Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
sogar eine Armbrust, und anschließend wird man behaupten, dass nun die Sicherheit in der Stadt wieder hergestellt ist und niemand mehr befürchten muss, Opfer einer dieser berüchtigten Mutproben zu werden …“
„Ich glaube nicht, dass die Anschläge auf Marwitz etwas mit Mutproben zu tun haben.“ Berringer zuckte mit den Schultern. „Tut mir leid, aber meiner Ansicht nach passt das einfach nicht.“
„Na ja, mal sehen, was sich heute Abend so tut.“
„Habt ihr zumindest eine Ahnung, wer die MEAN DEVVILS mit den harten Drogen beliefert?“, fragte Berringer noch.
Aber Anderson schüttelte den Kopf. „Nein. Wir nehmen an, dass es jemand mit Verbindungen nach Rumänien ist.“
„Die Eminenz?“, fragte Berringer sofort, noch ehe er auch nur einen einzigen Moment darüber nachgedacht hatte. Der „Kampfname“ platzte einfach so aus ihm heraus.
Die Eminenz spukte stets wie ein Gespenst in seinen Gedanken herum, und das würde sich wohl auch nicht ändern, bis er wusste, wer sich hinter dieser Bezeichnung verbarg und derjenige eingebuchtet worden war.
„Ich wusste, dass genau diese Frage kommen würde“, sagte Anderson. Er hatte damals das Drama um Berringers Familie hautnah miterlebt, schließlich war er seinerzeit noch bei der Kripo Düsseldorf gewesen. „Berry …“
„Ich weiß, nicht jede Spur des organisierten Verbrechens, die in Richtung Rumänien weist, hat was mit der Eminenz zu tun.“
„Bis heute wissen wir nicht, ob es die Eminenz überhaupt gibt, Berry, oder ob sich damals einfach nur eine lokale Unterweltgröße sehr gut zu tarnen gewusst hat.“
„Ja, auch das könnte sein“, gestand Berringer ein.
„Hör auf, einem Phantom nachzujagen. Bei allem Verständnis, Berry. Hör auf damit und konzentrier dich auf das Hier und Jetzt.“
„Du redest wie mein Therapeut.“
„Ich sage einfach nur, wie es ist, das ist alles.“ Anderson atmete tief durch und trank sein Glas leer. Es war Cola. Alkohol war für Anderson tabu, und das nicht nur im Dienst. Es gab unterschiedliche Motivationen dafür, Polizist zu werden. Anderson hatte seine Berringer vor Jahren mal verraten: ein ständig betrunkener Vater, der ihn immer wieder verprügelt hatte. Schon damals als Kind war Anderson klar geworden, wie wichtig es war, dass man die Schwachen schützte. Und wie schädlich Alkohol sein konnte. Darum rührte Anderson keinen Tropfen an. Bei den Kollegen galt er deswegen oft als Spaßbremse, aber das war ihm gleichgültig.
„Artur König war Türsteher vorm BLUE LIGHT in Düsseldorf“, erinnerte Berringer.
„Und das BLUE LIGHT stand unter der Fuchtel der Eminenz. Da gibt es also einen Zusammenhang.“
„Das war damals bestenfalls eine Vermutung, Berry. Aber wie auch immer. Ich wollte dich, was die MEAN DEVVILS angeht, nur auf den neuesten Stand bringen. Ich habe selbst erst heute Nachmittag von der geplanten Razzia erfahren.“
„Bei eurer Konferenz in der Drachenhöhle.“
„So ist es.“
„Wann findet die Razzia statt?“, wollte Berringer wissen.
„Nicht vor elf. Wenn du dann zufällig im FLASH bist …“
„Verstehe schon.“
„Hauptsache, du ziehst dich so an, dass man dich nicht gleich für einen Bulle hält.“
„Ex-Bullen.“
„Die Wirkung wäre dieselbe, du würdest die Bande misstrauisch machen, noch bevor es losgeht. Und ansonsten gilt das Prinzip, dass ich von nichts weiß.“
„Danke.“
„Berry …“
„Ja?“
„So was wie in der Lagerhalle, mach das bitte nie wieder. Sonst sind wir die längste Zeit Freunde gewesen.“
Es gab ein gellendes Pfeifkonzert, als Frank Marwitz dem Publikum eröffnen musste, dass der groß angekündigte Jackson-Imitator nicht auftreten würde. Aber der Unmut legte sich erstaunlich schnell. Denn Frank Marwitz zeigte, was in ihm steckte. Er ahmte nahezu perfekt die Stimme von Herbert Grönemeyer nach. Es gab ein passendes Playback – was Berringer verriet, dass sich Marwitz auf diese Nummer vorbereitet hatte. Anstatt „Bochum“ sang er „Gladbach – ich komm aus dir …“ Tief im Westen, das stimmte für den Niederrhein noch viel mehr als für Bochum, das von Mönchengladbach aus gesehen schon fast Ostblock war. Und auch wenn die sprachliche Grönemeyer-Färbung nicht so ganz in die Gegend passte, so war die Stimmung doch sehr schnell gerettet.
Ja, dachte Berringer, vielleicht waren es wirklich nur widrige Umstände und böse Neider, die Marwitz eine größere Karriere vermasselt hatten.
Bald grölte der ganze Saal mit,
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