drin. Konnte mal passieren, aber dann erwartete sie, dass er die Nase sofort zurückzog. Musste sich nicht entschuldigen. Tat der aber immer, sagte »Tschuldigung« und hüstelte. Hallo? Hatte sie Bock drauf, seine Stimme zu hören? Eher nicht, oder?
    Sie sah wieder auf die Uhr. Fünf nach halb acht. Er ließ sich Zeit heute. Mehr als weitere zehn Minuten waren nicht drin. Es sei denn, er legte noch was drauf. Zwanziger?

    *

    Hundemüde war sie. Im Auto fragte sie sich, ob sie das eben nicht geträumt haben musste, Kevins Geständnis und ihre hilflosen Versuche, eine Erklärung zu finden. Das war dann alles im Sande verlaufen, außerdem musste Kevin zum Dienst. »Kriegen wir schon hin«, hatte sie beruhigt, obwohl sie merkte, dass er dadurch noch panischer wurde. Sie hatten sich geküsst, lange, innig, schön. Carmen hoffte, er würde sie anfassen, ihre Brüste streicheln, irgendetwas in der Art. Hatte er aber nicht getan. Nur seinen süßen Hundeblick in ihre Augen versenkt, »ich komme zu spät« gemurmelt.
    Sofort nach Hause, geradeaus zum Autobahnzubringer. Nicht rechts abbiegen zum Haus der Schmitz'. Genau das tat sie aber. Du bist blöd, schalt sie sich, es ist sieben Uhr durch, Emily wird mit ihrer Mutter beim Abendbrot sitzen oder vielleicht auf ihrem Zimmer Musik hören, alleine oder mit ihrer Freundin, dieser großen Blonden, über die Carmen unbedingt mehr erfahren musste. Also nach Hause fahren, etwas Kleines essen, duschen, auf die Couch hauen, ein bisschen Fernsehen, bis man einnickte, ohne Zähneputzen ins Bett.
    Die Fotos fielen ihr ein. Die Fotos, die sie heute Morgen in Kati Pohlands Büro gemacht hatte. Ob man überhaupt etwas darauf erkennen konnte? Sie stellte den Wagen dem Haus gegenüber ab, nahm ihr Handy und schaute sich die Aufnahmen an. Das Display war zu winzig, man konnte absolut nichts sehen. Sie würde die Fotos auf den Laptop überspielen müssen. Aber heute nicht mehr. Sie schloss die Augen.

    *

    Als er gegangen war, wartete sie noch zwei Minuten. Genau eine halbe Stunde hatte der gebraucht, noch einmal mit der Nase ihren großen Zeh berührt, sofort »Entschuldigung« gesagt, den Riecher weggezogen. Dann, er war schon an der Tür, die quietschte auch schon, noch ein »Auf Wiedersehen. Nächste Woche?« Sie antwortete ihm knapp ja, okay, mal sehen, wir chatten und tschüss.
    Jetzt zog sie den Fuß zurück und betrachtete ihn angewidert. Feuchttücher hatte sie immer dabei, solche mit Lavendelduft. Sie zog ein paar aus der Handtasche und bearbeitete damit sorgfältig ihre Füße. Lauschte. Er konnte doch kommen und sich seine Belohnung abholen. Sie hatte zwar absolut keinen Bock darauf, aber da musste sie jetzt durch. Er kam aber nicht.
    Sie krempelte die Jeansbeine hinunter, schlüpfte in die Turnschuhe, stand auf und kam hinter dem Vorhang hervor, ging langsam zur Tür. So allein hier drin war doch irgendwie Scheiße. Draußen total finster, Gott sei Dank hatte sie eine Taschenlampe dabei. Sie öffnete die Tür, streckte den Kopf in die Schwärze, kühl war es wieder geworden. »Hey? Mach schon, komm schon.«
    Sie erhielt keine Antwort. Trat zwei Schritte aufs Feld, sagte noch einmal »Hey!« Immer noch keine Antwort. Sie hielt für eine Sekunde die Luft an. Nur etwas Wind und die üblichen Geräusche der Natur. »Oh Mann!«, sagte sie nun lauter, »erzähl mir bloß nicht, du bist eingeknackt!«
    Er erzählte es ihr nicht. Er schwieg. In Hannas Rücken gab es ein Geräusch, zu leise als dass sie es gehört hätte.

20

    Mum hatte extra von dem teuren französischen Käse gekauft und so war Emily nichts anderes übrig geblieben, als ein dick damit belegtes Brot hinunter zu würgen. War ja auch lieb von der gewesen. Seit Papa nicht mehr bei ihnen wohnte, war Geld knapp. Sie kamen über die Runden, das schon. Ach, verstand sie alles nicht. Die abendlichen Gespräche unten im Wohnzimmer, Mum und Pohland, laut gestritten hatten die sich,

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