Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
hat. So was soll vorkommen“, erwiderte sie reserviert. „Und ab jetzt beantworte ich keine Fragen mehr, die etwas mit meinem Privatleben oder dem meiner Eltern zu tun haben.“
„Dann interessiert es Sie nicht, weshalb Ihre Mutter auf einem Foto zu sehen ist, dass im Büro dieses Dr. Degenhardt hing? Die beiden kannten sich offenbar von früher, als sie noch jung waren. Jedenfalls sieht man die beiden auf dem Foto auf einer Jacht herumalbern.“
„Was soll das, bitteschön?“
„Das weiß ich noch nicht“, gestand er. „Ich dachte einfach nur, dass der Name Degenhardt bei Ihnen zu Hause mal gefallen sein könnte. Er starb in derselben Nacht, in der auch Ihr Vater umkam. Übrigens durch eine Armbrust. Sie sind doch auch eine gute Schützin, oder?“
„Raus!“, sagte Tanja.
„Es war nur eine Frage.“
„Aber eine, mit der Sie sich bei mir extrem unbeliebt gemacht haben. Verschwinden Sie, oder ich rufe die Polizei!“
Berringer erhob sich, ging bis zur Tür, blieb dann aber noch einmal stehen und sagte:
„Hören Sie, wir haben gerade darüber gesprochen …“
„Raus! Ich rede nie wieder mit Ihnen!“
„… dass Ihr Vater durch ein WASP-Messer starb, und ich sagte Ihnen, dass diese Waffe überhaupt nicht zu Marwitz passt. Aber sie passt zu den Rockerbanden, die es in Mönchengladbach gibt. Zu den MEAN DEVVILS zum Beispiel. Marwitz glaubt, dass Ihr Vater diese MEAN DEVVILS beauftragt hat, seine Veranstaltungen zu stören, um ihn auf diese Weise zu ruinieren. Sie haben mir gegenüber unbeabsichtigt zugegeben, dass die Veranstalter des Korschenbroicher Schützenfestes noch vor Marwitz’ Verhaftung Kontakt zu Ihrem Vater aufgenommen hatten. Offensichtlich war man sich hinter den Kulissen darüber einig, dass Marwitz die Veranstaltung nicht moderieren sollte, es sei denn, Ihr Vater und Marwitz wollten im Duett auftreten, um die Songs von Herbert Grönemeyer zweistimmig zu schmettern. Nun gut, wenn Sie nicht mit mir darüber reden wollen, dann wird sich eben mein guter alter Freund Kriminalhauptkommissar Anderson mit Ihnen darüber unterhalten.“ Berringer hatte die Türklinke schon in der Hand.
„Warten Sie!“, forderte Tanja Runge.
Das Telefon klingelte abermals. Wahrscheinlich hat in dieser Agentur selten so viel Betrieb geherrscht wie im Moment, ging es Berringer durch den Kopf.
„Also?“, fragte er.
„Es stimmt, mein Vater hatte Kontakt mit den Leuten aus Korschenbroich“, gestand sie ein. „Wenn es bei einer Marwitz-Veranstaltung noch zu einem weiteren Vorfall gekommen wäre – was ja auch geschehen ist –, dann sollte mein Vater für ihn einspringen. Ich war dabei, als das hier verhandelt wurde, und ich hatte das Gefühl, dass die Veranstalter eigentlich nur nicht richtig wussten, wie sie aus der Verpflichtung mit Marwitz wieder herauskommen sollten. Das galt auch für das Hockey-Turnier …“
„Ach!“
„Das sollte ähnlich laufen.“ Sie strich sich mit den überlangen Fingernägeln der rechten Hand durchs Haar. „Können Sie das nicht verstehen?“
„Kann ich. Wenn ich ein Schützenfest organisieren wollte, hätte ich auch was dagegen, wenn jemand schon im Vorfeld die Lautsprecher mit einer Armbrust zerschießt – oder die Köpfe von Anwälten. Ich brauche die Namen und Telefonnummern der Veranstalter.“
Berringer war sich gar nicht sicher, ob er seinem Klienten einen Gefallen tat, wenn er in diese Richtung weiterbohrte. Schließlich konnte es sein, dass sich Marwitz’
mutmaßliches Mordmotiv dadurch noch erhärtete – beispielsweise wenn sich herausstellte, dass man ihm bereits signalisiert hatte, dass er das Schützenfest gar nicht moderieren sollte und man vielleicht nur noch seine PA-Anlage hatte ausleihen wollen. Aber Berringer ging es um die Wahrheit. Wenn Marwitz versucht hatte, ihn aufs Kreuz zu legen, war er selbst schuld.
„Schreib ich Ihnen auf“, versprach Tanja Runge. „Die werden Ihnen bestätigen, was ich gesagt habe.“
„Hatte Ihr Vater Kontakt zu einer Rockergang, die sich MEAN DEVVILS nennt?“ Sie zögerte.
Berringer atmete tief durch. Na komm schon, deinem Vater kann die Wahrheit nicht mehr schaden, dachte er. Aber sie könnte helfen, seinen Mörder dingfest zu machen.
„Hat die Polizei nicht sogar unsere Konten deswegen überprüft?“, sagte sie schließlich. „Mit Einverständnis meines Vaters übrigens, weil die das so ohne Weiteres gar nicht gedurft hätten.“
„Weichen Sie mir nicht aus“, entgegnete Berringer. „Sie
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