Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Er war gesund, er hatte eine glückliche Kindheit auf dem Lande und mit uns beiden lief es auch sehr gut. Sagen Sie mir, weshalb ein Mann durchdreht, in dessen Leben doch wirklich alles zu funktionieren scheint! Selbst sein Ferrari war abbezahlt!"
Jo überlegte. So, wie sie das sagte, klang das tatsächlich ein bißchen merkwürdig. Aber wahrscheinlich lag es einfach nur daran, daß sie beide zu wenig über Brannigan wußten. Jo fragte sich, wie er ihr schonend beibringen konnte, daß er wahrscheinlich nicht der richtige Mann für ihre Angelegenheit war. Vermutlich wandte sie sich besser an einen Psychologen.
Aber als er sie da so sitzen sah, brachte er es nicht über sich. Und so fragte er: "Vielleicht sagen Sie mir einfach mal, was ich für Sie tun soll und ich sage Ihnen dann, ob es im Bereich meiner Möglichkeiten liegt!"
Sie nickte. "Okay", meinte sie und versuchte ein Lächeln, das ihr aber gründlich mißlang. Die innere Anspannung war ihr nach wie vor deutlich anzusehen. "Ich will, daß Sie herausfinden, was wirklich geschehen ist."
"Das steht doch sicher im Polizeibericht - und in etwas öffentlichkeitswirksamerer Form in den Zeitungsartikeln. Ich weiß nicht, was meine Nachforschungen da noch sollen."
"Ich möchte wissen, was wirklich geschehen ist, Mister Walker. Das Ende der Geschichte, das steht im Polizeibericht, aber so etwas geschieht nicht aus heiterem Himmel! Das kann mir niemand erzählen!" Sie hielt einen Moment lang inne und der Blick ihrer dunklen Augen ruhte auf Jos Gesicht. "Werden Sie die Sache übernehmen? Wie gesagt: Ich bin bereit, tief in die Tasche zu greifen! Aber das ist es mir wert!"
"Ich kann Ihnen nichts versprechen, Miss Carter."
"Das weiß ich. Trotzdem, versuchen Sie etwas herauszufinden."
Jo nickte. Und damit hatte er sich entschieden. Er war sich nicht sicher, ob er diese Entscheidung nicht bald schon wieder bereuen würde. Jedenfalls hatte ein flaues Gefühl dabei.
"Hat Walt Brannigan vielleicht Drogen genommen?"
"Nein."
"Niemals?"
"Niemals. Ich hätte das gemerkt."
"Auch nicht irgend welche Aufputscher, um mehr Leistung zu bringen? Sie sagten, er war sehr erfolgreich. Manchmal..."
"Nicht Walt!" schnitt sie Kommissar X das Wort ab.
"Haben Sie sonst irgendeinen Verdacht? Dann sagen Sie ihn mir am besten gleich."
"Nein."
"Ich nehme an, die Leiche ist obduziert worden?"
"Ja, aber was sollte man außer den Kugeln, die Walt getötet haben, noch finden?"
Jo zuckte die Schultern. "Das hängt immer ein bißchen davon ab, wonach man sucht!"
"Davon verstehe ich nichts."
"Wenn Sie mir noch Ihre eigene Adresse und die des Ingenieurbüros geben könnten, bei dem Walt Brannigan beschäftigt war."
"Natürlich."
Jo reichte ihr Zettel und Kugelschreiber. Während sie schrieb, fragte er dann: "Woher kam die Waffe, mit der Ihr Freund herumgeballert hat?"
"Er hatte sie immer im Handschuhfach."
"Weswegen? Wurde er bedroht?"
Sie zuckte die Achseln. "Ich weiß es nicht. Aber ist das heut' zu Tage so ungewöhnlich? Die einen haben abgezählte dreißig Dollar in der Tasche, um bei einem Überfall nicht die ganze Brieftasche abliefern zu müssen, andere tragen Reizgas bei sich oder besuchen Kurse in Selbstverteidigung."
"Und Walt Brannigan hatte eben eine Pistole, meinen Sie."
"Ja."
"Hat er sie zuvor schon einmal gebraucht?"
"Nein, nie."
"Sind Sie sicher?"
"Ich bin sicher. Sie lag immer nur im Handschuhfach. Ich habe sie einmal per Zufall dort gesehen. Das war noch ganz zu Anfang, als wir uns kennenlernten."
"Die Waffe war immer geladen?"
"Das weiß ich nicht."
Jo nickte. "Gut", meinte er. "Ich werde versuchen, etwas herauszufinden. Vielleicht überlegen Sie sich noch einmal, ob Sie Ihr Geld wirklich zum Fenster herausschmeißen wollen oder..."
"Glauben Sie mir, ich weiß, was ich tue!" erwiderte sie bestimmt.
"Okay."
Sie erhob sich. "Ich werde mich bei Ihnen melden, Mister Walker!"
*
"Besonders aufschlußreich ist der Untersuchungsbefund von Brannigans Leiche ja nicht gerade..." meinte Jo an Captain Tom Rowland gewandt, während er die entsprechende Mappe auf den Tisch legte. "Warum hat man keine weitergehenden Analysen angestellt?"
Der korpulente Rowland war Leiter der Mordkommission Manhattan C/II und seit vielen Jahren Walkers Freund.
Rowland verschluckte sich fast an seinem Kaffee und blickte Kommissar X stirnrunzelnd an.
"Soll das etwa Kritik sein?"
"Nur eine Frage unter Freunden, Tom!"
Der Captain atmete tief durch und meinte dann: "Der Arzt meinte,
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