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Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Titel: Privatdetektive (16 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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der Spurensicherung hätte Berringer mit Sicherheit auf dessen angebliche Tätigkeit beim LKA angesprochen.
    „Der Anwalt?“, fragte Thomas Anderson.
    Berringer nahm die Kopie mit der Liste der bisherigen Opfer der Armbrustattentate zur Hand und hielt sie ins Licht der Straßenbeleuchtung.
    „Ja, du brauchst nicht nachzusehen, Berry“, sagte Anderson. „Dr. Degenhardt ist dabei. Ich kann die Namen auswendig.“
    „Hier steht aber eine Adresse im Stadtteil Schelsen“, stellte Berringer fest.
    „Ja, und dort ist auch das letzte Mal auf ihn geschossen worden. Er saß auf der Terrasse seines Bungalows, als der Bolzen neben ihm einen Gott sei Dank unbesetzten Sessel durchschlug. Der Täter hatte aus dem Gebüsch heraus geschossen, deshalb bekam ihn Degenhardt nicht zu Gesicht.“
    „Diesmal hat er ihn tatsächlich niedergestreckt“, murmelte Berringer düster.
    „Degenhardt hat hier in der Nähe sein Büro, das weiß ich“, sagte Anderson. „Ich hatte schon mal mit ihm zu tun. Vor zwei Jahren wäre mein Sohn in der zehnten Klasse beinahe sitzen geblieben.“
    „Sag bloß, dagegen hast du geklagt“, staunte Berringer.
    „Genau das. Er ist ungerecht beurteilt worden, und in einer der Klassenarbeiten wurden Dinge verlangt, die noch nicht Gegenstand des Unterrichts waren. Letztlich kann man gegen jeden Verwaltungsakt klagen – und ein Versetzungszeugnis ist genau das.“
    „Ah, ich sehe, du kennst dich aus. Hatte dieser Dr. Degenhardt denn wenigstens Erfolg?“
    „Ja. Mein Sohn musste dann allerdings die Elf noch mal machen.“ Nur ganz kurz spürte Berringer einen Stich bei dem Gedanken, dass Thomas Anderson einen Sohn hatte, der lebte und – wenn auch mit Ach und Krach – in absehbarer Zeit die Schule beenden würde. Alexander wäre jetzt im gleichen Alter, dachte er.
    „Sehen wir uns mal in seinem Büro um“, schlug Anderson vor und verlangte nach den Schlüsseln des Toten.
    Fünf Minuten später betraten sie die Kanzlei Degenhardt. Berringer war sich sicher, noch nie dermaßen penibel aufgeräumte Büroräume gesehen zu haben. Jeder Aktenordner stand an seinem Platz, die Schreibtische waren leer, die Fachbücher in den Regalen waren säuberlich aufgereiht; Vertragsrecht und Verwaltungsrecht schienen die Spezialitäten von Markus Degenhardt gewesen zu sein, wie Berringer mit detektivischem Blick feststellte.
    „Ist alles top aufgeräumt“, sagte Anderson. „Dennoch muss Degenhardt hier heute noch bis spät abends gearbeitet habe.“
    „Selbstständige können sich so etwas wie einen Feierabend oft nicht leisten“, meinte Berringer.
    „Ich hoffe, du sprichst nicht aus eigener leidvoller Erfahrung, Berry“, entgegnete Anderson mit falschem Mitleid.
    „Na ja …“
    „Die Frage ist, ob Degenhardt irgendetwas mit den MEAN DEVVILS zu tun hatte.“ In Degenhardts eher spartanisch eingerichtetem und auf jeden Schnickschnack verzichtendem Büro fiel Berringer ein Foto auf, das gerahmt an der Wand hing. Es war der einzige private Gegenstand im Raum; sogar ein paar Quadratdezimeter Wand waren dafür von ihrer Nutzfunktion als Regalfläche für Bücher entbunden worden.
    Degenhardts Gesicht war nicht mehr vorhanden gewesen, als sich Berringer die Leiche angeschaut hatte, aber er hatte das Ausweisbild gesehen, und so erkannte er Degenhardt trotz der mindestens zwanzig Jahre, die zwischen beiden Aufnahmen liegen mussten. Degenhardt hatte sich in der Zeit kaum verändert, wenn man mal davon absah, dass sein Haar ergraut war. Ansonsten schien er damals zumindest vom Aussehen her schon der gewesen zu sein, der er bis zu seinem Tode war.
    Das Bild zeigte Degenhardt mit anderen jungen Leuten auf einer Jacht herumalbern.
    Diese schrecklichen Frisuren der Achtziger!, dachte Berringer. Schlimmer waren nur noch die weiten Schlaghosen aus den Siebzigern.
    Sein Handy meldete sich. Berringer zog es hervor.
    VANESSA RUFT AN, stand im Display.
    „Was gibt’s?“, fragte er eine Spur barscher und abweisender als eigentlich beabsichtigt. Das passierte ihm manchmal. Vor allem dann, wenn er gedanklich woanders war. Und genau das war in diesem Moment der Fall.
    Und Vanessa kannte ihn gut genug, um das zu wissen. Sie klang auf jeden Fall kein bisschen beleidigt, als sie sagte: „Ich hab Marwitz gefunden.“
    „Sag ihm, dass ich mit ihm reden will. Er soll …“
    „Er ist schon fort, Berry.“
    „Ich hatte dir doch gesagt …“, brauste er auf.
    „Er war durch nichts aufzuhalten“, unterbrach sie ihn. „Wagentür

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